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Wie die meisten anderen Comic Superhelden auch, kam auch der allseits beliebte Spiderman in einer aufgefrischten und runderneuerten Fassung auf die Leinwand zurück. Das sich ausgerechnet Sam Raimi diesem Projekt annahm mag zunächst verwunderlich klingen, zeigt aber letztlich nur, dass auch die Kultregisseure der 80er Jahre einmal erwachsen werden müssen. Wobei man bei Spiderman dann doch eher den Eindruck gewinnt, das sich ein hyperaktives Kind am Drehbuch ausgetobt hat.

Beginnt der Film zunächst noch auf eine wirklich interessante Art und Weise, wo sich viel Zeit gelassen wird, wird die Story zum Ende hin immer wirrer und verärgert einen eher als das sie unterhält.
Zunächst aber zum wie gesagt sehr gelungenen Beginn. Da sehen wir Peter Parker, der wohl das Paradebeispiel eines Losers ist. Schüchtern und zurückgezogen sind da wohl noch die freundlichsten Begriffe. Das ändert sich abrupt als er bei einer Exkursion in ein Forschungslabor von einer genetisch manipulierten Superspinne gebissen wird. Ab da beginnt er sich zu verändern, was nicht nur für einige durchaus gelungene Gags sorgt, sondern auch dafür sorgt, dass sich einem der Charakter erst langsam als Superheld offenbart und nicht bereits von Anfang an als strahlender Held dasteht. Natürlich braucht ein echter Held auch immer einen gleichwertigen Gegner, und der wird hier auch geboten. Willem Daffoe spielt Norman Osborne, der zum einen der reiche Vater von Peters bestem (und einzigem) Freund ist und zum anderen an einem Projekt arbeitet, das eine Art Superwaffe darstellt, zu der es auch gleich noch die passende Rüstung gibt. So das der gute Mr. Osborne schon bald als wahnsinniger Grüner Kobold die Stadt unsicher macht und alles in Schutt und Asche legt.
So dann fehlt ja nur noch die passende Frau, für die unser Held schwärmt, die aber nie seine wahre Identität erfahren darf. Warum sie die nie erfahren darf wird mir zwar immer ein Rätsel bleiben und wirkt hier am Ende des Films als sie ihm in seiner "Alltagsform" die Liebe gesteht und er sie zurückweist einfach nur unlogisch und erzwungen. Also diese Frau ist jedenfalls Mary Jane, die von der wie immer bezaubernden Kirsten Dunst gespielt wird. Auch hier darf natürlich nichts fehlen. Sie ist beliebt, erfolglos und hat in ihrem Elternhaus nur Stress. Zudem ist sie später auch noch mit Peters bestem Freund zusammen, dessen Vater ja der Grüne Goblin ist, aber so weit waren wir ja schon.

Also aus diesem Mischmasch aus Beziehungen und Klischees versucht Sam Raimi einen in sich schlüssigen Film zu erschaffen, scheitert aber letztlich dabei. Wenn auch nicht an seinen Charakteren, na ja zumindest nicht hauptsächlich, sondern eher daran das man zum Finale hin wohl noch mal zeigen wollte was man tricktechnisch so alles zu Wege bringt und Spiderman kurzerhand in eine Art Hulk verwandelt, der auch mal kurz mit einer Hand eine vollbesetzte Gondel mit einer Hand festhält. Anschließend gibt es noch ein eher lahmes Finale mit dem Goblin, das aber eher für ein müdes Gähnen und enttäuschte Zuschauer sorgt. Da wird in billigen Kulissen noch ein wenig gekämpft, eher sich der Böse mit seiner eigenen Waffe vernichtet. Innovation ist wirklich was anderes.

Überhaupt hat man sich bei den Tricks teilweise erstaunliche Mühe gegeben, so etwa bei den Szenen in denen sich Spiderman durch New York schwingt, andererseits wirken manche Szenen dann aber wieder einfach zu künstlich zu unecht und wollen nicht so recht in das Gesamtbild passen, erwähnt sei hier nur einmal der Kampf im brennenden Haus oder die Balkonszene, in der Spiderman seine Mary Jane grade noch so retten kann.

Die Darsteller wirken manchmal etwas verloren, auch wenn man durchaus eine tolle Besetzung gefunden hat. Tobey Maguire als Peter Parker ist wohl die Idealbesetzung und man nimmt ihm insbesondere die Szenen in denen er den schüchternen Jungen spielt problemlos ab. Auch als Spiderman weiß er durchaus zu überzeugen. Willem Dafoe spielt großartig, auch wenn er teilweise gewaltig übertrieben spielt. Hervorzuheben ist sicher seine Leistung in der im Zwiegespräch mit sich selbst seine gute und böse Seite miteinander streiten lässt. Kirsten Dunst hat zwar eine wenig dankbare Rolle, kann sich aber doch achtbar aus der Affäre ziehen.

Was Sam Raimis vergangene Filme auszeichnete waren Mut zu außergewöhnlichen Kameraperspektiven, egal ob in den Tanz der Teufel Filmen oder später in "Schneller als der Tod", Darkman oder The Gift, immer konnte man sich sicher sein das Raimi einen mit ungewohnten Perspektiven überraschte. In Spiderman vermisst man leider manchmal diesen Blick für das Außergewöhnliche, zu sehr biedert sich der Film technisch dem Mainstream Standard an, als das er hier aus einer Masse hervorstechen könnte. Auch der Soundtrack bietet da wenig Neues.

Man wird den Eindruck nicht los, das Sam Raimi hier auf einen Film gedreht hat, der absolut auf Nummer sicher geht und sich jeden Überraschungsmoment verbittet. Tricktechnisch ist wirklich etwas Großartiges gelungen, aber irgendwie fehlt einfach etwas. Dazu kommt noch eine Story, die nach anfänglichen Stärken zum Ende hin immer mehr nachlässt und einen oftmals eher kopfschüttelnd da sitzen lässt als einen zum Mitfiebern aufzufordern. An den Darstellern lag es dabei sicher nicht. Bleibt nur zu hoffen das Sam Raimi sich bei Teil2 nicht darauf verlässt einen weiteren Standard Mainstream Film zu drehen, sondern wieder mehr Mut zu seinem eigenen Stil findet. 6,5 von 10 Punkten.

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