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In kaum einer Gegend der USA sind bewaffnete Banküberfälle so häufig wie in Boston und die Täter kommen zumeist aus einer Gegend, dem irisch geprägten Arbeiterviertel Charlestown.
Eine Gruppe von Bankräuber um Doug MacRay (Ben Affleck) und James Coughlin (Jeremy Renner) ist bisher erfolgreich gewesen, doch bei einem Überfall läuft etwas schief und sie nehmen eine Bankangestellte namens Claire (Rebecca Hall) als Geisel. Zwar passiert ihr nichts, doch sie ist aufgrund der Erfahrung traumatisiert und außerdem ist ein ehrgeiziger FBI-Agent (Jon Hamm) hinter der Gruppe her. Doug nimmt Kontakt mit Claire auf (ohne das sie weiß, das er einer der Gangster war, die sie entführt haben und ihren Chef krankenhausreif geschlagen haben), indem er sie "zufällig" in einem Waschsalon kennenlernt. Doch sein alter Jugendfreund James berfürchtet, das Claire die Gangster irgendwie identifizieren kann und erhöht den Druck auf Doug. Außerdem läuft ein weitere Überfall ziemlich schief und langsam wird es immer schwieriger für Doug, seine wahre Identität gegenüber Claire zu verheimlichen...
Ben Afflecks zweite Regiearbeit (nach "Gone Baby Gone") ist ein sorgfältiger, ziemlich spannender Thriller in einem proletarischen Mileu, das Doug erstmals durchbricht, als er die gutbürgerliche Claire kennenlernt. Bisher hat sich sein komplettes Leben immer in Charlestown abgespielt, er hat eine lose Beziehung mit James' hübscher Schwester Krista (Blake Lively), er besucht regelmäßig seinen im Knast sitzenden Vater und ist somit Teil dieser abgeschotteten Gemeinde. Claires Erlebnisse, an denen er ja mitschuldig ist, lassen ihn merken, wie sehr er sich in der Zwischenzeit schon von seinen alten Freunden entfernt hat.
Dies soll jetzt alles nicht nach einem Sozialdrama klingen, vielmehr schafft es Affleck recht gut, vor diesem Hintergrund einen spannenden Banküberfallthriller zu erzählen. Nicht wirklich Neues wird hier berichtet und Affleck, den ich jetzt nicht so schlimm finde, ist ein wenig hölzern (er sieht auch immer etwas nussknackermäßig aus mit seinem wuchtigen Kinn) und Claire als Opfer ist manchmal vielleicht ein wenig zu gutgläubig, aber die anderen Rollen sind gut geschrieben und gespielt. Bisweilen hat mich der Film, v.a. in den Actionszenen, an Michael Mann's "Heat" erinnert, allerdings sind diese Szenen nicht so grandios, nahezu opernhaft überhöht wie bei Mann. Was bleibt am Ende, ist ein guter, spannender Krimi mit nahezu immer glaubwürdigen Figuren, einem etwas hölzernen Hauptdarsteller und einer zum Glück nicht zu einfachen Moral. Eine knappe 8.

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