Nach der Reaktivierung der „Star Wars“-Reihe im Kino mit „The Phantom Menace“ (1999) konnte sich George Lucas aus finanzieller Sicht nicht beschweren. Der Film war der erwartete Erfolg an den Kassen, doch inhaltlich und inszenatorisch brachte ihm der Auftakt seiner Saga einiges an Kritik ein. Dennoch sollte es weitergehen, Lucas wollte eine Trilogie liefern und die Vorgeschichte zu den klassischen „Star Wars“-Filmen erzählen. So erschien im Mai 2002 diese zweite Episode.
Das Skript hierzu stellte er erst wenige Tage vor Drehbeginn fertig. Die Kritik am Vorgänger hatte ihn verunsichert, weswegen er sich dieses Mal wieder Unterstützung mit ins Boot holte. Jonathan Hales arbeitete mit Lucas zusammen und wie groß dessen Anteil ist, das kann man nur vermuten und somit auch, wem man hier die Schuld für was geben kann.
Die späte Fertigstellung des finalen Skripts bedeutete auch, dass die Vorproduktion quasi auf Zuruf erfolgte. Sets, Kostüme etc. wurden teilweise hergestellt, ohne dass man ein fertiges Drehbuch in Händen hielt. Nicht die besten Voraussetzungen für das kreative Arbeiten an einem solch großen Projekt. Fertig wurde man dennoch irgendwann und der Beginn beinhaltet immerhin den vertrauten Ablauf. Also fast. Denn nach dem bekannten Satz in der blauen Schrift, dem Titelschriftzug mitsamt Hauptthema und dem Lauftext, der über den aktuellen Stand informiert, schwenkt die Kamera doch tatsächlich nach oben. Schnell fällt der Blick auf Coruscant, den zentralen Planeten der Galaktischen Republik.
Dort wird nach Eintreffen auf das Raumschiff der Senatorin Padmé Amidala ein Anschlag verübt. Um diesen zu untersuchen, werden zwei Jedi entsendet und so treffen Obi-Wan Kenobi und Anakin Skywalker auf ihre frühere Bekannte, wobei das Treffen Anakins Gefühle ziemlich durcheinanderbringt. Es sollte nicht der letzte Mordversuch sein, doch macht Lucas im weiteren Verlauf noch ein paar weitere Fässer auf. So entdeckt Obi-Wan auf Kamino die Herstellung einer gewaltigen Armee aus Klonsoldaten. In Auftrag gegeben von einem verstorbenen Jedi-Meister wirft dies weitere Fragen auf. Etwas geht vor sich in der Republik, involviert sind ein neuer Gegner namens Count Dooku, Separatisten und ein Kopfgeldjäger mit Nachnamen Fett.
Für „Star Wars“-Verhältnisse packt Lucas einiges in diese „Episode II“. Die Erzählung teilt sich bald wie früher schon in mehrere parallel laufende Handlungsstränge, was ein gern genommener Kniff ist und die Möglichkeit bietet, zwischen Figuren und Schauplätzen zu wechseln. Der Film bemüht sich stets um einen Fluss und inhaltlich ist das alles auch relevant. Nur ist die Umsetzung mal mehr und mal weniger gelungen. Obi-Wans Entdeckungen und Nachforschungen gleichen einer Kriminalgeschichte, er agiert wie ein Detektiv und versucht, die von Kamino weiterführende Spur zu verfolgen. Als Zuschauer ahnt man schnell, wer letztlich dahintersteckt, seit dem Vorgänger weiß man um Darth Sidious und sein Alter Ego – und das dem Macher bewusst. Doch beeinträchtigt dies nicht den Erzählfluss, denn Lucas reichert das Szenario mit neuen Welten sowie Figuren und Umwegen an. Er kleidet alles ideenreich aus, sodass es genug zu erleben gibt und man immer gerne den nächsten Schritt mitgeht.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der sich entspinnenden Liebesgeschichte zwischen Padmé und Anakin. Sie ist erzählerisch relevant für die weitere Entwicklung der beteiligten Figuren und insbesondere im Hinblick auf das, was Anakin noch werden wird. Aber waren ausgefeilte Dialoge noch nie Lucas' Stärke, so nimmt das hier, wenn es um das Ausformulieren von Gefühlen, Begierde und Anziehung geht, mitunter lächerliche Züge an. Die konstruierten Zeilen werden vorgetragen, man möchte manchmal verschämt weghören. Die Romanze wirkt so forciert, die beiden haben kaum ein anderes Thema. So reden sie dauernd davon, doch spürt man es nicht, es bekommt keinen Raum zur Entfaltung. Warum sich Padmé letztlich in den gruselig dreinblickenden Trotzkopf verliebt, ist für mich schwer nachvollziehbar. Dazu ist die Erzählung arg zerstückelt, sodass sich auf emotionaler Ebene hier keine nachvollziehbare Entwicklung ergibt, was auch an dem fehlenden Zeitgefühl liegt. Der reine Aufbau der Liaison, die sich ihren Platz mit den Szenen auf Kamino teilt, ist ungelenk und Anakin immer dieser bockige und unreife Typus. Portman scheint dagegen anspielen zu wollen, aber Christensens Art macht es ihr nicht leicht.
