Review

Story (Spoiler!):
Aufgrund der Bedrohung durch den finsteren Count Dooku und seiner Droidenarmee soll im Senat auf Coruscant eine Abstimmung über die Aufstellung einer Armee der Republik stattfinden. Als Senatorin Padmé Amidala auf Coruscant eintrifft, wird jedoch ein Anschlag auf sie verübt, denn sie jedoch überlebt. Kanzler Palpatine stellt darauf den Jedi Obi-Wan Kenobi und seinen Padawan Anakin Skywalker zu ihrer Sicherheit ab. Als es zu einem erneuten Anschlag kommt, erfahren die beiden, dass hinter der Sache ein Kopfgeldjäger steckt. Während Anakin mit Amidala zu ihrer Sicherheit auf ihren Heimatplaneten Naboo zurückkehrt, macht sich Obi-Wan auf die Spur des Kopfgeldjägers zu verfolgen. Diese führt in auf den unbekannten Planeten Camino. Vor Ort erfährt er, dass der Kopfgeldjäger Jango Fett seine Gene zur Verfügung gestellt hat, auf deren Basis die Bewohner von Camino eine riesige Klonarmee aufgestellt haben - für die Republik und im Geheimauftrag eines Jedi! Obi-Wan versucht Jango festzunehmen, doch dieser kann entkommen. Er flieht auf den Planeten Geonosis, auf dem Count Dooku seine Droidenarmee herstellt und sich mit seinen Verbündeten trifft. Doch kurz nachdem Obi-Wan eine Nachricht an Anakin geschickt hat, wird er entdeckt und gefangen genommen.
Anakin hat in der Zwischenzeit auf Naboo Padmé seine Liebe gestanden, doch diese weist ihn zurück. Als Anakin spürt, dass seine Mutter in Gefahr ist, reist er mit Padmé zu seiner alten Heimat Tatooine und erfährt dort, dass seine Mutter von Sandleuten entführt wurde. Er macht sich auf die Suche, findet seine Mutter jedoch nur noch im Sterben vor.
Kurz darauf ereicht ihn Obi-Wans Nachricht, die er an Kanzler Palpatine und die Jedi weiterleitet. Er selbst bricht unverzüglich nach Geonosis auf um Obi-Wan zu helfen, doch Padmé und er werden auch gefangen genommen. Die drei Gefangenen sollen nun öffentlich hingerichtet werden, doch wird dies verhindert durch eine Gruppe Jedi, die zu ihrer Rettung eintrifft. Eine Schlacht zwischen Jedi und Droiden entbrennt. Als die Jedi immer wieter zurückgedrängt werden, taucht Meister Yoda mit der neuen Klonarmee auf, um den Bedrängten zu helfen. Anakin und Obi-Wan machen sich daraufhin auf die Suche nach dem in den Wirren der Schlacht entkommenen Count Dooku. Doch gegen den mächtigen Dooku haben die beiden keine Chance und wieder ist es Yoda, der ihnen zu Hilfe kommt. Doch Dooku kann erneut fliehen. Mit sich führt er die Pläne einer neuen Superwaffe, die er seinem Meister bringen will...

Kritik:
Die Erwartungen an Episode II waren deutlich geringer als die an Episode I, der die Star-Wars-Fans größtenteils enttäuschte. Und auch Episode II konnte viele Fans nicht begeistern. Die Gründe dafür fallen jedem Zuschauer des Films sofort auf. Wie ALLE Star-Wars Filme krankt er an vier Punkten:
1. George Lucas mangelnde Fähigkeit, in einer Geschichte die wichtigen Elemente hervorzuheben und dann auch noch spannend und glaubwürdig zu erzählen.
2. Die Dialoge sind von aüßerst durchwachsener Qualität und schwanken nicht nur im Stil (komisch, ernst, pathetisch), sondern sind auch teils vollkommen kindisch, irrelevant und/oder sinnbefreit.
3. Die Schauspieler weisen dieselbe Bandbreite auf wie die Dialoge: Hervorragend bis weit unterdurchschnittlich.
4. Das Drehbuch kümmert sich nur selten um Logik oder Kontinuitätsfragen. Zugunsten vermeintlicher Spannung wird hier viel geopfert.
All diese Schwächen sind auch in Episode II vorhanden. Die Fans hat das bei den alten Filmen nicht gestört, bei den neuen jedoch ist man häufig weit kritischer.

