Review

Die Liste der Comicverfilmungen ist lang: Batman, X-Men, Spawn, Blade, Dick Tracy, Captain America, Die fantastischen Vier, Hulk, The Shadow, Judge Dredd und noch viele andere.
Doch wo man auch gesucht hat, Spiderman war nie in dieser Liste zu finden (wenn man von einer billigen Produktion aus den 70ern absieht).
Und das obwohl Spiderman zu den erfolgreichsten Comics aller Zeiten gehört. Dies ändert sich nun. Mit Spiderman kommt diesen Sommer ein gewaltiges Spektakel auf uns zu. So gewaltig, dass sich selbst Star Wars Episode II und Men in Black 2 warm anziehen müssen.
Für alle, denen die Story unbekannt ist einen (diesmal wirklich) kurzen Einblick in die Geschichte Spidermans.

Story:
Peter Parker ist eigentlich ein ganz normaler Junge, ein Durchschnittstyp. Er ist nicht sonderlich sportlich, trägt eine Brille und ist ein ziemlicher Pechvogel. Bei denen Mädchen ist er auch nicht gerade beliebt und von seinen männlichen Schulkameraden wird er immer gehänselt.
Seit er sechs Jahre alt ist, ist er in die schöne Mary Jane Watson verliebt, leider stößt er nicht gerade auf Gegenliebe.
Als Peter bei einem Schulausflug von einer genmanipulierten Spinne gebissen wird, ändert sich die Welt schlagartig für ihn.
Zunächst fühlt er sich krank, doch am nächsten Tag bemerkt er merkwürdige Veränderungen an seinem Körper. Er kann auf einem ohne Brille sehen und seine Körper strotz nur so vor Muskelkraft. An seinen Hände bleibt alles kleben und als er sein Handgelenk in der Schulkantine auf besondere Art bewegt, verschießt es ein Netz, was zu einer Konfrontation mit Mary Janes derzeitigen Freund Flash führt. Wo Peter früher hoffnungslos unterlegen war, besiegt er seinen Gegner nun mit Leichtigkeit.
Verstört verlässt er die Schule. Doch damit nicht genug. Peter kann plötzlich auch Wände hoch klettern und problemlos über Häuserdächer springen.
Peter merkt, dass er mit seinem Kräften die Möglichkeit hat, etwas großes zu tun und beschließt sie im Kampf gegen das Verbrechnen einzusetzen. Er selbst gibt sich den Namen: „Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft“, doch für die New Yorker Bewohner ist er einfach nur „Spiderman“.

Etwa zur gleichen Zeit führt der Wissenschaftler Norman Osborn, Vater von Peters bestem Freund Harry, ein Selbstexperiment durch, trotz aller Warnungen seines Assistenten. Der Versuch glückt sozusagen und Norman mutiert zum Grünen Kobold. Die Substanz, der er sich selbst ausgesetzt hat, bewirkt zwar eine enorme Steigerung der Muskelkraft, führt aber gleichzeitig aber auch zur Steigerung der Aggression und Gewaltbereitschaft.
Von nun an hat es der Grüne Kobold es sich zur Aufgabe gemacht seine finsteren Interessen mit allen Mitteln durch zusetzen und die unschuldige Bevölkerung New Yorks auf seinem Gleiter zu terrorisieren, was ihm zum Erzfeind Spidermans macht.
Zu dumm, dass der Grüne Kobold Spidermans Identität hinter der Maske kennt...