Für das Gesamtkonstrukt muss das auf der erzählerischen Ebene funktionieren, aufgrund der Umsetzung und wohl auch des Personals tut es das im Großen und Ganzen leider nicht. Hinzu kommt noch manch kitschige Umgebung und fertig ist Rosamunde Pilcher auf Naboo. Das muss man leider durchstehen, zu den Highlights gehören diese Segmente nicht.
Immerhin bekommt Anakin noch einen weiteren Ankerpunkt verpasst. Das Versprechen, das er seiner Mutter gab, will er nun einlösen, ebenso treiben ihn Alpträume um. Die Befreiungsaktion endet jedoch in einer Tragödie und stellt einen weiteren Schritt in Richtung seiner schwarzen Rüstung dar. Auch hier ist die Erzählung wieder notwendig, das Ereignis solide eingefangen, das darstellerische Können bremst das Drama aber auch wieder aus.
Erzählerisch bietet „Attack of the Clones“ Licht und Schatten. Je nach Handlungsstrang, ob er nun actionlastig oder gefühlsbetont daherkommt, ist es ein Auf und Ab. Lucas ist ein Weltenbauer, ein Erschaffer von Spektakel. Er ist kein filigraner Schreiberling. Das merkt man in dieser Episode mehr denn je zuvor.
Und dennoch hat der Film auch einige Highlights. Die Szene im Asteroidenfeld oder die Jagd durch Coruscant, das Worldbuidling an sich oder einfach Ewan McGregor. Und Lucas spickt das Ganze mit kleinen Aha-Momenten wie der Enthüllung des Todesstern-Plans, einem Wiedersehen mit der Heimstätte auf Tatooine oder dass natürlich jemand wieder seinen Arm verliert. Das spreche ich dem Film alles nicht ab. Jedoch schleppt er eben auch ein schwer zu übersehendes Gegengewicht mit sich herum.
Der Ton ist trotz der Romanze und den teils bunten Bildern im Vergleich zu „The Phantom Menace“ spürbar ernster. Das ist dem Szenario angemessen, über seine nicht gerade knappe Laufzeit macht der Film klar, dass hier langsam aber sicher finstere Mächte das Ruder übernehmen. Dennoch gibt es hier und da etwas Humor, wobei man dankenswerterweise den Klamauk heruntergeschraubt hat und es oft bei verbalen Spitzen belässt.
Wie gewohnt geht es auf verschiedene Welten. Von Coruscant bekommt man diesmal mehr zu sehen, wobei gerade die Szenen in der Nacht ziemlich chic sind. Ich mag diesen Stadtplaneten und ihm dieses Mal mehr Zeit einzuräumen ist eine feine Sache. Man taucht etwas tiefer in die Architektur ein und geht in die Tiefe bis auf die Straßenebene. Straßen, Gassen, Neonlichter, Bars, auf Coruscant könnten ganze Filme oder Serien spielen. Das ebenso aus dem Vorgänger bekannte Naboo dient ebenfalls wieder als Kulisse, insbesondere zur Bebilderung der Annäherung von Padmé und Anakin. Und so sind es hier die hellen Landschaften, die Natur und wieder die südeuropäische Architektur, die das optisch untermalen. Naboo wirkt wie ein Gegensatz zu dem verbauten Coruscant, heimelig und als Sinnbild der vielleicht wenigen unbeschwerten Stunden Anakins passend. Anders sieht es auf Tatooine aus. Die Rückkehr zu der altbekannten Sandkugel bringt einen der Wendepunkte auf Anakins Reise, seine Abneigung gegen diesen Planeten verstärkt dies nur.
