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Ben Affleck (Daredevil, Paycheck - Die Abrechnung) scheint sich als Regisseur nun richtig eingearbeitet zu haben, denn während er in seinem Debüt "Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel" noch die Hauptrolle seinem jüngeren Bruder Casey überließ, füllt er diese bei "The Town" selbst aus. Selbst am Drehbuch arbeitete Affleck mit, dies basiert auf der Novelle "Prince of Thieves" von Chuck Hogan. Zuammen mit Aaron Stockard schrieb Affleck schon das Skript zu "Gone Baby Gone".

Doug MacRay (Ben Affleck) hat mit seiner dreiköpfigen Truppe schon einige Coups erfolgreich durchgezogen, doch diesmal nimmt sein Kumpel James "Jem" Coughlin (Jeremy Renner) eine Geisel, die Bankdirektorin Claire Keesey (Rebecca Hall). Claire wird freigelassen, jedoch will Jam sie hinterher beseitigen. Doug beobachtet Claire von nun an, verliebt sich sogar in sie. Schließlich will er mit ihr die Stadt verlassen, doch seine Auftraggeber und auch Jem machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Auch FBI Agent Adam Frawley (Jon Hamm) hat Doug und seine Bande schon längst im Visier. So weiss auch Claire bald über Doug Bescheid, was beim alles entscheidenden Überfall zur Katastrophe führt.

Das ist so eine Sache, wenn der Böse dem Publikum sympathisch ist. Genau das empfindet man für Doug MacRay, der nach seiner verkorksten Kindheit in die Fußstapfen seines Vaters Stephen (Chris Cooper) trat. Affleck nimmt sich einfach die Zeit und bringt die unterschiedlichen Charaktere dem Zuschauer näher, ohne dabei je das eigentliche Geschehen aus dem Auge zu verlieren. Nicht mal die sich anbahnende Lovestory vermag den gediegenen Erzählfluss zu stören, gleich zu Beginn erleben wir einen Bankraub vom Feinsten. Die Coups werden sorgfältig geplant, jeder im Team hat eine bestimmte Tätigkeit zu erfüllen, am Tatort bleiben keinerlei Beweise zurück. So verläuft außer der Geiselnahme alles glatt, nur Hitzkopf Jem wird für die Truppe immer mehr zum Problem. Eine Rechtfertigung für ihre Taten versucht Affleck gar nicht aufzuzeigen, schließlich ist Charlestown das Viertel für Gewalttaten und Raubüberfälle, die meisten Kinder treten hier in die kriminellen Fußstapfen ihrer Eltern. So wird besonders Doug genau durchleuchtet, bis hin zu einigen tragischen Ereignissen in seiner Kindheit, die im Laufe des Films aufgeklärt werden. Seine schlechten Gewohnheiten hat er größtenteils wieder abgelegt, er gewinnt sogar Claires Vertrauen und will mit ihr die Stadt verlassen. Denn eine weitere zentrale Rolle nimmt der skrupellose FBI Agent Frawley ein, der die Übeltäter kennt, jedoch keine Beweise hat. Doug steht bei ihm ganz oben auf der Liste und schon beim nächsten Coup geht einiges schief, es kommt zu einer ausartenden Schlacht mit der Polizei.

Doch zu allem Übel sind Dougs Auftraggeber von seinem Ausstieg alles andere als begeistert. Er wird sogar bedroht, bekommt Stress mit seinem besten Kumpel Jem und schließlich kommt Claire auch noch hinter sein Geheimnis. Was so positiv beginnt, bewegt sich immer weiter auf den Abgrund zu. Dies erzählt Affleck voller Wucht mit vielen intensiven Momenten, die manchmal vor Dramatik strotzen und dennoch nicht aufgesetzt wirken. Neben spannende Momenten kommt auch die Action nicht zu kurz, ganz besonders der finale Coup entwickelt sich zu einem wahren Krieg, doch Affleck bleibt dabei stets bodenständig und stellt Brutalitäten nie zur Show. Man fiebert stets mit Doug mit, obwohl er eigentlich der Übeltäter ist. So ist der Showdown an Spannung kaum zu überbieten und Affleck hat das richtige Ende gefunden, ohne dabei jegliche Klischees zu nutzen. Durch die Bank weg brillant agieren die Darsteller, Ben Affleck verkörpert die richtige Mischung aus brutalem Gangster und freundlichem Durchschnittstyp, während Jeremy Renner (The Hurt Locker, 28 Weeks Later) den heißblütigen Jem sehr überzeugend gibt. Pete Postlethwaite (Vergessene Welt, Alien 3) als Auftraggeber Fergie ist eine Wucht, auch die restliche Besetzung darf durchgehend gelobt werden.

"The Town" ist ein spannendes Katz- und Mausspiel mit großen Gefühlen, bombastischer aber stets realistisch gehaltener Action und grandiosen Darstellern. Affleck erzählt diese Geschichte dermaßen mitreißend, dass dem Zuschauer das Mitfiebern einfach gemacht wird. Ein virtuos inszenierter Mix aus Thriller, Drama und Liebesgeschichte.

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