Was mir gefallen hat:
Nach mehreren erfolgreichen (Batman, X-Men) und weniger erfolgreichen (Spawn, The Shadow) Comic-Real-Verfilmungen hat es nun auch Spiderman nach 40-jährigen Comicdasein auf die Leinwand geschafft. Und das mit Pauken und Trompeten. Bei seinem Kinostart in den USA brach Spiderman sämtliche Rekorde. Das derzeitige (US) Einspielergebnis liegt bei stolzen 354 Millionen $ und ein Ende ist nicht abzusehen. Für Teil 2 sind schon alle Verträge unterzeichnet. Im Jahr 2004 soll das haarsträubende Abenteuer weiter gehen. Tobey Maquire und Kirsten Dunst wieder in den Hauptrollen und, wie könnte es auch anders sein, Sam Raimi auf dem Regiestuhl.
Dabei taten sich die Studiobosse mit der Wahl des Regisseurs anfangs recht schwer. Zunächst wollte „Sieben“ und „Panic Room“ Regisseur David Fincher den Spinnenmann durch die New Yorker Häuserschluchten schwingen lassen, doch verblüffenderweise entschied man sich für dem, beim breiten Publikum eher unbekannten, Regisseur Sam Raimi. Den welcher Regisseur könnte besser sein, als einer, der mit einem Spidermanposter über seinem Bett aufgewachsen ist?
Raimi wiederum verblüffte die Studiobosse mit der Wahl seines Hauptdarstellers, den Tobey Maquire wird der allgemeinen Vorstellung eines Superhelden nicht gerade gerecht.
Aber, wie man sich doch immer wieder irren kann!

Tobey Maquire verkörpert sowohl die Rolle des schüchternen Peter Parkers als auch die des coolen Superhelden absolut überzeugend. Mir würde spontan kein besserer Schauspieler für diesen Part einfallen. Bekannt geworden ist der 26-jährige in den letzen Jahren durch Filme wie „Pleasantville“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ und „Die Wonderboys“. All diese Filme haben eins gemeinsam: Maquire verkörpert darin alles andere als einen Helden.
Auch zu Beginn von Spiderman wird man Peter Parker kaum als einen solchen ansehen. Er ist halt der nette Junge von nebenan. Jemand den jeder kennt, aber keiner so richtig ernst nimmt. Er ist sozusagen der Trottel der Nation, auf dem man rumtrappeln und über den man sich lustig machen kann.
Umso erstaunlicher erscheint dann sowohl die körperliche (Maquire hat zuvor mächtig trainiert), als auch geistige Entwicklung des jungen Peter Parker. Durch seine neu erworbenen Kräfte eröffnen sich für ihn auf einmal ungeahnte Möglichkeiten. Aber trotz alledem bleibt Peter, der nette junge Mann, mit den gleichen Problemen wie vorher.

William Dafoe ist häufigen Kinogängern als Bösewicht auch kein unbeschriebenes Blatt mehr. Sei es nun „Das Kartell“ oder „Speed 2“, in Sachen „Böse-Sein“ hat er schon reichliche Erfahrungen gesammelt.
Er macht seine Sache immer wieder gut, um nicht zu sagen sehr gut. Um es auf den Punkt zubringen: Er ist die Idealbesetzung des oberfiesen Fieslings „Grüner Kobold“ oder im Englischen „Green Goblin“.
Durch einen riskanten und voreiligen Selbstversuches zum Grünen Kobold mutiert, wohnen fortan zwei Seelen in seiner Brust. Zum einen der schon genannte Grüne Kobold, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist auf seinem Gleiter umherzurasen und Unschuldige zu terrorisieren und zum anderen der ehrgeizige Wissenschaftler und Vater eines Sohnes Norman Osborn, der eigentlich alles andere, als ein kaltblütiger Mörder ist. So versucht er sich anfangs noch seiner „schlechte Seite“ zu widersetzen, unterliegt ihr letzen Endes jedoch.

