Es war einmal in einer weit entfernten Galaxis...
Nach der klassischen Fox-Fanfare erscheinen diese wie auch alles folgende zum Kult gewordenen Worte, und wenn dann in gelber Blockschrift der Titel „STAR WARS – Episode II“ und die Einführungserzählung über die Leinwand laufen, packt den Fan und Kinogänger wieder das alte „Star Wars“ – Feeling.
Doch das das alleine gar nichts heißen soll, lehrte uns vor drei Jahren bitter die Erfahrung mit „Episode I – The Phantom Menace“ ( „Die dunkle Bedrohung“ ); tolle Effekte bot dieser Streifen, keine Frage, auch die Musik vom Altmeister der Soundtrackkomposition John Williams war absolut klasse... doch täuschte dies nicht darüber hinweg, dass „Episode I“ nicht das war, was die Fans von „ihrem“ Sternenkrieg erwarteten; knalliges buntes Popcorn – Kino und hölzerne Darsteller erdrückten das magische Flair der Originaltrilogie.
Für „Star Wars“ – Schöpfer George Lucas war klar, dieser Eindruck musste mit „Episode II“ korrigiert werden. Also setzte er sich an den Entwurf einer Grund-Storyline und lies diese, wie bereits seinerzeit bei den Episoden V und VI, von einem professionellen Drehbuchautor überarbeiten, in diesem Fall von Jonathan Hales, der vor langer Zeit bereits durch die Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“ bekannt geworden war und mit George Lucas gemeinsam an den „Abenteuern des jungen Indiana Jones“ gefeilt hatte.
Und, ich nehme es vorweg, der anfangs etwas erschreckend und B-Movie-artig wirkende „Episode II“ – Titel „Attack of the Clones“ ( = „Angriff der Klonkrieger“ ) lässt glücklicherweise nicht auf die Qualität des übrigen Films schließen.
George Lucas hat es mit „Attack of the Clones“, allerdings ohne die Klasse der Originaltrilogie zu erreichen, endlich wieder geschafft, ein Stück der Sternenkriegs – Saga spannend und interessant zu erzählen und wieder zum Gefühl einer „Star Wars“ – Kontinuität zurückzukehren.
Im Gegensatz zu „Episode I“ erzählt dieser Film nun endlich einen bedeutenden Teil der Geschichten, die das Publikum und die Fans hören und sehen wollen: Wie wird aus Anakin Skywalker der sinistre Darth Vader, und wie erlangt der dunkle Lord, der Imperator-in-spe, Macht über die galaktische Republik, um aus ihr das Imperium entstehen zu lassen?
Nachdem die Einleitung bereits eine erste kleine kreative (Insider-)Innovation bietet (die Kamera bewegt sich nach dem Erzähltext erstmals aufwärts auf einen Planeten zu) führt die Handlung uns zum ersten mal auf fünf verschiedene Welten; so tauchen auf die nun hinlänglich bekannten Planeten Coruscant, Naboo und Tatooine sowie die Wasserwelt Kamino, auf der eine gigantische Klonarmee für die Republik erschaffen wird, und der unwirtliche Felsplanet Geonosis, auf dem der mächtige Ex-Jedi Count Dooku eine Separatistenverschwörung gegen die Republik plant.
Zur ersten Teilgeschichte, der Entwicklung Anakins vom Jedi-Padawan hin zum Anhänger der dunklen Seite der Macht:
Anakin ist nun im Teenageralter und Schüler von Meister Obi-Wan Kenobi. Der wird weitaus souveräner (und teilweise auch etwas augenzwinkend) toll von Ewan McGregor gespielt, der auch langsam einen gewissen Alec-Guinness-Look entwickelt. Anakin wird dargestellt vom 19jährigen Newcomer Hayden Christensen, und der ist tatsächlich mehr als nur ein „Beverly Hills 90210“-Boygroup-Verschnitt, man nimmt ihm die Rolle ab, auch die wie ein Damokles-Schwert über Anakin hängende latente Beeinflussung durch die dunkle Seite verkörpert Christensen überzeugend. Doch leider haben die Macher hier die Chance vergeben, noch mehr glaubwürdige Charakterentwicklung einfließen zu lassen; so ist die relativ kurze Sequenz mit Anakin und seiner Mutter (von ersten Alpträumen hin zur Rächung ihres Todes) wirklich gelungen, auf der anderen Seite hält man sich mit der sicherlich gut gemeinten Anakin - Padme – Affäre (letztere ist jetzt Senatorin und macht schon richtig einen auf `rumballernde Prinzessin Leia) zu lange auf, es gibt zu viele Sequenzen, die zu nichts führen und die Handlung nicht weiterbringen. Zugegeben, gerade für das männliche Geschlecht hat es einen ziemlichen Reiz, Natalie Portman in ihren tollen neuen Outfits zu sehen, die nun wesentlich attraktiver ausfallen als das pompöse Rumgehänge im ersten Teil; doch im Endeffekt laufen diese Handlungselemente mehr oder weniger auf einen pubertierenden Anakin hinaus, der ungeduldig darüber lamentiert, alles zu können und zu wollen, aber nichts zu bekommen; schade.
