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Es ist doch immer dasselbe mit den High School-Kids: Die meisten von ihnen haben noch keinen Sex gehabt und daher keine anderen Sorgen als ihr vermeintliches Looser-Image diesbezüglich möglichst schnell aufzupolieren. Olive (Emma Stone) ist zwar eine eher unauffällige Schülerin, gehört aber eigentlich nicht so recht in diesen Kreis, denn ihr Selbstbewusstsein leidet nicht unter der Tatsache, dass sie noch Jungfrau ist. Als sie sich jedoch dazu hinreißen lässt, ihre beste Freundin Rhi (Alyson Michalka) mit Hilfe eines erfundenen Dates inklusive verlorener Unschuld über ihr langweiliges Wochenende hinweg zu täuschen, brodelt alsbald die Gerüchteküche an der Schule und Olive ist wortwörtlich in aller Munde. Und als sie dann noch von ihrem Freund Brandon (Dan Byrd) gebeten wird, vorzugeben, mit Ihm geschlafen zu haben, damit dieser verbergen kann, dass er schwul ist, entwickeln die Dinge und vor allem Olives Image eine turbulente Eigendynamik. Olive gefällt dies zunächst, denn mit dem fortschreitenden Sittenverfall scheint auch ihre Popularität an der Schule zu steigen. Doch das anstößige Scheinleben des neuen High School-Promis birgt natürlich einige Gefahren und so tauchen auch schon bald die ersten Probleme auf.

Soviel zur Geschichte von Einfach zu haben, die, nachdem sie erstmal in Schwung gekommen ist, einiges an Potenzial andeutet. Und so malen sich Zuschauer, die bis dahin noch nicht eingeschlafen sind, dann auch gerne aus, was im Zuge von Olives Mutationsprozess zum Super-Flittchen noch so alles passieren könnte in dieser scheinbar heilen Welt einer amerikanischen Kleinstadtidylle. Das Problem bei diesem Film ist nur leider, dass dieses Potenzial weitestgehend ungenutzt bleibt, ja gar scheinbar ignoriert wird. Regisseur Will Gluck outet sich in einigen Szenen zwar als Fan von John Hughes-Filmen (z.B. Ferris macht blau, L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn, Der Frühstücksclub), viel mehr als ein paar mehr oder weniger originelle neue Schimpfwörter vom Schlage einer “Trockenritze” sind dieser Inspiration, wenn es denn eine war, aber nicht entsprungen. Neue Ideen oder herausragende Situationskomik, wie man sie in den zitierten 80er-Klassikern findet, sucht man in Einfach zu haben dann auch leider vergebens.

Was den Film dann aber letztlich doch noch rettet, ist die Unbeschwertheit und Fröhlichkeit, mit der Olives kleine Geschichte erzählt wird. Dazu tragen vor allem auch die guten Schauspieler bei, denen man stets anmerkt, dass sie viel Spaß an ihren Rollen und beim Dreh hatten. So beispielsweise Stanley Tucci und Patricia Clarkson als unkonventionelles Ehepaar und Eltern von Olive. Auch Hauptdarstellerin Emma Stone weiß in ihrer Rolle als Scheinflittchen wider Willen zu gefallen. In Zombieland (2009) machte sie bereits neben Woody Harrelson und Bill Murray eine gute Figur und in Einfach zu haben spielt sie so natürlich und unbeschwert, dass selbst Altstars wie Malcom McDowell (zu sehen in einer kleinen Rolle als Schulleiter) neben ihr recht blass wirken. Einen weiblichen Ferris Buller sollte man zwar nicht erwarten, jedoch macht es viel Vergnügen, ihr zuzuschauen. Weiter so liebe Emma.

Einfach zu haben zu resümieren ist nicht ganz einfach. Es gibt viele weitaus bessere Komödien, wenn man einfach nur herzhaft lachen möchte. Die Geschichte birgt zwar einiges an Potenzial, spielt dieses aber leider nicht voll aus. Dafür punktet der Film aber mit tollen Darstellern, einer Menge Charme und einer frischen, unbeschwerten Erzählweise, die einfach ansteckend wirkt und einen das plötzliche Ende des Films dann doch schon fast bedauern lässt.

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