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Galaktische Effektshow ohne Konzept

Bei den meisten erfolgreichen Filmen fällt es der Mehrheit des Publikums leicht, den Haupthandlungsstrang in ein paar Sätzen wiederzugeben. Warum das so ist? Nun, ein guter Film ist normalerweise so konzipiert, daß der Zuschauer dem Geschehen mühelos folgen kann. Wer nun denkt, dies treffe nur auf sogenannte 'seichte Unterhaltung' zu, der betrachte unter diesem Gesichtspunkt einmal Werke wie "Die Brücke am Kwai" oder "Ben Hur"; Klassiker von beträchtlicher Lauflänge und zweifellos hoher Güte aber dennoch jederzeit klar verständlich und nachvollziehbar.

Leider ist "Angriff der Klonkrieger" auf diesem Sektor ein Totalausfall, denn hier ist, zumindest phasenweise, gar nichts mehr verständlich und über weite Strecken herrscht völliges Handlungschaos. Aktionen verschachteln sich ineinander, der 'rote Faden' geht auf unwichtigen Nebenschauplätzen verloren und neue Charaktere erscheinen und verschwinden fast im Minutentakt. Kaum zu glauben, daß mit Jonathan Hales ein Drehbuch-Altmeister am Werk war, der seinerzeit an den Episoden V und VI sowie an den Abenteuern des Indiana Jones mitwirkte. Das ganze Szenario scheint nur zu bestehen aus Lords und Lehrmeistern, Kabinetten und Kanzlern, Rittern und Ratsherren.

Zu allem Überdruß befleißigen sich die galaktischen Ritter der Sprache ihrer mittelalterlichen Vorbilder; Dialogpartner werden meist in der dritten Person angesprochen und ein Großteil des Gesagten besteht aus ehrfurchtsvoll dahingehauchten Weisheiten, unheilsschwangeren Orakelsprüchen und philosophischen Betrachtungen. Dies geht soweit, daß man sich unweigerlich an einen Winnetou-Film erinnert fühlt; Meister Yoda und Co stehen dem Häuptling der Apachen und seinem weißen Bruder Old Shatterhand im phrasendreschen um keinen Millimeter nach. Allerdings, was bei einem Abenteuerfilm der siebziger Jahre zu einem amüsierten Schmunzeln führte, daß nervt bei einem Weltraumepos des Hightech-Zeitalters gewaltig.

Doch allen negativen Vorbemerkungen zum Trotz: Schließen Sie die Augen, stellen sie sich vor wie die letzten Akkorde der mittlerweile etwas angestaubten, aber fraglos zum Markenzeichen gewordenen 20th Century-Fanfare verklingen, lesen Sie die Laufschrift, die immer kleiner werdend in den Tiefen des Weltraums verschwindet und spüren Sie, wie das Star Wars-Feeling von Ihnen Besitz ergreift, so wie einst die Macht von Luke Skywalker. George Lucas ist sichtlich bemüht, den Charme der legendären Star Wars-Saga wiederzubeleben. Das Produkt dieser Mühen ist ein Zwischending aus modernem Popcornkino und alter Sternenkrieger-Magie, eine Mischung, die insgesamt gut verdaulich sein könnte, wäre da nicht die bereits angesprochene Katastrophenhandlung...

Anakin Skywalker (Hayden Christensen) ist vom Kind zum Jüngling gereift, auch wenn man keinem seiner Mitstreiter die zehn Jahre ansieht, die zwischenzeitlich ins Land gegangen sind. Obi-Wan Kenobi (wie schon in Episode I von Ewan McGregor verkörpert) hat ihn unter seine Fittiche genommen und ist bemüht, dem pubertierenden Jüngling die Künste und Werte der Jedi zu vermitteln. So weit so gut.

