Review

Etwas außergewöhnlich und innovativ sollte der Film also sein, wenn es nach ein paar Meinungen in den hier platzierten Reviews geht. Dem stimme ich nicht ganz zu, denn "Mord nach Plan" weiß zwar zu unterhalten, ja gar zu fesseln, ist aber jedoch auch einer der Filme, die beim öfteren Konsumieren bzw. Ansehen einfach nicht mehr überzeugen können, weil eben schon alles bekannt ist. Mir fällt da ganz spontan ein Meisterwerk wie "Die üblichen Verdächtigen" ein, bei dem natürlich eigentlich auch schon alles verraten ist, hat man ihn einmal gesehen, aber bei diesem Film, für den der überragende Kevin Spacey ja oscar-prämiert wurde, ist genau das nicht der Fall. Denn bei jedem weiteren Ansehen fallen dem Zuschauer noch Kleinigkeiten auf, welche den Filmspaß mächtig in die Höhe treiben.
Gut, "Mord nach Plan" kann und will wahrscheinlich auch gar nicht als Meisterwerk bezeichnet werden, das ist unbestritten. Während beim ersten Ansehen noch alles verdammt spannend wirkt und auch ist und der Zuschauer zu jeder Sekunde wissen möchte, was als Nächstes passiert, herrscht bei einem weiteren Ansehen (zumindest in nächster Zeit) wahrscheinlich eher Langeweile vor, da die Inszenierung zwar gut und intelligent vonstatten ging, aber nicht genug, um noch kleine Einzelheiten zu verbergen, die dem Zuschauer auffallen, schaut er sich den Film ein zweites Mal an.
Leiht man sich "Mord nach Plan" für einen kurzweiligen Videoabend mal aus, kann er zweifelsohne als perfekte Unterhaltung bezeichnet werden, die vor Kurzweile nur so strotzt. Einen richtig guten, sich im Gedächtnis der Konsumenten verankernden Film macht aber der Aspekt aus, dass er auch bei weiterem Ansehen noch immer fasziniert und unterhält. Ob der Film das will oder nicht ist völlig unbedeutend, Fakt ist, er kann bei öfterem Konsum nicht weiter überzeugen.
Die Aufmachung und die Reihenfolge, wie die einzelnen Szenen geschnitten wurden, sind aber ein Riesenpluspunkt des Films, da der Zuschauer von Beginn an weiß, bei wem es sich um die beiden Mörder handelt. Das kann auch hier verraten werden. Die routinierte, wenn auch im Beruf sowie im Privatleben teils radikale Polizistin Cassie Mayweather (Sandra Bullock) wird eines Tages an einen Tatort gerufen, um sich um einen Mord an einer Frau zu kümmern, den sie natürlich auch lösen soll. Zur Seite steht ihr dabei der eigentlich etwas unerfahrene Sam Kennedy, der sich aber bald als schlaues Kerlchen entpuppt und seine Kollegin tatkräftig unterstützen kann. Zu diesem Zeitpunkt weiß noch keiner, selbst der Zuschauer nicht, wer den Mord begangen hat, was sich aber spätestens mit den Szenen, in denen immer wieder zwei Jugendliche, die die gleiche Klasse einer High-School besuchen, auftauchen, ändert. Hier werden zwar dem Zuschauer nur Bruchstücke zugeworfen, jeder erkennt dennoch den Sinn und Zweck dieser kurzen Sequenzen, handelt es sich bei diesen zwei Schülern - oder Studenten - um die Mörder der Frau handelt. Diese beiden wollten den perfekten Mord begehen, was sie - wenn es nach ihnen geht - auch geschafft haben. Ab diesem Augenblick weiß der Zuschauer, wer die Mörder sind, was aber auch so sein soll, da die Spannung auf einen ganz anderen Handlungsstrang festgelegt ist. Nämlich auf diesen, ob die beiden Polizisten dahinterkommen, wer für den Mord verantwortlich ist. Die beiden Studenten haben jedoch ein wasserfestes, ja schon unwiderlegbares Alibi, da sie zum Zeitpunkt der Tat nicht am Tatort sein konnten, was auch viele andere Schüler bestätigen können. Der Zuschauer weiß, dass dem trotz aller Sicherheit nicht so ist, weil er über den Tathergang sehr genau Bescheid weiß. Die beiden Polizisten jedoch wissen zunächst nicht, wie sich alles zugetragen haben, versuchen jedoch, Licht ins Dunkel zu bringen.
Dieser Aufbau der Story kann schon als kleiner Geniestreich bezeichnet werden, zumal die Intention der Handlung voll aufgeht und der Film wirklich spannend ist, obwohl der Zuschauer die Mörder schon längst sicher identifiziert hat. Vielmehr ist es die Tatsache, ob die beiden Polizisten auf das kommen, was der Zuschauer vorher in Form von Bildern gesehen haben. Hier liegt der Grund der Spannung, die in "Mord nach Plan" zweifelsohne besteht.
Die Schauspieler sind solide, aber auch nicht Weltklasse. Sie machen ihre Arbeit jedoch gut genug, um dem Film natürlich keine Qualität zu nehmen. Handwerklich gesehen ist alles recht routiniert, der Regisseur trägt ja auch Barbet Schroeder als Namen, der zwar nicht unbedingt für Meisterwerke bekannt ist, aber bisher durchaus passable Filme abgedreht hat. Der Film lebt wie gesagt von seiner Story und deren Chronologie, die aber allerspätestens beim dritten Ansehen in- und auswendig im Hirn des Zuschauers sitzen müsste, vorausgesetzt er hat auch aufgepasst.
Schwächen machen sich wieder einmal in der Logik breit, denn teilweise zieht Sandra Bullock als Polizistin mit schrecklicher Vergangenheit recht hanebüchene, aber schließlich doch richtige Schlüsse. Ob das mit der Routine, die sie an den Tag legt, kommt oder laut Drehbuch so sein musste, damit der Film auch so läuft wie er zu laufen hat, kann ich nicht sagen. Somit sind die Logikschwächen nicht unbedingt erheblich, aber manchmal dennoch etwas ärgerlich. Vor allem der Rückschluss, den Sandra Bullock am Ende zieht, nervt und beim Zuschauer macht sich der Gedanke breit, ob in der Realität ein Polizist oder eine Polizistin auch so spontan und plötzlich solche Einfälle, die sich danach als richtig herauskristallisieren, hat. Mehr darauf eingehen möchte ich aber nicht, da das ansonsten ein kleiner Spoiler wäre.
Alles in allem wirklich perfekte, fesselnde und spannende Unterhaltung, bei der der Zuschauer wirklich mitfiebern kann, da er ja über den Tathergang ziemlich genau, wenn auch nicht in allen Details, Bescheid weiß. Über ein paar Logikfehler und der Tatsache, dass beim öfteren Ansehen zunehmend Langeweile vorherrschen wird, hinweggesehen, offenbart sich in "Mord nach Plan" der ideale Film für kurzweilige Videoabende. 7,5/10 Punkte

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