Zur zweiten Teilgeschichte, der Machthäufung des Imperators-in-spe, Kanzler Palpatines:
Diesmal bekommen wir wirklich einen gehörigen Teil Hintergrundstory über den Absturz der Republik hin zum Imperium geboten. Kanzler Palpatine orchestriert mit Hilfe des Separatistenführers Count Dooku Ereignisse galaktischen Ausmaßes, die die Welten glauben lassen, die Republik sei in großer Gefahr, so dass dem Kanzler in dieser Notsituation alle Machtbefugnisse übergeben werden; diese nutzt er, um eine (lange zuvor in Auftrag gegebene) republikanische Armee ins Leben zu rufen. Dem Rat der Jedi bleiben diese Machenschaften verborgen.
Imperator-Veteran Ian McDiarmid spielt seine Rolle überzeugend und lässt in Sprache und Gesten bereits das anklingen, was wir vom Imperator aus Episode VI kennen. Und Christopher Lee, der seit seines Drakula-Portraits bis hin zur Darstellung des Zauberers Saruman in Peter Jacksons „Herr der Ringe“- Verfilmung als einer der Inbegriffe des Hollywood-Bösen gehandelt wird, macht seine Sache angesichts der beachtlichen 80 Jahre, die er schon zählt, verdammt gut und überzeugend.
Was sollte man sonst über den Film noch wissen?
Nun, die Musik von John Williams ist natürlich allererste Klasse, er vereint hier die bereits bekannten musikalischen „Star Wars“ –Themen der Macht mit dem „Duell of the Fates“-Stück aus „Die dunkle Bedrohung“, webt passend und oft den „Imperial March“ und das „Emperor-Theme“ ein und ergänzt das ganze um einige neue Melodien, die speziell die Anakin-Padme - Liebesgeschichte und Anakins Entwicklung widerspiegeln sollen.
Wir sehen in diesem Teil auch einige altbekannte Gesichter wieder:
Die Droiden C3PO und R2D2 (der übrigens plötzlich fliegen kann?!?) sind endlich wieder in einer tragenderen Position dabei und sorgen in bester alter Manier für viele Lacher, etwa durch R2s übliche Eigensinnigkeit und 3POs typische Tollpatschigkeit. Das alles könnte zwar als Holzhammer-Methode einer Rückkehr zur „Star Wars“ – Kontinuität gewertet werden, aber dafür macht es zuviel Spaß.
Ein weiterer beliebter Charakter der Originaltrilogie ist zurück: Boba Fett, hier noch ein kleiner Junge und Sohn ( bzw.: exakter Klon seines Vaters ) von Jango Fett; dieser hat in „Episode II“ eine tragende Rolle, werden doch die Soldaten der Klonarmee (die später offenbar dann zu den bekannten imperialen Sturmtruppen werden) nach seinem genetischen Vorbild geschaffen. Fett trägt den bekannten Anzug mit einigen technischen Gimmicks und lässt es in bester Kopfgeldjäger-Coolness richtig krachen; so darf er sich auf Kamino ein packendes Duell mit Obi-Wan liefern. Leider erlagen die Macher hier erneut dem sogenannten „Darth-Maul-Fehler“, dem Fehler, einem tollen Bösewicht mit viel Potential einen zu schwachen Abgang zu liefern. So wird Jango beim Endkampf relativ unspektakulär von Meister Windu geköpft, und das war’s. Auch schade.
Ja, Meister Windu, gespielt von Samuel L. Jackson, kennen wir aus „Episode I“, doch abgesehen vom Showdown hat er auch diesmal kaum mehr zu tun, als sich kryptische Gespräche mit Yoda zu liefern; na ja.
Ebenfalls ein Wiedersehen gibt es mit Owen und Beeru Lars aus „A New Hope“, die aber kaum wesentlich erwähnt werden und bestenfalls als bessere Statisten durchgehen.
Und, ja, sorry, ich muß drauf zu sprechen kommen: Die absolute Hassfigur aus „Episode I“, Jar-Jar Binks, ist leider auch wieder dabei, und, der traurigste Spoiler, den ich hier gebe: Er stirbt auch hier leider nicht. Aber immerhin wurde die Rolle dieser Kreuzung aus Goofy, einem quasselnden Frosch und einer Portion Brechreiz auf einige wenige Auftritte reduziert; ironischerweise ist er jedoch derjenige Senator, der den Antrag stellt, dem Kanzler absolute Machtbefugnisse zu erteilen... ist das jetzt George Lucas’ Statement zur Äußerung, Jar-Jar zerstöre das „Star Wars“-Universum...?! Themawechsel...