Die Stärken der Star Wars Filme haben diese Schwächen jedoch meistens als vollkommen unbedeutend dastehen lassen:
1. Eine mythen-/märchenhafte Erzählung, deren Charaktere und Motive zeitlos und damit für jeden erfassbar sind.
2. Eine eigenwillige aber unvergleichlich komische Art von Humor (Hier liegen die starken Teile der Dialoge!).
3. In jeder Hinsicht filmtechnische und inszenatorische Brillianz, die jedes Mal wegweisend für die gesamte Filmbranche waren.
4. Die Fantasy/Sci-Fi-Atmosphäre weist eine Dichte und Intensität auf, dass es jeden sofort mit sich reißt und begeistert.

Betrachten wir aber nun Episode II genauer:
Die Story führt das was in Episode I begann weiter, und sowohl Anakins Weg zur dunklen Seite, als auch der Verfall der Republik schreiten voran, jedoch wird hier nichts zu Ende geführt, denn das geschieht natürlich alles im dritten Teil. Grundsätzlich ist dies ein Film, in dem die Dinge anfangen: Die Liebe von Anakin und Padmé, die Klonkriege, usw...
Wie es Yooda schafft in kürzester Zeit, eine Armee aufzustellen und auszurüsten, warum die Jedi blind für offensichtliche Bedrohungen sind, und einige weitere Fragen, die sich der Zuschauer stellen mag, erscheinen angesichts der dramatischen, übergeordneten Geschichte allerdings vollkommen bedeutungslos. Die besagten Logiklücken eben...
Die Liebesgeschichte zwischen Anakin und Padmé gerät leider zur vollkommenen Farce. Eigentlich schade, denn es wäre ein leichtes gewesen, diese genauso dezent und unaufdringlich wie die zwischen Han und Leia in den alten Star Wars Filmen zu erzählen, aber nein, hier gibt es pseudoromantische Dialoge die vor Gesülze nur so triefen. Einzig als Padmé Anakin sagt, dass sie ihn liebt (P:"Ich liebe dich!" A(ungläubig):"Du liebst mich?"), gelingt Lucas eine tolle Hommage an Hans berühmten Satz aus "Das Imperium schlägt zurück". Wenn man sich mal die Mühe macht und die entfallenen Szenen auf der DVD anschaut, dann stellt man fest, dass man im Grunde diese nur mit den Szenen im Film tauschen muss und schon, wäre die Geschichte von Anakin und Padmé angenehmer, glaubwürdiger, weniger kitschig und einfach besser geworden. Hier hat George Lucas mal an der vollkommen falschen Stelle die Schere angesetzt...

Was die Schauspieler angeht, so muss man vor allem Ewan McGregor hervorheben, der jede Klippe des Drehbuchs umschifft und voll in seiner Rolle aufgeht. Natalie Portman muss genauso wenig ihre Qualitäten beweisen, ist allerdings gestraft damit, dass sie eine romantische Plattitüde nach der anderen von sich geben muss. Hayden Christensens Leistung als Anakin wurde eigentlich überall verrissen, auch wenn er seine Aufgabe eigentlich nicht schlechter macht als Mark Hamill in den alten Filmen. Teilweise hat er sogar richtig starke Momente, z.B. als er Padmé von den Sandleuten erzählt. Leider überwiegen bei ihm die durchschnittlichen und die schwachen Momente.
Christopher Lee, Samuel L. Jackson, Ian McDiarmid und die restlichen Nebendarsteller machen eigentlich auch alle ein gute Arbeit. Erwähnen muss man noch den toll animierten Yoda, dem man seine Computerherkunft zwar ansieht, dessen Mienenspiel aber keine Wünsche offenlässt.

