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Während des ersten Teils von Black Swan fragte ich mich: Fühle ich mich nur gelangweilt, oder hebt der Regisseur die Unnahbarkeit seiner Hauptfigur und deren Unfähigkeit, emotional aus sich herauszugehen, auf die filmische Ebene? Mit Beginn des 2. Teils des Films wusste ich dann: Ich bin gelangweilt.

Zunächst hielt ich es Aronofsky zugute, dass mich die Hauptfigur in Black Swan nicht mitgerissen hat. Hey, sie hat emotionale Probleme und das stellt der Regisseur dadurch zur Schau, das man als Zuschauer keine Emotionalität zur Hauptfigur Nina (Natalie Portman) aufbaut. Denn das ewig gleiche leidende Gesicht Portmans ließ dies einfach nicht zu, es war zu eindimensional. Und das bleib es leider auch. Auch die Hoffnung, dass sich ein Drama zwischen dem Tanzlehrer (Vincent Cassal) und Tänzerin aufbaut, stürzte rasch wieder ein. Hinzu kamen lobenswerter Weise ein paar nette Kameraeinstellungen und raffinierte Schnitte - das wars.

Als Übergang kam dann die beste Szene: die Disko. Ich finde, diese Szene ist perfekt geschnitten. Sie hat den Rhythmus der Musik übernommen, ohne sich ihm unterzuordnen. Einfach perfekt, das Blown-Away des Films.

Tja, und dann verwandelte sich der weiße Schwan in einen müden schwarzen, ein paar Schockelemente und der Versuch, ein bisjen Cronenberg und Lynch zu vermischen mit modernem Schockkino. Das passte alles nicht zusammen. Zwar ändert Aronofsky den Stil des Filmes, vergisst dabei aber leider seine Figur. Auf rein formaler Ebene versucht er die Verwandlung seiner Hauptfigur zu zeigen. So verändert sich der Körper, es beginnt eine Art von Auflösung, die das Sterben des weißen Schwans andeuten soll. Hier zitiert Aronofsky den Mann des neuen Fleischs, David Cronenberg, allerdings ohne dessen Subtilität und Konsequenz zu erreichen. Auch dann nicht, wenn sich die Musik aus dem Theater immer stärker ins Privatleben der Hauptfigur überträgt. Nina wirkte meist wie ein trotziges Mädchen, das endlich mal in Ruhe onanieren möchte.

Irgendwie plätscherte der Film so lahm vor sich hin, dass ich mich bereits einen Tag nach der Sichtung nicht an das Ende erinnern kann.

Fazit: Eine wunderschöne, aber eingesichtige Hauptdarstellerin, ein Mysterythriller ohne Mystery und einige deplatziert wirkende Schockmomente, mit denen der Regisseur zu versuchen scheint, das Publikum wach zu rütteln und in die Riege der Mysteriemeister wie Cronenberg oder Lynch aufzusteigen. Das Budget dazu hatte er, alleine das Fingerspitzengefühl fehlte ihm. Das mag auch an dem hauchdünnen Drehbuch gelegen haben. Alleine die Diskosequenz und die Musik Tschaikowskys reißen mit. Der Film ist so lahm, wie der Preis den er einheimsen möchte: Den Oscar.

2/10

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