Der Showdown des Streifens ist locker über eine halbe Stunde lang und beginnt mit einem spektakulären Duell zahlreicher Jedi-Ritter gegen einige Monster-Kreaturen und eine Droidenarmee in einer Arena auf Geonosis. Erstmals sieht man so viele Lichtschwert- (in der Synchronisation heißt es komischerweise Laserschwert) –schwingende Jediritter gleichzeitig auf der Leinwand, und diese Szenen sind schon beeindruckend. Es folgt eine Bodenschlacht gigantischen Ausmaßes zwischen der Klonarmee und den Droiden, die einen fast vom Hocker haut und die Eisplanetenschlacht auf Hoth in Episode V betulich und geruhsam aussehen lässt.
Doch darauf folgt nun der eigentliche Höhepunkt des Films, das finale Endduell zwischen den Jedi und Count Dooku (der übrigens schon die Pläne der Todesstern-Waffe bei sich trägt). Als Obi-Wan besiegt ist, kämpft Anakin mit zwei Lichtschwerten gegen den überlegenen (und mit einem „ergonomisch geformten“ Lichtschwert agierenden) Dooku, um wie seinerseits Luke eine Hand abgeschlagen zu bekommen. Nun sagt Christopher Lee aber zum Glück nicht „Ich bin Dein Vater“, stattdessen erscheint ein kleiner, grüner, alter Meister Yoda, der sich im folgenden Macht- und Schwertduell überraschend agil und mächtiger als sein Gegenspieler erweist. Die Inszenierung dieser Sequenz ist schon äußerst gelungen, auch wenn sie angesichts des herumwirbelnden Yodas für einige Schmunzler sorgt.
Ferner hervorhebenswert sind einige Szenen, die wohl speziell für die Fans gedacht waren und zu meinen favorisierten Sequenzen gehören; so z.B. der „machtvolle“ Dialog zwischen Obi-Wan und einem abgefuckten Dealer in einer Bar:
Dealer:„Ey, willst Du’n paar Killersticks kaufen?“
Obi (eine bekannte Handbewegung machend):“Du willst mir keine Killersticks verkaufen.“
„Ich will Dir keine Killersticks verkaufen.“
„Du willst nach Hause gehen und Dein Leben überdenken.“
„Ich will nach Hause gehen und mein Leben überdenken.“
Oder natürlich C3PO, als sein Kopf auf einen Kampfdroiden der Handelsföderation montiert ist, beim Endkampf:“Sterbt, Ihr reudigen Jedi! ...Moment, was hab’ ich gesagt?“
Das macht schon Spaß.
Warum habe ich dann keine höhere Wertung als 7/10 vergeben?
Nun, „Attack of the Clones“ ist witzig, spannend und zum Teil sehr einfallsreich, auch ist es wieder ein Film, der es Wert ist, im Zusammenhang mit der „Star Wars“ – Saga genannt zu werden. Die Effekte sind natürlich größtenteils überragend; aber dennoch wurde es hier meiner Ansicht nach schon wieder fast übertrieben; es gibt wenige bis keine Szenen, in denen nicht irgendetwas digital nachbearbeitet wurde. Einige Kreaturen sind vollends übertrieben geraten, die Endschlacht ist spektakulär, aber schon fast zu rasant. Einige der Special-Effects sind etwas lächerlich geraten, u.a. diverse Reitszenen auf außerirdischen Kreaturen (wer Casper van Dien auf dem Flammenwerfer-Käfer in „Starship Troopers“ lächerlich animiert fand, muß hier mal schauen, wie Anakin reitet oder C3PO an einem Fluggerät hängt).
Die wirklichen Charaktermomente geraten zu oft, wie ich es bereits oben am Beispiel von Anakins Entwicklung beschrieben habe, etwas einfältig, gezwungen und klischeehaft. Und der Effekte-Overkill tötet trotz aller Klasse die Magie, das Flair, das Vertraute und gleichzeitig Fremde, der Originaltrilogie.
Die Verschenkung von Jango Fett und die zu kurze Exposition von Count Dooku hätten mich in anderen Variationen auch freundlicher gestimmt. Außerdem fehlt mir so etwas wie ein schnodderiger Han Solo – Charakter; wir bekommen hier nur die Jedi, die abstinenten, absolut Guten, und eben die absolut Bösen geboten, mit der bereits erwähnten positiven Ausnahme des Jango Fett.
Aber egal, Fazit:
„Star Wars – Episode II : Attack of the Clones“ ist lohnendes, tolles Popcorn-Kino, tolle Science-Fiction, nicht ganz ausgefeilt an allen Stellen, aber sehr sehenswert!
Möge die... NEIN, ich sage es nicht! Tschüss!