Doch es gibt auch Neues zu entdecken, prominent in Szene gesetzt wird hier Geonosis mit seiner insektenartigen Bevölkerung. Farblich etwas eintönig, zum Thema des Planeten allerdings passend verbringt man hier einiges an Zeit, insbesondere die ausladende Endschlacht bleibt mit diesem Planeten verbunden. Gleiches gilt für das Element Wasser im Hinblick auf die Welt von Kamino, die einen weitreichenden Eindruck im „Star Wars“-Universum hinterlässt. Denn die Klonarmee, die dort ihren Ursprung hat, bedeutet nicht nur ein erzählerisches Element, sie wird das Gesicht dieser Galaxie nachhaltig und tiefgreifend verändern
Mag man den Welten auch vorwerfen, überwiegend monothematisch angelegt zu sein, so funktionieren sie als Konstrukte für sich im filmischen Kontext. Hier liegt eine Stärke von George Lucas, denn das Worldbuilding ist fantastisch. Jede Welt wirkt in sich nachvollziehbar designt und bietet einiges eigenes zu entdecken. Solch ein Universum mit Leben zu füllen liegt dem Herrn einfach. Da ist „Episode II“ keine Ausnahme zu den zuvor erschienenen Werken der Hauptreihe. Aber auch das Entdecken einzelner Orte mag faszinieren, wie beim Gang in die Bibliothek im Jedi-Tempel.
Das Design selbst und die Ideen dahinter sind wieder einmal faszinierend und eine der Stärken des Films und auch der Reihe. Aus künstlerischer Sicht ist auch „Attack of the Clones“ ein gelungenes Projekt. Raumschiffe, Kostüme und Gebäude, ganze Städte und Umgebungen erdacht und in kreative Bilder gegossen. Hapert es auch manchmal an der Umsetzung aufgrund der digitalen Herkunft, so lässt sich der kreative Gedanke dahinter schwerlich kritisieren. Trotz des Alters sehen die Urtrilogie und selbst "The Phantom Menace" besser aus. Vielleicht bin ich da auch altmodisch, aber der Look der damals verwendeten Digitalkameras kann es einfach nicht mit dem der analogen Technik aufnehmen. Filmisch sieht das hier selten aus.
Gedreht wurde unter anderem am Comer See, in Sevilla und in Tunesien. Wobei Letzteres ein Wiedersehen mit der Behausung aus dem 1977er Film beschert. Da kommen tatsächlich mal kurz nostalgische Gefühle auf, was in all der neumodischen Optik mal gut tut.
Mehr noch als in „The Phantom Menace“ steht hier Anakin im Mittelpunkt, dieses Mal verkörpert von Neuzugang Hayden Christensen. Aufgrund der in der Handlung vergangenen zehn Jahre ist der Padawan sichtlich herangewachsen, emotional aber alles andere als stabil. Sein Charakter ist hier bereits schwankend und unausgeglichen, was wenig subtil nach außen transportiert wird. Seinen ersten Auftritt bei Padmé fährt der Bengel mit seiner bockigen Art gegenüber Kenobi gleich mal vor die Wand. Es ist offensichtlich, dass Lucas hier den Nährboden zeigen will, auf dem seine spätere Wandlung wächst. Wie er das bewerkstelligt, wirkt allerdings oft plump.
Meister Yoda spürte bereits in „Episode I“, dass in dem Jungen viel Angst wohnt. Und diese beginnt sich hier zu manifestieren. Exemplarisch dafür und was daraus erwächst ist die Sequenz mit Anakin, seiner Mutter und den Tusken sowie sein Gespräch mit Padmé im Anschluss. Sein Weg ist natürlich vorgezeichnet, Unsicherheit, Furcht und somit das in ihm schlummernde Dunkel übernehmen Teile seiner Handlungen und steuern im Verbund mit seiner Überheblichkeit sein Denken. Denn ein gutes Stück Arroganz lässt sich schon in dem Padawan finden. Es fällt schwer, Anakin zu mögen und im Verlauf des Films stellt sich die Frage, ob das zu diesem Zeitpunkt überhaupt beabsichtigt ist.
Christensen wird hier eine ziemlich große Bürde auferlegt, diesen und auch den kommenden Film muss er mittragen. Zusätzlich schleppt er auch alles das mit sich herum, was erst später in der Figurenbiographie kommt, denn man kennt Darth Vader schon aus der Urtrilogie und damit quasi besser als er sich selbst. Es lastet dadurch auf Christensen ein vielleicht unfair kritischer und genauer Blick. Allerdings ist es auch nicht unfair zu sagen, dass er nicht das ausgereifteste Schauspiel zeigt. Und dennoch bleibt es auch wieder die Frage, inwiefern Lucas seinen Anteil daran hat. Besieht man sich Hintergrundmaterial, so erkennt man wieder, dass die Führung seines Ensembles keine seiner Stärken ist.
