Es ist mal wieder soweit: alle paar Jahre wird es der enorm ansehnlichen, aber auch enorm hölzern agierenden Milla Jovovich langweilig, immer nur auf DVD-Premieren herauszukommen oder neuerdings in der Mutterrolle zu agieren und dann entscheidet sich Paul W.S.Anderson, ebenso aktiver wie untalentiert dilletierender Actionregisseur und Ehegatte doch besser dafür, der Videospielverfilmungsserie "Resident Evil" einen weiteren Teil hinzuzufügen, damit seine Holde mal wieder "ass kicken" kann.
Da seine Heroine ja praktisch unzerstörbar bzw. semiunsterblich daherkommt, noch dazu inzwischen mit telekinetisch/telepathischen Kräften vollgesogen ist, sind solche Fortsetzungen natürlich kein Problem und just aktuell kommt zudem die 3D-Welle tsunami-like des Weges, weswegen die Entscheidung nahe lag, aus einem Maximum an Oberflächen und einem Minimum an Zusammenhängen ein neues visuelles Inferno zu entfachen, wo dem Zuschauer recht regelmäßig irgendwelche Gegenstände (zumeist mies am PC zusammenkonstruierte Kugeln oder Glasscherben) entgegenfliegen.
Da drei RE-Filme trotz akutem Stumpfsinns an der Kinokasse brennende Erfolge waren - was weniger für das Publikum spricht, als gegen die Filme - brauchte es auch keinen großartigen Reboot der Saga, es war davon auszugehen, daß ein konsolenverwöhntes Publikum auch dieses Mal auf Story und Logik pfeifen und anbiedernde 3D-Effekte als neuen Qualitätsstandard umarmen würden.
Und so geschah es dann auch.
Was wir mit "Afterlife" also haben ist nichts anderes als einen typischen RE-Film: brothohl, angefüllt mit mäßigen PC-Kreationen von Untoten (die hier eine marginale Nebenrolle spielen) und weiterhin so faustgroßen Logiklöchern, daß es nur so quietscht.
Wem das schon dreimal nicht gestört hat, kann sich an diesem Filmdoofie auch weiterhin dem gestylten Aktionismus hingeben, es ist somit alles beim Alten geblieben.
Storytechnisch balanciert man mit einigen weiteren Figuren aus dem RE-Kosmos (der Spiele) herum, ergänzt durch die eben omnipräsente Alice, die hier als "plot device" zu Beginn mal eben ihre übermenschlichen Kräfte wieder verliert, damit es nicht ganz so öde wird. Immerhin schließt man freundlichst an das Ende von Teil 3 an, als angedeutet wurde, daß der Angriff auf die Umbrella Corporation in Japan kurz bevor stände. So kommen denn auch gleich Klon-Alices in Dutzenden zum Einsatz, die sich in einem optisch noch ansehnlichen Startszenario austoben können, auch wenn die Leinwandinkarnation von Erzbösewicht Albert Wesker irgendwo in der Nähe eines pomadisierten Schwarzenegger-Klons anzusiedeln ist.
Wieder mit im Boot ist auch Ali Larters "Claire Redfield" aus Teil 3 und als sich der Plot in ein belagertes Gefängnis in der Nähe von L.A. verlagert, darf als ihr Bruder sogar "Prison Break"-Veteran Wentworth Miller samt seiner probaten Sparmimik mitmischen. Daß man das als In-Joke verstehen könnte, ist natürlich reiner Zufall.
Ansonsten macht der Plot in 80 bemühten Minuten mehr als einmal Bocksprünge, die Action verlagert sich von Japan nach Alaska und dann spontan nach L.A., wo man aus seiner Western-Grundsituation relativ wenig macht, außer daß man die überflüssigen Bodycountopfer mitsamt des Arschloch-Verräters (Mr.Andersons Welt ist relativ überschaubar) schon allein daran sofort ausmachen kann, daß sie a) Gefühle zeigen oder ihnen b) mehrfach von Alice versichert wird, sie würde sie alle hier lebendig rausbringen - ein Versprechen, das schon in drei Vorfilmen niemals funktioniert hat und es jetzt auch nicht tut.
Zum unschönen Finale trifft man sich dann auf einem Rettungsschiff, das die "Umbrella Corp" natürlich zu einer gigantischen Menschenfalle umorganisiert hat und das auf geheimnisvolle Art und Weise von drinnen dreimal so groß zu sein scheint wie von außen. Aber das macht ja nix, dafür darf man sich erneut mit Wesker und seinen recycelten Zombiehunden rumbalgen und dann endet natürlich alles wieder mal offen mit einem Cliffhanger. Macht's gut bis in drei Jahren.
Fehler zählen macht hier wenig Spaß, es ist mehr die allgemeine Scheißegal-Nachlässigkeit, die an allen Fronten herrscht, um ein paar Schauwerte zu präsentieren, aber wenig kohärentes Storymaterial. Dumme Aktionen und noch dümmere Entscheidungen sind an der Tagesordnung und das Verhalten der bösen Weltallmachtsgesellschaft ist auch nicht erhellender geworden, stattdessen flext man immer noch reichlich an den gerade mal 0,01 Prozent der Weltbevölkerung herum, die noch keine Zombies sind, aber den Ausgangspunkt der Saga hat man zugunsten klassischer infantiler Gut/Böse-Schemata und oberflächlicher Plastizitätsreize sowieso schon durch den Schornstein gejagt.
Was fehlt, ist leider die unfreiwillige Komik der ersten beiden Filme, die jetzt einer blankpolierten Grimmigkeit gewichen sind und der Gewißheit aller Anwesenden, daß das kleinste investierte menschliche Gefühl ggf. den sofortigen Tod in der Saga bedeuten würde, was übrigens auch für die Zuschauer gilt. Sahnehäubchen ist in der deutschen Fassung der vierten Auflage dieses Spektakels wie immer übrigens Meret Beckers lobotomisiert runtergespulte Synchroleistung; ihre Beschäftigung ist neben nuklearen Versuchstests, dem Wählen der FDP und dem Erfolg von Dieter Bohlen noch ohne erschöpfende Begründung geblieben.
Business as usual. (3/10)