Star-Wars-typisch kommt auch Episode II nicht ohne Szenen aus, bei denen man auch mal schmunzeln muss. Der Humor ist allerdings weniger slapstick-haft als noch in Episode I und orientiert sich deutlich an den alten Filmen. Witzige Details (Jango wie er sich den Kopf an einer Tür anstößt, eine Eigenschaft, die er auf seine Klone vererbt hat, wie man in Episode IV sehen kann), flapsige Sprüche für die in den Sequelteilen immer Obi-Wan zuständig ist (einfach herrlich, wie er einen Drogenverkäufer zum Guten bekehrt; und auch wie er ständig Anakin belehrt, sorgt für einige Lacher) und natürlich das Duo R2-D2 und C-3PO, wobei vor allem letzterer seinen wohl besten Auftritt hat, als in der Droidenfabrik auf Geonosis durch einen Unfall sein Kopf auf den Körper eines Kampfdroiden geschraubt wird. Dazu reagiert er auf alles wie immer entweder panisch, überrascht oder schockiert. Unvergessen bleibt sein Kommentar als er zum ersten Mal die Droidenfabrik betritt: "Shut me down! Machines creating machines...how pervers!"
Ich kann mich auch nicht der Meinung anschließen, dass dieser Humor nicht zu Star Wars passen würde. Geroge Lucas hat nie verschleiert, dass es ihm immer darum ging auch komische Elemente in seinen Filmen einzubauen, und das merkt man den Star-Wars-Filmen auch deutlich an. In Episode II gelingt Lucas aber sogar noch besser als in "Das Imperium schlägt zurück" die richtige Mischung aus witzigen Details und Anspielungen, Ironie und offenenkundigen Gags.

Auch wenn Lucas deutliche Defizite als Geschichtenerzähler hat, so beherrscht er doch eine Sache, in der ihm niemand das Wasser reichen kann: Mit traumwandlerischer Sicherheit hat er ein Gespür dafür welche Bilder und welche Musik zu welcher Szene passen. Am Anfang des Films, wenn der Zuschauer noch nicht weiß, was ihn erwartet, liegt Coruscant unter dichten Nebeln verborgen. Anakins Nervosität vor dem Wiedersehen mit Padmé spiegelt sich in den Lichtverhältnissen während der Aufzugfahrt wider. Die kurze Zeit später stattfindende Verfolgungsjagd, wird nicht - wie heutzutage üblich - von einen hektischen Schnitt begleitet, sondern die Unruhe der Szene kommt durch die bunte und vollkommen überladenen Optik des Bildes zum Ausdruck. Und auch die romantischen Szenen, die vor allem dank ihrer Dialoge einfach unerträglich sind, sind eigentlich von genau den richtigen Bildern unterlegt. Sei es die harmonische Szenerie auf der Wiese, das flackernde Kaminfeuer, das metaphorisch für die Nervosität und Unsicherheit der Charaktere steht, oder die erste Kussszene von Anakin und Padmé (ich kenne keine andere Szene, in der ein Gag durch die Musikuntermalung entsteht!) - überall findet Lucas genau die richtigen visuellen Elemente, die die Handlung unterstreichen. Und auch als Anakin seinen ersten Schritt zur dunklen Seite macht, wenn er die Sandleute tötet, dann wird dies dem Zuschauer nicht plump dadurch vermittelt, dass wir Anakins Bluttat beobachten, - nein bereits vorher, als Anakin in die Dämmerung fährt, findet sich eine musikalische und visuelle Allegorie auf seinen Fall.
Im Grunde könnte man jede Szene des Films so betrachten, aber das wäre wohl zuviel des Guten. Einzig die finale Schlacht muss noch erwähnt werden, denn hier hat der Film seine besten Szenen. Wenn blaue und rote Laserstrahlen durch die staubverhangene Luft fliegen, und man kaum etwas erkennen kann, dann glaubt man als Zuschauer man befände sich selber dort. Ein anderes kameratechnisches Stilmittel - das schnelle heranzoomen an ein fokussiertes Bildelement -, das vor allem im italienischen Kino gerne verwendet wurde, heutzutage aber eigentlich kaum noch Verwendung findet (und in Hollywood schon gar nicht) wird von Lucas einige Male im Schlachtgetümmel eingesetzt und hat mir persönlich sehr gut gefallen. Da die gesamte Szene natürlich am Computer erstellt wurde, kann Lucas natürlich einige aberwitzige Kamerafahrten und -perspektiven einbauen, die einfach nur ein Genuss sind.
Dieser visuelle Augenschmaus gipfelt im Lichtschwertduell zwischen Count Dooku und Anakin, als die roten und blauen Laserklingen die einzige Lichtquellen sind, und man nur die dadurch erhellten Gesichter der Kämpfer sieht. Das Aufeinanderprallen der Lichtschwerter hingegen hört man nur, man sieht es aber nicht. Optisch lehnt sich das Ganze dabei an den finalen Kampf von Vader und Luke in Episode VI an - nur eine von vielen visuellen und inhaltlichen Referenzen an die alten Star-Wars-Filme, die Lucas in Episode II mehr oder weniger versteckt hat.