Das können andere im Cast besser auffangen, wie man an Ewan McGregor als Obi-Wan Kenobi sehen kann. Ein charismatischer und fähiger Darsteller, der „seinen“ Obi-Wan hier weiter formt und der Figur einen eigenen Stempel aufdrückt. Seine Art, spürbar gereift im Vergleich zum Vorgängerfilm, und die ausgestrahlte Ruhe stellen einen Gegenpol zu Anakins Unausgeglichenheit dar. Auch erkennt er hier langsam, was in seinem Schüler schlummert, der mit seiner renitenten Art selten hinterm Berg hält. Kenobi hat es nicht leicht mit ihm, was er hin und wieder auch ausformuliert inklusive einer vorausschauenden Bemerkung über sein letztendliches Schicksal. McGregor ist ein Gewinn für die Prequels, das wird spätestens hier offensichtlich.
Auch Natalie Portman ist wieder als Padmé Amidala dabei, ihre Rolle wird ebenfalls ausgebaut. Sie gibt die Politikerin, tritt auch mal in Actionsequenzen auf und ist natürlich Teil der sich aufbauenden Romanze mit Anakin. „This is rediculous“ rief sie Lucas während dem Dreh zu, als sie vor einem Greenscreen herumturnte und man kann es ihr nicht verdenken. Überfordert wird sie hier nicht, eher ist es der stete Versuch, mit dem klarzukommen, was das Skript ihr vorgibt.
Mehr zu sehen gibt es auch von Mace Windu, Samuel L. Jackson hat ein paar Auftritte als Jedi mit der lila Klinge. Ein gern gesehener Charakter, was auch an Jacksons Leinwandpräsenz liegt. Yoda darf nicht fehlen und er scheint am ehesten zu erkennen, welche Gefahr hier heraufzieht. Dazu darf er nun auch zeigen, dass er mit dem Lichtschwert umgehen kann, wenn die Sequenz auch nicht vollends gelungen ist. Wieder lieh Frank Oz dem grünen Jedi die Stimme und erneut ist er hier als CGI-Animation zu sehen, die ebenso nicht vollends überzeugt. Dazu kommen die üblichen Droiden C-3PO (Anthony Daniels) und R2-D2 (auch Kenny Baker). Der Protokolldroide läuft jetzt auch mit Außenhülle herum, wenn auch immer noch nicht golden, und der Astromech kann hier sogar mal fliegen. Insgesamt sind die zwei dieses Mal recht verzichtbar. Gerade C-3PO wird auf Geonosis überwiegend für Albernheiten eingesetzt, R2 muss irgendwann mal wieder an der Steckdose drehen.
In Nebenrollen tummeln sich Shmi Skywalker (Pernilla August), Bail Organa (Jimmy Smits) oder eine animierte Figur namens Dexter Jettster, die ein Diner betreibt. Ob dies eine Hommage an Lucas' eigenen „American Graffiti“ (1973) ist oder nicht, es macht diese entfernte Galaxie wieder ein Stück vielfältiger und dennoch vertrauter. Auch Jar Jar Binks bekommt ein paar kleine Auftritte, er spielt allerdings nicht wirklich eine Rolle. Sein Auftreten im Senat wird da gerne überinterpretiert.
Owen und Beru, die man aus anno 1977 kennt, reihen sich in die Riege von Charakteren ein und insbesondere bei der Schlacht auf Geonosis sieht man mal massenhaft Jedi im Einsatz. Das gab es so auch noch nicht, stammt das hier doch noch aus einer Zeit, als nicht gefühlt alle drei Monate neuer Content diesbezüglich produziert wurde.
Prominentester Neuzugang auf Seiten der Schurken ist Count Dooku. Christopher Lee verleiht dieser Figur mit der bewegten Vergangenheit sein typisches Charisma und ist ein Gewinn für das Ensemble. Dooku selbst ist ein durchaus interessanter Charakter, der ehemalige Jedi und Meister von Qui-Gon Jinn hat die Seiten gewechselt, ist mit den Separatisten verbunden und überdies der neue Schüler von Darth Sidious. Letzteres erinnert mich ob des fortgeschrittenen Alters immer an den alten Herren aus den Loriot-Sketchen („Ich bin Student“), abseits dessen bringt die Figur aber eben einiges in die Geschichte mit – was leider kaum beleuchtet wird. Da steckte mehr Potenzial drin, gerade in der Ergründung der Motivation und Gegensätzlichkeiten der Seiten Jedi und Sith. Leider geht Lucas hier nicht so sehr in die Tiefe wie erhofft, Lee ist dennoch eine sehenswerte Ergänzung.
