Obwohl es mit "Blade" und "X-Men" schon zwei gut umgesetzte Verfilmungen der Marvel-Comics gab, kam erst 2002 mit "Spider-Man" der große Durchbruch für Comic-Verfilmungen. Seitdem haben uns auch andere Marvel-Erfindungen wie der Punisher, der Hulk oder Daredevil heimgesucht. Und ein Ende der Comicfilm-Flut scheint nicht in Sicht zu sein, denn "The Fantastic Four", "Sin City" und "Batman Begins" stehen schon in den Startlöchern.
Blass, schmalbrüstig und kurzsichtig - Peter Parker (Tobey Maguire) ist der Loser seiner Schule. Als Waisenkind bei Onkel und Tante aufgewachsen, hat das schüchterne Bürschchen kaum Freunde. Nur der Millionärssohn Harry Osborn (James Franco) und Peters heimliche Liebe, Nachbarsmädchen M. J. (Kirsten Dunst), wechseln mal ein Wort mit dem Außenseiter. Aber eines Tages ändert sich Peters Leben: Beim Schulausflug beißt ihn eine genmanipulierte Spinne. Als Peter am nächsten Morgen aufwacht, hat er Bärenkräfte, kann gucken wie ein Adler, an Wänden hochklettern und sich an klebrigen Spinnenfäden an New Yorker Hochhäusern entlangschwingen. Nun sagt er als Superheld Spider-Man der Unterwelt der Stadt den Kampf an. Dabei trifft er auf einen ebenbürtigen Gegner: den Grünen Kobold. Hinter dem Panzer verbirgt sich Harrys Vater Norman Osborn (Willem Dafoe). Ein missglücktes Experiment hat aus ihm ein diabolisches Monster gemacht, das Mary Jane in Gefahr bringt...
Mit "Spider-Man" wurde Toby Maguire (Pleasentville) auch einem größeren Publikum bekannt. Er gibt eine zufrieden stellende Darstellung von Peter Parker und Spider-Man ab. An seiner Seite steht Kristen Dunst (The Crow 3) als Mary Jane Watson, für die sich Dunst die Haare hat rot färben lassen. Auch mit blonden Haaren hätte man ihr die M.J. abgekauft. Eine gute Wahl hatte man mit Willem Dafoe (Das Kartell) als Grüner Kobold getroffen, auch wenn u.a. Nicolas Cage, John Malkovich und Kiefer Sutherland zur Auswahl standen. Dafoe spielt den Schurken mit einer derartigen Boshaftigkeit, die man beim Darsteller des Doc Oc in Teil 2 vermisst. James Franco (City by the Sea) spielt seinen Sohn Harry durchweg gut, was man ebenso von J.K. Simmons (Ladykillers) sagen kann. Üblich für einen "Sam Raimi"-Film laufen auch hier sein Bruder Ted Raimi (Die Stunde der Patrioten) und Spezi Bruce Campbell (From Dusk Till Dawn 2) durchs Bild.
Als Regisseur von "Spider-Man" konnte der eingefleischte Spider-Man-Fan Sam Raimi (Schneller als der Tod) gewonnen werden. Die anderen Kandidaten, wie z.B. James Cameron, David Fincher oder Bryan Singer, hätten diesen Job aber vermutlich genauso gut oder vielleicht sogar besser gemacht. Die erste Filmhälfte, wo Parker seine neuen Fähigkeiten entdeckt und die Charaktere eingeführt werden, wurde von Raimi spannend in Szene gesetzt, wobei sich die zweite Hälfte allerdings fast nur auf Kämpfe zwischen Spider-Man und dem Grünen Kobold festlegt. Die Kämpfe hat Raimi zwar gut choreographieren lassen, doch letztendlich hat er zu viel CGI in die Fights gestopft. Bei Spider-Mans Schwüngen durch New Yorks Straßenschluchten war der Einsatz von CGI zwar nicht zu vermeiden, doch hätte man die Kämpfe damit weniger würzen sollen. Denn weniger ist manchmal mehr. Doch optisch kommen die Duelle oftmals gut rüber. Auch etwas mehr Härte hätte dem Film gut getan, was man jedoch zwegs einer niedrigeren Altersfreigabe vermieden hat. Zudem legt Raimi Wert auf eine leicht durchschaubare Story, bei der man zwar nicht viel nachdenken muss, die sich aber nahtlos an die Fortsetzung anknüpfen lässt. Allerdings konnte es auch Sam Raimi es nicht sein lassen am Filmende die Ami-Flagge heroisch im Wind wehen zu lassen. Naja, darüber kann man hinweg sehen. Ursprünglich war eine Szene geplant, wo Spider-Man ein Netz zwischen den beiden Towern des WTC's gespannt hat, um einen feindlichen Helikopter abzufangen. Aufgrund der Vernichtung des WTC's am 11.09.2001 musste die besagte Szene natürlich wieder rausgeschnitten werden. Dennoch hätte man die Szene gerne gesehen, da sich bestimmt toll ausgesehen hätte.
Also kann man "Spider-Man" in zwei unterschiedlich Filmhälften aufteilen: Eine gute sowie interessante erste Hälfte, und eine von Fights dominierten - aber dennoch spannungsarmen zweiten Hälfte! Auch werden Dinge wie Verantwortung und Pflicht aufgegriffen, doch werden sie nur am Rand erwähnt, um dem Film eine bessere Tiefe zu geben. Denn hauptsächlich besteht "Spider-Man" aus furiosen Fights, atemberaubenden Kamera-Fahrten durch Straßenschluchten und cool gestylten Bildern. Und das alles dann noch in einer mehr oder weniger kinderfreundlichen Umsetzung. Zwar ist "Spider-Man" eine ordentliche Comic-Adaption, doch mir sagen Verfilmungen wie Tim Burtons "Batman" sowie "Blade", "Daredevil" und "The Punisher", wo es härter, rauer und düsterer zugeht, eher zu. Wenn man aber so viele Leute wie möglich in die Kinos locken will, muss es schon kinderfreundlich zugehen. Das ist "Spider-Man" auch.
Mag "Spider-Man" nicht die ultimative Comic-Verfilmung sein, so vermag er dennoch gut zu unterhalten und einen mit seiner Optik zu beeindrucken. Für Comic-Fans eh ein Muss!