Kirsten Dunst ist in der Rolle der Mary Jane, Spidermans heimlicher, großer Liebe zu sehen. Obwohl sie erst 20 Jahre alt ist, gehört sie in der Filmbranche schon zu den alten Hasen.
Mit 12 Jahren verblüffte sie neben Tom Cruise und Brad Pitt im Horrorfilm „Interview mit einem Vampir“ sowohl Publikum, als auch Kritiker und machte gehörig auf sich aufmerksam.
Viele weitere Rollen folgten, darunter auch
Auch sie ist die perfekte Besetzung und spielt den Part der Mary Jane mit Bravour.
Genau wie Spiderman und der Grüne Kobold hat sie zwei Seiten, die sich allerdings nicht in Superkräften äußern.
Für die meisten ist sie einfach das hübsche Mädchen, das allem und jedem gefallen möchte, gern auf Parties geht und von einer Theaterkarriere träumt.
Doch eigentlich fühlt sich unglücklich. Sie hat große Probleme zuhause, vor allem mit ihrem Vater, sie wird von den meisten Jungen nur ausgenutzt. Ihr Traum von einer Karriere platzt und sie muss als Bedienung in einem Fast Food Restaurant arbeiten.

Glücklicherweise hat Sam Raimi auf ein pures Actionfeuerwerk verzichtet und sich der Figuren und ihre Entwicklungen im Film angenommen. So dümpelt die Story nicht einfach nur stumpf als schmückendes Beiwerk dahin, sondern ist ein wichtiger Bestandteil des Filmes. Ein Merkmal, dass Spiderman aus der Masse der Comicverfilmungen angenehm herausstechen lässt. Natürlich will Spiderman auch unterhalten und er tut es auch zur Genüge. Doch bekommt der Zuschauer einfach mehr geboten, als ein paar schön anzusehende Actionszenen und ein Held der zwischen Frühstück und Mittag mal eben die Welt rettet und dabei nur müde lächelt.
Das Sam Raimi ein Händchen für gute Storys besitzt, hat er schon mit „Ein einfacher Plan“ bewiesen. Das er sich auch in Sachen Spannung und Action versteht, zeigen „Darkman“ und „Tanz der Teufel“.
Er beweist mit seinem Film, dass eine gute Story und viel Action kein Gegensatz sind.
So verbindet Raimi eine intelligente Story, mit einer romantischen Liebesgeschichte und mischt diese mit einer gehörigen Portion Action und einer kleinen Brise Tragik. Und das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen.

Das größte Augenmerk liegt wahrscheinlich auf den erstklassigen Spezial-Effekten und der rasant in Szene gesetzten Action. Am interessantesten sind wohl die Szenen, in denen man Spiderman bei seiner doch eher unkonventionellen Fortbewegungsweise bewundern kann. Und dies sieht immer wieder klasse und atemberaubend aus, wie es viele aus dem Trailer schon kennen.
In einigen Szenen schwingt jedoch weder Tobey Maquire, noch sein Stuntman durch den New Yorker Dschungel, sondern ein komplett aus dem Computer stammender Spiderman, so z.B. in der Szene wo Spiderman sich zwischen Taxis und anderen Autos durch die New Yorker Straßen schwingt. Ein Unterschied zwischen Mensch und Animation lässt sich nicht erkennen.
Neben dem Schwingspektakel hat Spiderman natürlich auch noch mehr in Sachen Action zu bieten. Für die ist selbstverständlich der liebe Herr Kobold zuständig. Mit seinem Gleiter saust er durch die Lüfte und jagt mit seinen kleinen technischen Spielereien so ziemlich alles in die Luft, was ihm im wegsteht, so z.B. die Vorstandsmitglieder, die ihn aus seiner eigenen Firma werfen wollten.
Dies alles zeigt mal wieder, wie unerlässlich der Computer für die heutigen Filmemacher ist. Ohne Computer wäre Spiderman wohl kaum realisierbar gewesen.

Neben der ganzen Action hat Spiderman natürlich auch noch mehr zu bieten Wie schon erwähnt beschäftigt sich der Film eingehend mit seinen Figuren. So erfährt der Zuschauer am Anfang eine Menge über Peter Parker und Co. Man versteht die Handlungsweisen der Figuren besser. Wieso z.B. verwendet Peter Parker/Spiderman ein Großteil seiner Zeit damit, völlig fremden zu helfen? Dies lässt sich mit dem letzen Gespräch zwischen Peter und seinem Onkel erklären, kurz bevor dieser ermordet wird. Dieser erzählt Peter, durch große Kraft entstehe auch große Verantwortung, ein Satz, dessen Bedeutung sich durch den ganzen Film zieht.

