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In stillen Momenten, leise

"The American" erzählt von einem Auftragskiller, der im italienischen, idyllischen Hinterland Unterschlupf findet und sich dabei in eine Prostituierte verliebt. Gegensätzlich zu Bond und Co. ist Anton Corbijns minimalistischer Thriller leise. Ruhig. Besonnen. Voller Understatement und auf unauffällige Gesten und intime Momente konzentriert. Sehr europäisch und überraschend sinnlich wird hier im fast ausgetrockneten Fahrwasser von 60er-Agenten-Stilleben verführt, eingelullt und weichgeklopft. Wer krachendes Actionkino erwartet könnte kaum größer enttäuscht werden. Wer schon immer mal dem scheinbar langweiligen Alltag eines Auftragskillers beiwohnen wollte, der kommt voll auf die ungewöhnlichen Kosten.

Zu "The American" scheiden sich die Geister, der Mainstream konnte mit dem eleganten Slowburner wenig anfangen. Ich habe mich in das realistische und romantische Versteckspiel allerdings etwas verguckt. Ein Gourmethappen mit feinsten Italo-Panoramen und einem Clooney, so intensiv und konzentriert wie vielleicht nie zuvor. Mal fast entspannt, dann wieder tödlich explosiv. Hier wartet nach einem Treffer noch der Tod, keine Fleischwunde, hier ist egal wer warum gegen wen antritt. Die Konsequenzen sind niederschmetternd. Und einem Leben als Killer entkommt man nicht so leicht... damals wie heute. Agentenkino, von dem man schon gar nicht mehr mit einem Lebenszeichen gerechnet hat. Aus der Zeit gefallen. Und umso erfreulicher darum.

Fazit: der Anti-Jason Bourne - entschleunigt, pittoresk, emotional, in sich gekehrt. Dem Leben eines Auftragkillers viel näher als die meisten anderen Agentenfilme. Action darf keiner erwarten, einen eindringlichen Clooney dafür umso mehr. Fingerspitzengefühl, nicht nur am Abzug. Schöne Frauen und liebliche Landschaften. Sinnlich und sinnierend. Eindringlich!

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