Auch wenn "X-Men" und "Blade" bereits 2 erfolgreiche Marvel-Verfilmungen waren, so ging es eigentlich erst so richtig im Jahre 2002 los, als der berühmte Spinnenmann auf die Leinwand gezaubert wurde. Damit wurde ein neues Zeitalter erschaffen, welches bis heute anhält : Die allseits beliebten Superhelden-Verfilmungen. Der sympathische, blau-rote Spinnenmann wurde damals mein absoluter Lieblingsheld, bis er eines Tages vom überragenden "Nolan-Batman" und vom charismatischen Robert Downey Jr. als Iron Man abgelöst wurde. Nun bekommt auch Spider-Man ein sehr gewagtes Reboot und man darf gespannt sein, ob die Neuverfilmung einen ähnlichen Knall auslösen wird, wie einst "Batman Begins". Heute geht es aber um die erste große Verfilmung, die wie bereits erwähnt im Jahre 2002 das Licht der Welt erblickte und einen Riesen-Erfolg feiern konnte. Ausgerechnet Horror-Experte Sam Raimi nahm sich dieser Verfilmung an und heftete sich auch gleich an die beiden Fortsetzungen an. Spider-Man bleibt auch heute für mich einer der besten Superhelden-Verfilmungen überhaupt, auch wenn der Film weit entfernt von einer raffinierten Vielschichtigkeit wie "Batman" ist. Aber wie das bei den Marvel-Verfilmungen halt so ist, sie wollen unterhalten und das tun die meistens auf höchstem Niveau und liefern uns bis heute tolle Helden, mit tollen Effekten und einer ordentlichen Portion Humor.
Peter Parker ist ein schüchterner, zurückhaltender, ruhiger und intelligenter Junge, Brillenträger und Außenseiter. Bei einer Schultour wird er von einer radioaktiven Spinne gebissen und erhält fortan Superkräfte. Ausgestattet ist er nach dem Biss mit einem Traumkörper, hat feine Spinnensensoren und kann die Hauswände hoch klettern. Noch dazu kann er Spinnennetze direkt aus der Hand (anders als im Comic oder der Zeichentrickserie) schießen und sich so durch die wunderschöne Stadt New York schwingen. Anfangs weiß er nicht, wie er mit seinen Kräften umzugehen hat, doch als sein Onkel bei einem Raubüberfall erschossen wird, beschließt Peter Parker als Spider-Man die Stadt vor dem Verbrechen zu beschützen. Stets im Hinterkopf hat er die Worte seines Onkels : "Aus großer Kraft folgt große Verantwortung". Doch auch auf der Gegenseite bahn sich ein übermenschliches Ereignis an. Der Firmenboss Norman Osbourne wird bei einem missglückten Selbstversuch zum "Green Goblin" und wird von Minute zu Minute wahnsinniger und verliert immer mehr die Kontrolle über sich selbst. Nun muss also Spider-Man den grünen Kobold aufhalten und die Stadt beschützen und kämpft dabei um Leben und Tod. Aber auch privat hat Peter Parker mit einem Problem zu kämpfen : Er ist hoffnungslos in seine Nachbarin "Mary Jane Watson" verliebt und wünscht sich nichts Sehnlicheres, als mit ihr zusammen zu sein. Doch die Liebe zu Mary Jane wird durch den "Green Goblin" eine lebensgefährliche Gefahr.
