Die bisher beste Comic-Verfilmung, muß man sagen.
Die Story dürfte allen bekannt sein, deshalb will ich ein paar Worte sagen zur Umsetzung.
Tobey Maguire ist die ideale Besetzung, keine Frage, da Peter Parker in den ersten Heften auch kein Muskelberg ist und auch kein Draufgänger, einfach ein netter Junge halt, der intelligent ist, bei den supercoolen Mitschülern aber auf Ablehnung stößt.Auch bei Frauen kommt er nicht an, seine große Liebe Mary Jane, die ihn seit der Kindheit kennt, findet ihn einfach nur nett.
Als er die Superkräfte erhält, geht er kindlich damit um, benutzt sie um an Geld zu kommen.Ein infantiles, naives Grinsen breitet sich auf Peters Gesicht ab.
Fortan testet er seine Kräfte erstmal auf Hausdächern, da er die volle Spannweite seiner neuen Fähigkeiten erkennen will.Maguire spielt die kindliche Freude Parkers über seine Überlegenheit, die sich im Kampf mit Erzfeind Flash Tompson zeigt, wirklich gut. Der Zuschauer bekommt das Gefüh genau nachvollziehen zu können, was es bedeutet solche Macht zu haben.
Natürlich zeigt der Film nicht nur actionreiche Handlung, sondern hält auch moralische Hinweise bereit, die "Spiderman" von vielen anderen Comic-Filmen abhebt:
"Mit großer Macht kommt auch große Verantwortung" sagt sein Onkel Ben zu Peter und gibt dem Film eine zusätzliche Dimension, die sich von der üblichen Schwarz-Weiß-Malerei "Gut gegen Böse" deutlich abhebt.
Außerdem ist Spiderman kein perfekter Typ, der Robin Hood für die Schwachen spielt, sondern erstmal mit seinen eigenen Problemen fertig werden muß.Auch das zeigt sich durch Maguires vorzügliches Spiel.Die Szene in der sein Onkel Ben stirbt ist sehr bewegend dargestellt und gut gespielt.
Man muß sagen, dass ein paar Unterschiede und Veränderungen, die an der Vorlage vorgenommen wurden nicht unbedingt negativ sind.Hier schießt Peter jetzt die Spinnweben aus den Adern heraus, und nicht mehr wie im Comic aus selbst angefertigten Netzsprühern. Das ist allerdings doch ein Wehrmutstropfen, da im Kampf auch mal die Netzpatronen ausgehen und damit zusätzliche Probleme für Spiderman auftreten, die nun im Film nicht stattfinden können.Die Sprüher machen ihn menschlicher,zeigen dass er immer noch ein Mensch ist, der sich um sich selbst kümmern muß, und nicht der Superheld.Auffällig ist dieses Manko alerdings nicht.
Auch die Tatsache, dass im Film Onkel Ben auf der Strasse stirbt und nicht wie im Comic im eigenen Haus, ist nicht störend, da es darum geht, den Reifeprozeß Peter Parkers sichtbar zu machen, den er durch die Worte seines Onkels durchmacht.
Der Film besticht durch Detailfreude, Nebenfiguren wie Flash Tompson, der mit Mary Jane zusammen ist, lassen große freude an diesem Film aufkommen. Auch Vorrausdeutungen kommen vor, so spricht Peter an einer Stelle von Dr.Connors, für den er Experimente macht.Kenner des Comics wissen, dass aus Dr.Connors bald Lizard wird, der zu Spidermans Feind wird.Man kann der IMDB entnehmen, dass der auch in Spiderman II der Feind sein wird, neben Dr. Octopus.
Das Motiv, dass Spidermans Familie immer dran glauben muß, durch ihn und seine neue Existenz( der Goblin bedroht seine Tante und Mary Jane, nachdem er erfahren hat, dass Peter Spiderman ist), wird genau umgesetzt und mehrmals erwähnt. Auch hier besteht ein enger Zusammenhang zum Comic.
Herrausheben muß man eindeutig Willem Dafoe.In "Shadow of the Vampire" noch großartig als dämonischer Max Shreck, nun als grüner Goblin, der Spidermans Identität kennt und damit zu Spidermans größtem Feind wird. Wenn Norman Osborn sich zum Kobold verwandelt oder Halluzinationen bekommt, dann nimmt man dies Dafoe ab.Er ist dank seines unglaublichen Gesichtes mit Klaus Kinski zu vergleichen, der auch schon ganze Filme rettete, nur durch seine Mimik.
Alle sind gut gecastet, auch Mary Jane ist gut besetzt.
Allerdings ist sie unsymphatisch, da sie immer auf die Coolen steht und nur am Schluß, wo sie merkt, dass sie Spiderman nicht kriegt, sich eben mit Peter Parker zufrieden gibt.Außerdem nervt die Lovestory manchnmal, Passagen, in denen Peter Liebesschwüre auspricht sind meist langwierig und zäh.
An einer Stelle gibt es die Szene, wo der Kobold mit Spiderman verhandelt, da lehnt er sich cool gegen einen Schornstein.Das wirkt schon ein bißchen abgedreht, es sieht aus als unterhielten sich 2 Freaks in der Kaffepause.
Auch die Tatsache, dass Peter Parker dass Kostüm, was in sich ja komplex erscheint, auf Anhieb selber zeichnet , wirkt unrealistisch.Aber das erste Kostüm, dass er beim Boxkampf trägt, entschädigt für alles, da es so dämlich aussieht und für sich schon ein Brüller ist.Auch das läßt Peter Parker nicht als unfehlbaren Helden aussehen, sondern zeigt das Kindliche in ihm.
Auch die Regel, im ersten Teil einer Comicreihe nur einen Feind anzuführen wird hier eingehalten.Genau wie in "Batman" steht hier im Vordergrund, wie sich der Held entfaltet und entwickelt, wobei in "Spiderman" ja erst ein Held geboren wird.In den folgenden Teilen werden,da bin ich mir sicher, immer 2 Feinde auftreten.Ich hoffe allerdings, dass die Reihe "Maximum Carnage" aus den Comics auch dazugehören wird, denn die ist nicht nur verdammt blutig, sondern auch sehr actionreich.Es geht um einen Häftling, der in Verbindung mit einem Symbionten kommt, derselbe, der auch Eddie Brock zu Venom machte.Der nutzt seine Kräfte um Macht zu erlangen und killt Leute auf splattrig, blutige Art und Weise.
Erst einmal wurde hier ein charmanter Film geschaffen und der Auftakt in eine aufregende Filmreihe gegeben, die noch viele Überraschungen bereit halten wird.
Sehr empfehlenswert für Spidey-Fans, aber auch für normale Kinofreaks.
Action, Drama und Comic wir hier mit einer gehörigen Portion Komik verbunden ("Du bist nicht Superman, weißt du?"), die auch nicht Comic-Fans überzeugen wird.
10/10 Punkten.