Der Film beginnt damit, daß Meister und Schüler auf dem Stadtplaneten Coruscant ankommen, um die von der Prinzessin zur Senatorin mutierte Amidala (Natalie Portman) zu beschützen. Und das ist auch dringend nötig, denn innerhalb kürzester Zeit wird zweimal versucht die Senatorin zu ermorden. Während Obi-Wan sich an die Fersen der Attentäter heftet um deren Hintermänner zu entlarven, begleitet Jung-Anakin die Senatorin auf ihren Heimatplaneten Naboo. Natürlich nicht, ohne vorher in minutenlangen Dialogen darüber zu philosophieren, welcher Platz wohl der sicherste für Amidala sei.

Auf Naboo wird der Zuschauer mit einem bemerkenswert langatmigen Liebesdrama konfrontiert. Dieses folgt beharrlich dem Motto "Eigentlich wollen wir uns ja beide, aber die Umstände sind ja so schrecklich ungünstig und das Leben ist so grausam!" Und so wird in schier endlos scheinenden Szenen geküsst und gehadert, geträumt und ernüchtert, geliebt und gezweifelt. Wäre dieser Teil des Films nicht von so immenser Bedeutung für den weiteren Fortgang der Story (... denn schließlich entspringen aus der Beziehung von Amidala zu Anakin später die Geschwister Luke und Leia), man könnte ihn getrost von der ersten bis zur letzen Sekunde der Schere opfern!

Während Anakin und Amidala Händchen halten, betätigt Obi-Wan sich als kosmische Spürnase. Auf der Suche nach Amidalas Attentätern stößt er auf eine Wasserwelt, in deren unterseeischen Labors eine gigantische Klonarmee gezüchtet wird. 'Original' der Klone: Jango Fett, Vater des später als Kopfgeldjäger berüchtigten Boba Fett.

Wozu diese Klonarmee? Nun, lange zuvor wurde sie vom Rat der Jedi in Auftrag gegeben um, im Falle einer militärischen Bedrohung der Republik, als schlagkräftige Geheimwaffe zur Verfügung zu stehen. Also braucht man den Vertretern der Republik nur noch eine Bedrohung vorzugaukeln... und schon wird der Kanzler mit uneingeschränkten Machtbefugnissen - und einer mächtigen Armee - ausgestattet. Der Zuschauer erlebt, wie Kanzler Palpatine zum Imperator wird. Unterstützt wird Palpatine dabei von Count Dooku (Christopher Lee), einem gefallenen Ex-Jedi, der schließlich von Obi-Wan aufgespürt und durchschaut wird. Trotz dieser politischen Wirren und Verstrickungen, auf einem unwirtlichen Felsenplaneten kommt es schließlich zu einer gigantischen Schlacht ...

Wer immer für das Casting von "Angriff der Klonkreiger" verantwortlich ist, er hat schlichtweg versagt. Schlimm genug, daß der Filmgenuss unter dem schwachen Drehbuch und der konfusen Story leidet, zu allem Überfluß ist er mit dem Makel krasser Fehlbesetzungen der Hauptrollen behaftet. Allen voran ist hier sicherlich Hayden Christensen zu nennen, einem Yuppie à la "Beverly Hills 90210", dessen schauspielerische Qualitäten mit "unterdurchschnittlich" noch milde bewertet sein dürften. Aber selbst derjenige, dem Christensens Schauspielkunst gefallen hat, muß sich ernsthaft fragen lassen, ob er jemals glauben möchte, daß Milchbubi Christensen einst zum gefürchteten, grausamen Schwarzen Lord mutieren könnte?! Eher tritt Paulchen Panther in Freddy Krügers Fußstapfen...

Zweite wesentliche Fehlbesetzung ist Christopher Lee. Der ewige Dracula mochte vielleicht noch als Saruman in "Herr der Ringe durchgehen", um einen würdevollen Jediritter zu mimen, fehlt es ihm trotz seines hohen Alters an Ausstrahlung. An seine Jedi-Vorgänger Liam Neeson oder Alec Guiness kann Lee zu keiner Zeit heranreichen.

