Review

Spring Break steht vor der Tür und hunderte besoffener Teenies strömen in eine kleine Hafenstadt. Dumm ist nur, dass eine Meute mutierter (?) Piranhas aus einem Riff entkommen ist und enormen Hunger auf Menschenfleisch verspürt.

Alexandre Aja, der auch für einige andere hochkarätige Horrorfilme verantwortlich zu zeichnen ist, inszenierte einst dieses Remake in 3D und lässt die wildgewordenen Raubfische auf die – vermutlich jungen – Zuschauer los. Offenbar wollte man nicht nur den Splatter- sondern auch den Erotikgehalt hoch ansetzen und präsentiert eine Art Partyflick, der auf Kurzweil ausgelegt ist. Ob die Rechnung aufgeht?

Eines vorab: bis auf einige kleine Ausnahmen kommt die Piranhaaction relativ spät. Vorher verbringen wir einige Zeit mit den durchaus nicht unsympathischen Charakteren und der Kleinstadt. Im Fokus steht die Familie einer gewissenhaften Polizistin – allen voran ihr Sohn, der schelmisch seine Aufsichtspflicht verletzt, um leicht bekleideten Damen hinterherzujagen. Dadurch gefährdet er später auch die beiden kleinen Geschwister. Langeweile kommt nicht unbedingt auf, vor allem da nicht mit Softcore gegeizt wird. Im prüden Amerika galt das wohl als provokant und geradezu Dark Web-haft pervers, aber für deutsche Augen ist das bestenfalls Standard. Eine Handvoll Brüste und frontale Nacktheit (ohne Geschlechtsteile) halten den gemeinen Teenie bei Laune, wollen aber bei erwachsenerem (oder sexlüsternerem) Publikum nicht wirklich zünden. Dennoch wird es nie wirklich schlecht im klassischen Sinne.

Wenn die Piranhas dann zuschlagen, wird es dann doch handfest und man fühlt sich leicht an die partycrashenden Zombies aus „Braindead“ (der natürlich um Welten besser ist) erinnert. Da werden gerne auch mal ganze Beine abgeknabbert, Menschen in zwei Hälften geteilt oder Köpfe gewaltsam durchdrungen. Alles rotiert natürlich irgendwo um das 3D Gimmick, welches aber nicht zu sehr missbraucht wurde. Die Effekte sind überdreht ausgefallen und haben leider eine gewisse CGI Optik, die diesem Reviewer ein wenig zu penetrant ausgefallen ist. Die konzentriert auftretende Menge an kurzen, aufeinanderfolgenden Splattermomenten lässt aber keinen Unmut aufkommen – schon alleine wegen der Dynamik. Dennoch hätten sich verteiltere und praktischere Blutorgien positiv ausgewirkt. Und das übertriebene Splatterfest, das manche frohgemut verkündeten, bleibt auch aus.

Gegen Ende baut sich dann durch die Rettung der Familie durchaus Spannung auf, was man vorher eher vermisst hat (obwohl man, wie gesagt, auch nicht direkt Langeweile beklagen konnte). Hier hätte man mehr auf Trash ODER Ernsthaftigkeit setzen können, anstatt den Spagat zu wagen, der letztendlich auch nur ein Kompromiss ist. So ist Piranha 3D nicht schlecht, dümpelt aber ein wenig belanglos vor sich hin, was schade ist, denn das Potential ist quasi konstant zum Greifen nahe.

Fazit: Anfangs mäßig spannender Creature Feature, der die niederen Triebe anspricht aber nie vollends befriedigt. Neben viel (US-tauglicher) Nacktheit und einer hohen Dichte ans Splatterszenen im letzten Drittel bietet „Piranha 3D“ überraschend menschliche Figuren mit viel weniger Party und Trash als man denken würde. Solide, aber mit mehr Mut und Richtung wäre weitaus mehr drin gewesen...

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