Nach „Miss Undercover“ gab es Sandra Bullock erneut als FBI-Agentin, in „Mord nach Plan“ jedoch wesentlich ernster.
Die Täter stehen bereits von Anfang an fest, es sind die gelangweilten Rich Kids Justin Pendleton (Michael Pitt) und Richard Haywood (Ryan Gosling). Der eine eher angeberisch, der andere eher introvertiert, aber beide von sich überzeugt. Gemeinsam planen sie das perfekte Verbrechen, einfach aus Langweile hinaus. Tatsächlich steckt in „Mord nach Plan“ ein Stück bittere Sozialkritik, da Mord und Spiel mit dem Feuer scheinbar der einzige Thrill sind, den die beiden gelangweilten Jugendlichen abseits von Russisches-Roulette-Spielchen noch finden.
Ebenfalls mit gesundem Selbstbewusstsein gesegnet ist aber auch FBI-Profilerin Cassie Mayweather (Sandra Bullock), von Kollegen oft nur als ’Die Hyäne’ bezeichnet. Gerade sie verbeißt sich in den Mordfall, folgt den Spuren, welche die beiden Täter zu dem Hausmeister und Drogendealer Ray Feathers (Chris Penn) gelegt haben. Cassie tritt als erfrischend starke Frauenfigur auf, neben welcher der neue Kollege Sam Kennedy (Ben Chaplin) stets den Kürzeren zieht – beinahe als habe man die klassischen Rollenmuster umgekehrt, ohne dass Cassie besonders männlich oder Sam effeminiert erscheint.
Doch das arrogante Verhalten Justins und Richards bleibt Cassie nicht verborgen, sie verfolgt die Idee, dass es die beiden waren – eben um das perfekte Verbrechen zu begehen. Doch damit beginnt ein Duell der Intelligenzen...
Man mag sich zwar über das Wegfallen des Whodunit ärgern, doch „Mord nach Plan“ bezieht seine Spannung aus ganz anderen Fragen. Zum einen geht es um den Tathergang, der erst im Film rekonstruiert wird, erst dort wird die Idee des perfekten Verbrechens genauer geschildert. Zum anderen die Frage, wie Cassie die beiden Intelligenzbolzen austricksen wird. Früh wird klar, dass vermutlich der menschlich-emotionale Störfaktor den mechanisch erdachten Plan durchkreuzen wird, nur das Wie ist Spiel eines netten Wer-gegen-wen, denn Cassie versucht die Täter gegeneinander auszuspielen.
Dabei gibt sich Barbet Schroeders Film erfreulich undurchsichtig und lässt bis Ende offen, wie die einzelnen Charaktere zueinander stehen. Mögen sich die Jugendlichen oder benutzen sie einander nur, welche Rolle spielt eine Klassenkameradin, die Justin offenbar zugetan ist und welche Rolle spielt die Vorgeschichte Cassies, die immer wieder angerissen wird. Gerade durch solche kleinen Spielchen mit Erwartungen, die zum Rätselraten einladen, generiert „Mord nach Plan“ das Zuschauerinteresse – da ist es an sich egal, dass man die Identität der Täter kennt und davon ausgehen kann, dass der Fall aufgelöst wird.
Barbet Schroeder erzählt langsam, ruhig und trotzdem durchweg spannend, auch wenn „Mord nach Plan“ doch einige Schönheitsfehler aufweist. So ist der Showdown durchaus nett in Szene gesetzt, wirkt in seiner Actionlastigkeit aber doch aufgesetzt, da der Rest vom Film eben gerade so ruhig daherkommt. In der Mitte ist auch die eine oder andere Länge zu beklagen und an ein, zwei Stellen würde man sich wiederum Vertiefung wünschen – z.B. was die Rollen der Klassenkameradin angeht bzw. wie die beiden Jungs nun zu ihr stehen.
Bei besagten Darstellern muss man den Machern auch Blick für Talent bescheinigen. Gerade Ryan Gosling, gerade ja schwer im Auftrieb begriffen, liefert als arroganter Jüngling eine famose Leistung ab. Michael Pitt, zuletzt auch als Killer in „Funny Games U.S.“ zu sehen, schneidet jedoch nur minimal schwächer ab. Großes vollbringt auch Sandra Bullock als toughe Ermittlerin, während Ben Chaplin nicht nur seiner untergeordneten Rolle wenig prägnant ist. Chris Penn hat nur wenige Szenen, zieht mal wieder seine Proletennummer ab – aber das macht er doch ziemlich zufriedenstellend.
Bleibt unterm Strich ein spannender Thriller, der an die Stelle des Whodunits ein komplexes, Fragen aufwerfendes Personengeflecht stellt – und trotz weniger Beteiligter wunderbar funktioniert. Macken wie den aufgesetzten Showdown und kleinere Längen muss man in Kauf nehmen, aber gute Thrillerkost serviert Barbet Schroeder hier auf jeden Fall.