Nicht neu und dennoch ebenso sehenswert ist auch wieder Ian McDiarmid in seinen Rollen als Kanzler Palpatine und Sith Lord, der weiter an seinem Plan feilt, Intrigen vorantreibt und die Fäden im Hintergrund zieht. Und das nicht nur auf einer Seite, seine Einflussnahme umfasst alle Bereiche, sein Griff legt sich langsam um den Hals der gesamten Galaxie. Auch Mechanismen in Anlehnung an die aus unserer Geschichte bekannte Machtergreifung werden hier deutlich, wenn er sich als Kanzler mit Sondervollmachten ausstatten lässt und die Militarisierung vorantreibt. Abseits des von Lucas laut eigener Aussage intendierten historischen Kontexts ist es dieser Aufbau, Schritt-für-Schritt, der die Prequels spannend macht. Die Meinungen gehen hierüber auseinander, für mich ist das einer der interessanten Aspekte und, wenn auch vereinfacht, nicht ohne realen Bezug. Es geht sehenden Auges abwärts und der Trend wird sich in der folgenden Episode noch verstärken. McDiarmid spielt all dies souverän und seine wenigen Szenen gehören immer zu den gelungenen.
Aufhorchen lässt der Name Jango Fett, Temuera Morrison spielt den Kopfgeldjäger und „Vater“ des aus der Urtrilogie bekannten Boba Fett. Seine Hintergrundgeschichte als genetische Vorlage für die Klonarmee ist ein nettes Gimmick, seine Beziehung zu seinem auch aus dieser Herstellung stammenden Sohn mit der dreckigen Lache ebenso. Auch wenn Boba nicht unbedingt solch eine Erklärung gebraucht hätte.
In den Nebenrollen erwähnenswert ist die Auftragskillerin Zam Wesell (Leeanna Walsmann), bei der man sich den Luxus erlaubt, ihre Gestaltenwandlerei nur als Randnotiz zu verwenden. Doch immerhin mündet ihr Auftritt in die nächtliche Verfolgungsjagd durch Coruscant, welche die erleuchtete Stadt ansehnlich in Szene setzt. Nute Gunray und Watto bekommen ebenso kurze Auftritte, das Einbinden mach bekannter Gesichter lässt das Universum zusammenhängender wirken.
Erwartungsgemäß ist der Film randvoll mit visuellen Effekten. Lucas' Affinität zur digitalen Technik ist kein Geheimnis und so finden sich hier massig Aufnahmen, die vor grünen oder blauen Wänden stattgefunden haben. Das Herumgeturne vor diesen ist dann leider auch ein Markenzeichen der Prequels. Mehr noch als im Vorgänger verließ man sich hier auf die Erschaffung aus dem Rechner und was bei unbelebten Objekten wie Raumschiffen, allerlei im All wie Asteroiden etc. schon gut funktioniert, ist im Hinblick auf Figuren nicht immer der Bringer. Dabei ist es nachvollziehbar, dass Sequenzen wie die Massenschlacht am Ende oder ein Lichtschwertduell mit Yoda schwerlich ohne dies realisierbar wären. Dass man aber auch bei Masken verstärkt die praktische Arbeit vernachlässigte, steht der Präsentation nicht so gut. Das Ergebnis ist wechselhaft, man wähnt sich stellenweise in einem Animationsfilm, was mich immer wieder mal aus dem Geschehen reißt. Das gilt auch für Interieurs, die am Computer erzeugt wurden und denen oft diese (ich nenne es mal) visuelle Haptik abgeht. Die Bilder wirken hier weicher, die Umwelt glatt und artifiziell. Was insbesondere auffällt, wenn sich doch mal wieder etwas in realen Sets abspielt. Was Sequenzen im All angeht, die Raumschiffe und einen guten Teil der Actionsequenzen, so ist die Präsentation durchaus gelungen.
