"Wer sind diese mickrigen Eulen und wieso sprechen sie mit dem Essen?"
Basierend auf der Jugendliteratur von Kathryn Lasky präsentiert Regisseur Zack Snyder ("300", "Watchmen") eine abgewandelte Form von "Die Legende der Wächter".
Der Eulenjunge Soren liebt die Geschichten über die Wächter der Ga`Hoole, die einst die Reiche der Eulen gegen die bösen Reinsten verteidigten. Seine kleine Schwester Eglantine teilt Sorens Leidenschaft, sein größerer Bruder Kludd ist von den Geschichten jedoch genervt. Viel lieber möchte er endlich fliegen lernen um auf die Jagd zu gehen. Doch noch sind die drei Geschwister zu jung und unerfahren, um das elterliche Nest zu verlassen.
Während eines heimlichen Flugtrainings fallen Soren und Kludd zu Boden und werden von Eulen ins Reich der Reinsten entführt, wo Königin Nyra mit eiserner Faust herrscht. In seiner Gefangenschaft freundet sich Soren mit der Elfenkäuzin Gylfie an und hegt Gedanken an eine baldige Flucht. Kludd jedoch ist von den bösen Eulen fasziniert und entfremdet sich immer mehr von seinem Bruder.
Es ist kaum zu überlesen. Die Handlung von "Die Legende der Wächter" besteht aus dem altbekannten Konflikt zwischen Gut und Böse. In einem fantastischen Setting kämpfen dieses Mal jedoch nicht groteske Orks gegen schillernde Menschen, sondern sprechende Eulen, die eiserne Masken tragen, gegeneinander. Zumindest dies erfrischt den generischen Basisplot.
In seinem Animationsfilm fasst Snyder die ersten drei Bände der Romanreihe zusammen, der durch die vielen Charaktere sichtbar überladen wirkt. Die Laufzeit von ca. 96 Minuten reicht nicht aus, um alle Figuren transparent erscheinen zu lassen. Zumindest die Hauptprotagonisten erhalten ein nachvollziehbares Profil und erscheinen ungewöhnlich komplex für einen Animationsfilm.
Die Sicht erfolgt auf beide Seiten des Konflikts. Das ist als Feindescharakterisierung so einfach wie effizient, und sorgt für einige wirklich intensive Momente. Ebenso die zugrunde liegende Basis aus elitären Strukturen, die beide Seiten durchsetzt, von jeder allerdings anders aufgenommen wird. Dies geht soweit, dass sich "Die Legende der Wächter" zu einer Anti-Kriegsbotschaft beruft.
Durch seine düsteren Gemeinheiten und brachialen Gefechte spricht "Die Legende der Wächter" keinesfalls Kinder an. Der Animationsfilm setzt gar kompromisslose Zeichen, indem er sich von nicht mehr benötigten Figuren trennt.
Auch die Namensgebung der Charaktere ist zu komplex, als dass sie von Kindern einfach aufgenommen werden kann. Folglich ist die Kürzung der Kinofassung von ca. 3 Minuten für eine Freigabe ab 6 Jahren einzig ein kommerzieller Faktor, der weder dem erwachsenen Publikum noch Kindern zugute kommt. Unbedingt zur vollständigen Fassung greifen!
"Die Legende der Wächter" besticht vor allem aus optischer Sicht, so wie bei einem Film von Snyder erwartet. Hervorragend ist die Animation des Gefieders, unglaublich wirklichkeitsgetreu die fotorealistischen Landschaften. Besonders Wasser und Felsen haben eine plastische Schärfe, die zum anfassen einladen. Die Visualisierung harmoniert prächtig mit den akustischen Klängen, ausgenommen einem poppigen Song.
Snyder's Stärken liegen neben der Optik in einer flotten Inszenierung. Ab und an ist das Tempo des Films allerdings recht gemächlich und verursacht Längen.
Durch die epische und erwachsene Präsentation wirkt der alberne, infantile Humor eher störend und deplatziert, anstatt die vorwiegend düstere Stimmung aufzuheitern.
"Die Legende der Wächter" richtet sich definitiv nicht an Kinder und ist in der ungekürzten Fassung verständlicher. Vorwiegend ein jugendliches Publikum sowie Fantasy-Fans, denen der obligatorische Konflikt zwischen Gut und Böse nicht zu wenig ist, werden hier unterhalten. Denn technisch kann der Animationsfilm durchgehend beeindrucken.
7 / 10