Wie schon angedeutet werden alle Szenen von einem brillianten Score untermalt, sodass man Lucas gerne glaubt, wenn er sagt: "Meine Filme brauchen nur Bilder und Musik, der Rest ist unwichtig."
Allerdings würden einem dann die Soundeffekte entgehen, die diesem Film noch eine weitere Krone aufsetzen. Sei es das Absturzgeräusch eines Kampfschiffes, das Zischen einer Tür, das Krachen von Blastern oder das Aufeinandertreffen der Lichtschwerter, jeder Ton ist einzigartig und einfach unglaublich. Die seismischen Bomben die Jango Fett auf Obi-Wan loslässt, sind dabei das absolute Sahnehäubchen. Hier werden Soundeffekte zum ästhetischen Genuss.

Man muss nicht den Audiokommentar zum Film hören, um festzustellen, dass diese Komposition von Musik, Soundeffekten und Bild kein Zufall ist. Lucas ist in diesem Bereich einfach unschlagbar, und meine Ausführungen sind bei Weitem nicht überinterpretiert. Den einzigen Vorwurf, den man ihm machen kann, ist, dass er gerade die beeindruckendsten Bilder viel zu schnell wieder verschwinden lässt und - wie beim Erzählen seiner Geschichte - den Fokus falsch ansetzt.

Fazit:
Howard Hawks sagte, ein guter Film bestehe aus drei guten und keiner einzigen schlechten Szene. Wenn man diesen berühmten Satz auf die Star-Wars-Filme anwenden würde, dann wäre keiner von ihnen ein guter Film. Aber damit würde man ihnen nicht gerecht werden und Episode II schon gar nicht. Denn hier gibt es schlechte Szenen und das liegt vor allem am Drehbuch. Allerdings kann und muss man darüber hinwegsehen, wenn man den Rest des Films betrachtet. Denn den Rahmen der künstlerischen Aspekte, den das Medium Film bietet, wurde hier so ausgereizt, wie sonst nur in wenigen Filmen. Das heißt zwar nicht, dass Episode II eine besonders innovative, anspruchsvolle Handlung oder eine erwähnenswerte Aussage hat, aber aus rein ästhetischen Gesichtspunkten ist er überwältigend. Nicht nur deshalb, sondern auch wegen seines hohen Unterhaltungswerts ist Episode II in meinen Augen der beste aller Star-Wars-Filme, ja sogar einer der besten Filme überhaupt.

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