Und auch die Romantiker kommen in diesem Film nicht zu kurz, denn da wäre dann noch Peter Parkers heimliche Liebe Mary Jane, die für den einen oder anderen romantischen Touch sorgt. Ihre Auftritte erinnern ein wenig an die Prinzessin in Not, die von einem tapferen Prinzen gerettet wird. Dieser Prinz entpuppt sich selbstverständlich als Spiderman, der sie immer letzen Moment rettet, mit ihr durch New York schwingt, um sie dann auf einen Dach mit schönen, romantischen Garten absetzt und sich kopfüber im Regen von ihr küssen zu lassen. Ich bin zwar kein Fan solcher Szenen, aber sie passen gut in den Film und sind eine schöne Abwechslung nach einen actiongeladenen Heldentag.

Und für die Komiker unter uns gibt natürlich auch etwas zu lachen. Zwar nicht soviel wie in Batman, aber mehr als in X-Men. Besonders zu Beginn, wenn Peter Parker, seine Superkräfte entdeckt und erforscht, hat der Zuschauer viel zu lachen. So schießt Peter z.B. ungewollt seine Netze in der Schulkantine ab und trifft dabei ausrechnet seinen Lieblingsfeind Flash. Auch der erste Schwingversuch wird unsanft von einer im wegstehenden Wand gestoppt.
Die lustigste Szene kommt allerdings am Schluss des Filmes. Diese werde ich natürlich jetzt nicht verraten. Nur soviel sieht hat mit dem Ausruf „Oh“ zu tun.

Ein letzter erwähnenswerter Punkt dürfte der geniale Soundtrack sein. Neben dem schon in allen Ohren tönenden Titellied „Hero“ von Chad Kroeger (dem Sänger der Band Nickelback), sorgen unter anderem auch Macy Grey (mit einem Kurzauftritt im Film), Aerosmith und Sum 41 für die passende musikalische Untermalung.

Was ich nicht so toll fand:
Neben rasanter Action im Comicstil bemüht Spiderman sich auch ein bisschen Herzschmerz in den Film zu bringen. Dies ist an sich nicht tragisch, doch an manchen Stellen rutscht diese aber leider stark in die Kategorie „Schnulze“ ab und löst anstatt Tränen oder Glücksseufzer nur ein müdes Kopfschütteln aus. Ja, ja, Helden haben es schon schwer. Da diese Szenen allerdings nur ein sehr kleinen Teil des Filmes ausmachen, bleibt es bei der 5-Sterne-Bewertung.

Fazit:
Rasant, atemberaubend, einfach hin- und mitreißend. Spiderman ist der neue kultige Star in der Riege der Comicverfilmungen.
Diesen Film muss man einfach gesehen haben. Am besten im Kino, denn da kommen die tollen Effekte erst richtig zur Geltung.

2 kleine Anmerkungen zum Schluss:
Lange war es noch nicht sicher, doch jetzt ist es doch geschehen: Die Szene mit dem World Trade Center wurde aus der fertigen Fassung herausgeschnitten. Die Szene zeigt, wie Spiderman ein riesiges Netz zwischen den beiden Türmen spinnt und somit einen Hubschrauber aufhält, der sich in dem klebrigen Netz verfängt.
Sam Raimi wollte die Szene in Gedenken an den 11.9. September beibehalten, wurde aber von den Studiobossen gezwungen die Szene nachträglich aus seinem Film zu entfernen.
Einen Entschluss, den ich so nicht nachvollziehen kann. Es gibt unzählige Filmen, in denen das World Trade Center zu sehen ist. Diese Filme werden doch auch nicht geschnitten. Oder will man dies etwa noch nachholen?

Für alle Computer- und Videospielfans: Das Spiel zum Film ist zeigt gleich mit dem Kinostart für Computer, Play Station 2 und Gamecube erschienen.

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