Ewan McGregor, Samuel L. Jackson und Natalie Portman liefern solide Leistungen ab, können jedoch aufgrund der mißglückten Dialogerie nicht glänzen. Der wahre Star des Filmes dürfte Jedimeister Yoda sein, das kleine grüne Knautschmonster mit den langen Ohren wurde für Episode II komplett computergeneriert und wirkt sympathischer denn je. Wenn Yoda gegen Ende des Filmes aktiv ins Kampfgetümmel eingreift, ist eine große Überraschung vorprogrammiert. Originell. Schade nur, daß seine deutsche Synchrostimme nicht mit der bereits aus anderen Episoden bekannten übereinstimmt.

Ach ja, über drei Nebenakteure muß man sicherlich noch ein paar Wort verlieren: Jar Jar Bings, R2D2 und C3PO. Jar Jar war sicherlich die umstrittenste Figur in Episode I, von einer Hälfte des Publikums geliebt, von der anderen gehasst. Diejenigen, die ihn nicht leiden konnten, werden sich freuen, denn das an Walt Disneys Goofy erinnernde Kunstwesen ist in der Versenkung verschwunden. Jar Jar kommt lediglich zu einem Kurzauftritt und erhält keine Gelegenheit, mit seiner Tollpatschigkeit zu amüsieren oder zu nerven.

Den Part des nervens übernehmen nun die beiden Blechkameraden R2D2 und C3PO. Da R2 nicht sprechen kann bleibt er zumindest halbwegs erträglich. Anders C3PO: es scheint, als wolle George Lucas mit aller Gewalt beweisen, daß es schwule Roboter gibt. C3PO benimmt sich wie das gestaltgewordene Klischee einer Tunte, er hat ständig Angst, ist besorgt, läuft vor etwas davon und ist stets darauf bedacht, alle bei Laune zu halten. Die Krone des grotesken setzt Lucas dem Blechheini auf, als ihm durch ein Versehen mitten im Kampfgetümmel der Kopf verloren geht und auf einen anderen Robotertorso aufmontiert wird. Was folgt ist jammern, jammern, jammern... Wahrscheinlich wird C3PO in Episode 3 rosa Unterwäsche tragen. Aus zwei ehemals sympathischen Robotern, welche die Handlung in den entscheidenden Szenen auflockerten und für das ein oder andere Schmunzeln sorgten, sind zwei Komiker geworden - lediglich im Bild, um an das Flair der Episoden IV bis VI zu erinnern. Schade.

Wie schon Episode I, so ist auch "Angriff der Klonkrieger" eine gewaltige Bilderorgie, nicht so bunt wie sein Vorgänger, aber dennoch genauso ausdrucksstark. Die meisten Kulissen glänzen durch perfekten Detailreichtum und absolute Stimmigkeit. Herausragend sind hierbei sicherlich der turbulente Stadtplanet Coruscant (erinnert an "Das fünfte Element"), die idyllische Natur Naboos sowie der Fels-und Wüstenplanet, auf dem die finale Schlacht stattfindet. Schön, daß auch die altbekannten Szenenübergänge beibehalten wurden.

Für die Musik zeichnete wieder einmal Altmeister John Williams verantwortlich. Er verband bekanntes mit neuem und schaffte eine beeindruckende musikalische Kulisse.

Spezialeffekte gibt es tonnenweise. Alle FXs präsentieren sich ausgereift und technisch perfekt, genauso, wie man das von der Lucas-Animationsschmiede gewohnt ist. Das Finale-Furioso, die Schlacht zwischen Roboterarmee und Klonkriegerstreitmacht sowie die Laserschwertkämpfe der Jedi gehören sicherlich zum besten, was der FXs-Sektor derzeit zu bieten hat.

Fazit:
Was nützt dem Publikum die schönste Bühne, was bewirken die tollsten Kulissen und was die eindrucksvollste musikalische Untermalung? Alles das ist lediglich Beiwerk, denn gute Schauspieler und eine spannende Story sind durch nichts zu ersetzen. Erst die letzten 30 Minuten des Filmes halten das, was die Tradition der Star Wars-Saga verspricht. Der Rest ist eine galaktische Enttäuschung!

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