Es dauert keine 20 Minuten bis hier die Rollen klar verteilt sind. Peter Parker ist Spider-Man und lebt seine neue Macht aus, während Osbourne zum Widersacher mutiert und seinen Racheplan schmiedet. Es dauert dennoch ziemlich lange bis es zum ersten Kampf zwischen Spidey und dem Kobold kommt. Vorher beschäftigt sich der Film sehr intensiv um Peter Parker als Menschen und wie sehr er sich ein Zusammenleben mit M.J. wünscht. Zudem bekommen wir viele lustige, aber auch dramatische Szenen geboten, in denen Peter lernt mit seinen Kräften umzugehen. Ok, man muss ganz ehrlich sagen, dass die Effekte aus heutiger Sicht natürlicher eher mau sind, doch aus damaliger Sicht, war der Film ein echter Augenschmaus. Die Kämpfe sind bombastisch gut inszeniert, hier spürt man noch rein gar nichts von einer Wackelkamera und das Finale wird nicht künstlich in die Länge gezogen sondern konsequent gut zu Ende gebracht. Etwas gewöhnungsbedürftig war das Kostüm vom grünen Kobold, das etwas zu eindimensional aussieht, zumal der Kobold in der Serie eine wesentlich realistischere Maske trug. Aber man gewöhnt sich eigentlich nach einiger Zeit an diesen Look, was nicht zuletzt an der überragenden Stimme von Willem Dafoe liegt. Was mich hingegen immer wieder zornig macht ist, dass es tatsächlich Leute gibt, die diesem Film wegen einer einzigen Szene nur 1/10 Punkten gegeben haben. Spider-Man hält kurz an einer amerikanischen Flagge an (dies wird übrigens Tradition in den Spider-Man Filmen). Wie lange hält er an dieser Flagge an? Genau, nicht mal für 2 Sekunden! Deshalb denke ich nicht einmal dran, dem Film das auch nur in irgendeiner Form anzukreiden.
Mit Tobey Maguire hat man vielleicht optisch nicht den passendsten Schauspieler genommen (Peter Parker ist wesentlich maskuliner und breiter), dafür liefert er aber schauspielerisch eine wirklich tolle Leistung ab. Klar, Peter Parker ist hier überhaupt nicht identisch mit dem Parker aus der Serie oder dem Comic, aber das muss er ehrlich gesagt auch nicht sein. Tobey Maguire spielt seinen ganz eigenen Parker und macht das auf höchster Linie überzeugend und für mich IST Maguire Spider-Man so wie Stallone Rocky ist und daher muss Andrew Garfield schon enormes leisten um mich als neuen Spider-Man zu überzeugen. Kirsten Dunst spielt Mary Jane und sie ist eine Traumbesetzung. Sie ist eine sehr vielfältige Schauspielerin, die immer mit vollem Einsatz agiert und permanent eine überzeugende Leistung abliefert, ja auch wenn sie nichts weiter tun muss als zu kreischen, während sie vom Kobold massakriert wird. Der großartige Willem Dafoe darf hier den Bösewicht verkörpern und wer wäre bitte besser für die Rolle geeignet als er? Schon Dafoes Gesicht hat etwas sehr dämonisches und bedrohliches und durch seine überragende Schauspielkunst wird er zum perfekten Gegenspieler für Spider-Man. Auch Rosemary Harris ist ideal besetzt als sympathische und sehr warmherzige Tante May, die schon sehr stark an die Tante May aus der alten Zeichentrickserie erinnert. Auch den damals noch pubertierenden James Franco darf man hier nicht außer Acht lassen, der hier zwar noch nicht völlig glänzt, aber in den weiteren Filmen zu einer enorm wichtigen, und schauspielerisch herausragenden Figur wächst. Immer wieder witzig mit anzusehen ist der Cameo-Auftritt von Bruce Campbell, dem Hauptdarsteller aus der Tanz der Teufel Reihe, wo Sam Raimi ebenfalls Regie führte. Auch dieses "Phänomen" wird zur Tradition, denn Campbell hat in jedem Spiderman-Teil von Raimi einen Cameo-Auftritt und das immer in einer jeweils anderen Rolle.
Sollte es da draußen noch irgendjemanden geben, der Spider-Man noch nie gesehen hat, der kann einfach kein Superhelden-Fan sein. Spider-Man zählt für mich zu den bedeutendsten Verfilmungen innerhalb dieses Genre und wird von mir sicherlich auch noch in Jahrzehnten eine klare Kaufempfehlung verpasst bekommen. Ok, vielleicht sollte man kein radikaler und völlig intoleranter Fan vom Comic sein, denn da könnte man sonst Probleme mit der Darstellung des Peter Parkers bekommen. Ansonsten ist das hier aber, wie mehrfach betont, knallharte Pflichtlektüre!
Fazit : Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft begeistert auch noch nach 10 Jahren. Grandioser Einsteig mit tollen Schauspielern und damaligen tollen Effekten, die heute etwas eingerostet wirken.
9/10