The American (2010)
Das Paar geht in einer verschneiten Landschaft spazieren. Sie sehen Fußspuren. Jäger, vermutlich, meint die Frau. Doch der Mann ist alarmiert. Kurz darauf wird auf ihn geschossen. Der Mann ist jedoch schneller, und erschießt den Scharfschützen. Die Frau soll die Polizei holen, sagt der Mann. Dann schießt er ihr in den Rücken.
Der Mann namens Jack (George Clooney) ist ein altersmüder Auftragskiller, dessen Beruf ihn zwar wohlhabend, aber auch einsam gemacht hat. Menschliche Beziehungen können kaum aufrechterhalten werden, im schlimmsten Fall enden sie mit dem Tod.
Ein letzter Auftrag führt Jack nach Italien, in ein abgeschiedenes, kleines Dorf. Er freundet sich mit dem örtlichen Pfarrer (Paolo Bonacelli) an, und verliebt sich in die Prostituierte Clara (Violante Placido). Doch das normale Leben, das er sich wünscht, lässt sich nicht so einfach realisieren, er ist schließlich auf einer „working vacation“.
Der berühmte Photograph Anton Corbijn, der bereits in seinem Regiedebüt „Control“ einen "solitary man" zum Protagonisten gemacht hat, zeigt in seinem zweiten Film „The American“ George Clooney als einsamen Antihelden, dessen Beruf ihn von seiner Außenwelt zwangsweise isoliert. Jack ist ein mellvillescher Charakter, wortkarg, kühl, ein Profi, und direkter Nachfahre von Alain Delons eiskaltem Engel.
Genau wie Delons Jeff fühlt sich Jack ständig bedroht. Selbst das malerische Dorf in den Abruzzen kann ihm seine Nervosität nicht nehmen. Und das ist nicht nur Berufsrisiko. Jack befindet sich in einer Sackgasse, er kann sein Leben so nicht mehr weiterleben (oder, wie es sein Arbeitgeber ausdrückt: „You’ve lost your edge!“).
In den letzten Jahren gab es immer mehr Filme, die sich dem Auftragskiller annahmen, und ihn als normalen Typen mit normalen Problemen darstellten („Pulp Fiction“ hatte daran einen großen Anteil). Auf einmal waren Auftragskiller keine abgebrühten Tötungsmaschinen mehr, sondern unsicher, voll moralischer Zweifel („Brügge sehen und sterben“), neurotisch („Grosse Point Blank“) oder hatten Alkoholprobleme („You kill me“).
„The American“ hingegen präsentiert seine Figur völlig ironiefrei, und verleiht ihr so eine melancholische Würde.
Auch wenn „The American“ keine neue Geschichte erzählt, handelt es sich dennoch um eine gut erzählte Geschichte, die vor allem von Clooneys lakonischem Spiel, seinem breit ausgespieltem Stoizismus getragen wird, der die nervöse, leicht beunruhigende Atmosphäre des Films perfekt ergänzt.
Corbijn schafft es, trotz der unterschwelligen Paranoia seines Protagonisten, die Schönheit der Natur, ihre Reinheit, die von den Einflüssen der Außenwelt scheinbar unberührt bleibt, einzufangen.
Einzig Herbert Grönemeyers Musik schafft es nicht, echte Akzente zu setzen. Sie schafft es lediglich, die Melancholie des Films durch beliebigen Pianoeinsatz zu verkitschen. Doch das tut der Qualität des Films keinen Abbruch.