Eindrücklich ist hier die Jagd von Jango Fett & Filius nach Obi-Wan im Asteroidenfeld. Die Idee der seismischen Bomben ist da zwar absurd – aber sie fetzt. Wie beim Podrace in „Episode I“ freut sich hier die Soundanlage und die ganze Sequenz ist rasant und unterhaltsam. Ausufernd wird es am Ende, wenn Lucas das „Wars“ im Titel erstmals in diesem Umfang auf die Leinwand bringt. Die Schlacht auf Geonosis beinhaltet natürlich eine Menge CGI, ist aber dennoch ansehnlich und teils gewaltig. Dabei sind es nicht nur die Massenszenen mit all den Klonsoldaten, Geonosianern, Kampfdroiden, den Fahrzeugen und Fluggeräten. Auch die Lichtschwert-Duelle mit Obi-Wan, Count Dooku, Yoda oder Anakin spitzen das Szenario zu und sind dynamisch inszeniert. Obwohl Yodas Kampfsequenz ob des Stils irritierend wirkt. Man mag es sich damit erklären, dass er sonst seine Stärke einfach aus taktischen Gründen versteckt, seine Darstellung als Flummi ist dennoch überzogen. Insgesamt erfreut „Attack of the Clones“ mit gut choreographierter Action, dazu gehört auch die Verfolgungsjagd durch Coruscant.
Wieder übernahm Meister John Williams die Komposition der Filmmusik und wieder ist seine Arbeit eine Konstante in der Reihe. Mit dem Liebesthema „Across the Stars“ gelang ihm ein eingängiges und bewegendes Stück. Wobei der gesamte Score seine Qualitäten hat, wenn er auch nicht zu den stärksten der Reihe gehört. Hellhörig wird man sicherlich zwischendurch, wenn auch „Duel of Fates“ zu hören ist und am Ende, wenn nach manch verstecktem Anklang hier tatsächlich mit voller Wucht der „Imperial March“ über die Bilder gelegt wird. Ein Gänsehautmoment, denn dieses Stück ist eben in der gesamten Geschichte der Reihe etwas Besonderes und verfehlt auch hier seine Wirkung nicht. Gleiches gilt für den Ausschnitt aus „Emperor's Throne Room“, wenn Anakin über das Töten der Tusken spricht, wodurch Palpatines Einflussnahme verdeutlicht wird. Williams erzählt mit seiner Musik die Geschichte wieder mit, dazu gehört auch das Einweben früherer Motive die das der Macht oder Yoda.
„My negotiations will not fail.“
Es bleibt ein zwiespältiger Eindruck, denn „Episode II“ macht einiges anders. Sowohl besser als auch schlechter. Und so bleibt ein ebenso zwiespältiges Gefühl, während sich der Abspann vor den Augen entfaltet.
Detektivgeschichte, das Auftauchen geheimer Armeen, eine Liebesgeschichte, der Beginn der Klonkriege und die weiteren politischen Ränkespiele im Hintergrund mit Palpatine als Antrieb machen die Erzählung von „Attack of the Clones“ im Kern sehr interessant und vielschichtig. Der Humor wurde zurückgefahren, der Ton ernster und man sieht die Macht der Jedi schwinden. Was auch auf ihre eigene Wahrnehmung zurückzuführen ist, selbst Yoda erkennt die Blindheit des Ordens, der Untergang ist eingeläutet. Hochmut kommt vor dem Fall und Lucas bricht das in einem weiteren Schritt hier schon ein Stück weit auf die Figur des Anakin Skywalker herunter. Trotz des Wissens, wohin das führen wird, bietet diese Fortsetzung genug an neuen Welten, Figuren und Erlebnissen. Nur stehen alldem nicht zu übersehende Schwächen in der Erzählung gegenüber, die zusammen mit dem teils sehr artifiziellen Look den Spaß dann doch merklich mindern. Dazu kommt die ungelenk präsentierte Romanze, die weder Zeit noch Raum zur Entfaltung bekommt. Dem Zwischenmenschlichen fehlt es an Substanz, aber nicht an schwach geschriebenen Dialogzeilen. Auf emotionaler Ebene reißt „Episode II“ kaum etwas und bei manchen Zeilen zuckt man zusammen.
Lucas verfolgt seinen Plan, seinen roten Faden. Und allein das hält den Film und auch die Prequel-Trilogie noch ausreichend zusammen. Man bekommt mit der famosen Musik, den neuen Welten, Figuren und dem ausufernden Krawall großformatiges Effektkino präsentiert. Doch scheitert das Werk an seinen Ambitionen, an der Übertragung der Ideen. Trotzdem ist „Episode II“ ein interessanter Baustein der weit, weit entfernten Galaxie. Aus Licht und Schatten.