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Es gab schon immer den Wunsch der Filmindustrie, populäre Comics in Filmform auf die Kinoleinwand zu bringen. Doch das ging fast immer schief, denn die völlig andere Art der Erzählform (Comics holen sich ihre Effekte oft aus totalen Zeit- oder Ortsprüngen) ließ sich nicht in einen linearen Stil übertragen.

Außerdem kannten die Comics keine Grenzen – Superhelden, Zeitsprünge oder Riesenkatastrophen ließen sich leicht umsetzen - erst seit die Computertechnik Einzug in das Filmschaffen gehalten hat, wirken „Spiderman“und andere Adaptionen nicht mehr nur wie gutgemeinter Trash.

Dabei bietet sich die Spinne-Historie im Gegensatz zu vielen anderen Comicserien geradezu als Filmstoff an, denn hier steht eine Figur im Mittelpunkt, deren Seelenleben wirklich bis ins Innerste ausgeleuchtet wird.

Nur darf dabei nicht vergessen werden, daß sich der Comicliterat Stan Lee und zu Beginn Steve Ditko als Zeichner sehr viel Zeit dabei gelassen haben.

Natürlich stand die Grundidee von vornherein fest und der Beginn des Films übernimmt auch leicht modernisiert die komplette Geschichte des ersten Heftes, daß 1961 erschien :

Peter Parker(sehr passend Tobey McGuire) ist das wissenschaftliche Genie an seiner New Yorker High School. Da er dazu auch noch über sämtliche anderen Merkmale des üblichen Klassenstrebers wie Brille, ständiger schulicher Eifer und Unsportlichkeit verfügt, gibt er ein veritables Feindbild ab – das war 1961 nicht anders als heute.

Doch gleich zu Beginn wird er von einer mutierten Spinne (im Original war sie radioaktiv, aber das ist heute nicht mehr zeitgemäß) gebissen mit den bekannten Folgen.

Sam Raimi macht nach diesem Auftakt genau das Richtige und verläßt sofort die zeitliche Abfolge der Comicserie. Diese ließ sich jahrelang Zeit, Figuren wie Mary Jane Watson (Kirsten Dunst) oder Parkers Freund (James Franco)und seinen Vater Norman Osborne (Willem Defoe) einzuführen.

Zwar tauchte der „Grüne Kobold“ als Feind schon in einem der ersten Hefte auf, aber die Comicautoren ermöglichten über die Jahre eine immer weiter gehende Verfeinerung der Charaktere und diese nutzt Raimi von Beginn an.

Wenn man bedenkt, daß die Szene mit dem „Grünen Kobold“ auf der Brücke am Ende des Films erst in Nr.118 der Comicserie stattfindet, dann kann man erkennen, daß Raimi auf nahezu 10 Jahre Entwicklung zurückgreift.

Und das muß er auch, denn die Geschehnisse um den privaten Peter Parker, seine Highschool Zeit mit der Auseinandersetzung mit Flash Thompson, der Beginn des Studiums an der University , sein Auszug aus der Wohnung seiner Tante Mae und sein Job als Fotoreporter bei J.J.Jameson (der wirklich wie eine Comickopie wirkt) wird in der Comicserie begleitet von einer Vielzahl von Kämpfen mit diversen Super-Schurken ,von denen sich Raimi einfach einen der gefährlichsten aussucht und sich auf diesen Einen konzentriert.

Und Raimi gelingt dabei das Wichtigste, er erhält den Charakter der Comicserie und schafft unabhängig davon einen spannenden Film auch für Nichtkenner der Comicserie. Genau die Stärke der Comics, die eine umfassende Identifikation mit einem Superhelden schaffen wie das zuvor und wahrscheinlich auch danach nie wieder in diesem Genre gelungen ist, hat auch der Film.

Diese Mischung aus Befriedigung (der vermeintlich Schwache zeigt es Allen) und Tragik ( der Schwache wird privat immer noch für schwach gehalten), vermischt mit einem Alltagsleben, daß den normalen Zwängen wie Geld- und Zeitknappheit unterliegt sowie den üblichen Beziehungsproblemen – dazu noch vermischt mit den philosophischen Gedanken Parkers dazu – machte den Erfolg der Comicserie aus und der überträgt sich auf den Film.

Deshalb verzeiht der Anhänger der Comics auch die einzige wirkliche Fälschung. Die Beziehung zu Mary Jane Watson ist im Comic sehr lange rein freundschaftlich, Parker verliebt sich dagegen in deren Freundin Gwendolyne mit der er auch die in diesem Film geschilderten Erlebnisse hat, allerdings mit anderem Ausgang...

Fazit : meine Kritik ist nicht zu trennen von meiner Begeisterung für die Comicserie, die ich in regelmäßigen Abständen gelesen habe. Der Film trifft so gut die dort geschaffene Atmosphäre, daß er eine Bereicherung und Ergänzung darstellt, auch wenn er für mich kaum Überraschungen bereithält.
Jemand der die Serie nicht kennt sollte sich der Geschichte öffnen, immer im Gedenken daran, daß auch in der fantasievollsten und unwahrscheinlichsten Geschichte Wahrheiten liegen können – aber natürlich ist es für mich unmöglich diese distanzierte Haltung einzunehmen.

Umgekehrt passiert es auch genau so oft, daß der unvorbelastete Zuschauer begeistert ist, während derjenige, der die Grundlage kennt, enttäuscht ist.

Da die Grundlage für mich persönlich unangreifbar ist und der Film dem angemessen, erhält er von mir 9 Punkte – der Punkt Abzug wegen der nicht immer überzeugenden Computereffekte bei den Bewegungen von Spiderman und dem „Grünen Kobold“ (9/10)

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