„Style over substance“ lautete die Devise bereits beim ersten Teil der Videospielverfilmung, bei der Autor Paul W. S. Anderson, wie auch bei diesem vierten Part Regie führte.
Nachdem man sich als Freund der Vorlagen und somit auch von schaurig atmosphärischen Herrenhäusern und gruselig schockierenden Erkundungen in einem Polizei-Department verabschiedet hat, vermag man sich mittlerweile schon eher auf die hochgestylte Action einlassen, die in diesem Fall ein paar nette Gimmicks in 3D bereithält.
Alice (Milla Jovovich) ist der einzige Mensch, der jemals einen T-Virus überlebt und ausgestanden hat. Nachdem sie Umbrella-Erzfeind Wesker fast erledigt hat, begibt sie sich nach Alaska, um Gleichgesinnte zu finden, doch sie stößt lediglich auf Claire Redfield, die unter Gedächtnisverlust leidet. Gemeinsam fliegt man nach L. A., um nach weiteren Überlebenden zu suchen und wird auf dem Dach eines ehemaligen Gefängnisses fündig. Doch wo befindet sich Arcadia, der rettende Ort, von dem man latent Funksprüche erhält?
Mit einer ausgefuchsten Story hat Anderson nicht viel am Hut und so konzentriert er sich vielmehr auf optische Werte, die mit Trümmerlandschaften und Horden von Untoten aus der Luft gefilmt recht anständig zur Geltung kommen.
Zumindest lässt die Action nicht allzu lange auf sich warten, als eine vervierfachte Alice gegen eine Miliz antritt und Schusswaffen als auch Schwert in Zeitlupe durch die sterile Architektur gewirbelt werden. Da fliegen auch schon mal rote Körpersäfte auf einen zu und neben einigen Bullet-Time Szenen darf man sich schon mal auf den Vier-Meter-Mutanten mit seiner Riesenaxt freuen, die so einige Male haarscharf über Köpfe hinweg rauscht.
Ansonsten peilt man stimmungsmäßig ein wenig Endzeitfeeling an, als Alice einige Zeit der letzte Mensch auf Erden zu sein scheint und Tagebuchaufzeichnungen per Camcorder tätigt. Erst als sie gemeinsam mit Claire beim Gefängnis landet, gesellen sich ein paar stereotype Survivor hinzu, bei denen rasch klar wird, wer das Zeug hat, es bis in den nächsten Level zu schaffen.
Die Geschichte bleibt zwar eindimensional, ist im Mittelteil auch mit kleineren Längen behaftet, kann im Schnitt jedoch recht gut Kurzweil verbreiten.
Natürlich richtet sich der Fokus vermehrt auf die Action, welche mit zahlreichen hochstilisierten Moves und nachpolierten Kamerafahrten, unterstützt vom rockig-technoiden Score zwar hin und wieder wie die Kopie der Kopie von „Matrix“ daherkommt, aber immer noch genug Drive mitbringt, um auf visueller Basis zu überzeugen.
Bei alledem muss man sich wahrlich vom Gedanken einer adäquaten Spieleverfilmung verabschieden, denn mit den Originalen hat dieser Streifen nunmehr rein gar nichts gemein.
Kurzum: Der vierte Ableger von „Resident Evil“ bietet hirnlose Action mit einfältiger, aber zumindest nie langweiliger Story. Darstellerisch gibt es keine Ausfälle, was bei den niedrigen Anforderungen allerdings auch verwundern würde.
Ein paar Mutanten zusätzlich hätte die 3D-Technik gewiss noch zugelassen und auch etwas mehr Herzlichkeit zwischen den Figuren wäre zwischendurch wünschenswert gewesen, doch anderweitig: Wer sich mit soviel Computertechnik umgibt, dürfte menschliche Regungen weitgehend aus den Augen verloren haben, - da reicht es, wenn man sich auf den Kampf gegen die Untoten konzentriert…
6 von 10