Gottseidank, es kribbelt noch! Zumindest bei der Startfanfare und den Vortiteln rauscht noch das Adrenalin und es geschah ja in der leisen Hoffnung, daß nach "Episode 1" es nicht mehr viel schlimmer werden konnte.
Und siehe, die Fans beschwerten sich und George Lucas lieferte.
Was jetzt aber nicht heißen soll, daß damit nun wieder alles eitel Sonnenschein wäre, aber die zweite Episode hat zumindest erzählerisch wieder etwas zu bieten, vor allem Besuchergruppen, die schon in der Lage sind, ihren eigenen Namen zu schreiben.
Zehn Jahre sind im Jedi-Kosmos vergangen und wie wir alle vorher informiert sind, folgt nach dem grundlegend-unterhaltsamen (oder wie die Fans meistens murrten, "kindischen") Teil, nun der romantische, bevor es zum gar düsteren dritten Part kommt.
Auf die inhaltliche Abfolge muß ich ja nicht en detail eingehen, aber immerhin führt der Weg Lucas zurück auf den Weg der ersten Trilogie: eine klare Abfolge, nicht zu kompliziert, nicht zu einfach, getrennte Handlung zweier (oder mehr) Protagonisten und jede Menge fürs Auge. Dabei ist Storyline mit all ihren verschwörerischen Entwicklungen dankbarerweise nichts mehr für Kinder, denn meines Wissens sind selbst einige Erwachsene in diesem Film nicht ganz mitgekommen. Aber vielleicht sollten die vorher auch schon mal einen Star-Wars-Film gesehen haben. Sprich, das "Frei ab 12" ist hier voll und ganz berechtigt, denn es geht bisweilen herbe zur Sache, trotz einiger Droidenjokes.
Es darf also schon mal ein wenig mitgedacht werden in dieser Folge der Reihe, der einen gewissen Storybogen schlägt und nicht nur platte Verfolgungsjagden und Raumschlachten liefert. Letztere fallen fast ganz aus, was auch mal schön ist, weil es eh nur nach Wiederholung und Anbiederung ausgesehen hätte.
Aber letztendlich geht's neben der Story auch um die Unterhaltung und das heißt bei Lucas natürlich: Was fürs Auge!
Und davon gibt's reichlich. Die Tendenz geht zum gigantischen Eye-Catcher, noch knalliger, bunter, ausgefeilter und hyperrealistischer. Hier wird in keiner Szene mehr was erzählt, wenn nicht gleichzeitig was gezeigt werden kann. Das ist einerseits klasse, andererseits erschlägt der visuelle Bombast dann doch so einiges an Charme und Gefühl.
Hier wird mit Hyperrealismus in den Computergenerierungen gearbeitet und die sind so perfekt, daß sie eben wieder künstlich aussehen. Mal geht das gut, mal nicht. Nur die Emotion, die bleibt auf der Strecke. Ja, das ist schon prachtvoll, wenn es in der Gladiatorenarena zur Sache geht, in einem Asteroidenfeld eine Verfolgungsjagd mit Schallbomben läuft oder in einer gigantischen Fabrik auf dem mörderischen Laufband gekämpft wird, aber letztendlich sind das dann doch nur passende Videospielbestandteile, mächtig, aber selten wirklich zu Herzen gehend. Kino wird hier zur totalen Erfahrung, doch berühren kann mich das nicht mehr, denn die Figuren können sich trotz ansteigender Leistung dabei nicht mehr profilieren.
Womit wir auch schon bei der Hauptschwäche des Films wären: Lucas kann zwar derbe was auf die Beine stellen, doch man sollte ihn weder Dialoge schreiben lassen, noch die Figuren besetzen. Dadurch gerät der Plot immer dann am besten, wenn die Emotionen komplett draußen bleiben, man sich also der seelenlosen Polit-Verschwörungs-Detektiv-Storyline widmen kann, ohne mehr dem Zuschauer abzuverlangen.
Da wird es dann unfreiwillig komisch, wenn man die Gespräche zwischen Obi-Wan und Anakin lauschen muß, die zu reichlich Paravan/Caravan/Panama-Assoziationen einladen.
Noch schlimmer wird es bei der unpassend aufgepropften Liebesgeschichte, die zwar sein mußte, aber nichtsdestotrotz voll in den Sand gesetzt wurde. Hier versucht es Lucas immer noch mit dem Holzhammer, etwas, was er früher eigentlich weniger nötig hatte. Han Solo und Co hatten noch weniger Profil, noch nichtssagendere Dialoge, ein noch rudimentäreres Gefühlsleben. Aber sie hatten Charme und jugendliche Frische und die Gewißheit, daß mehr in diesem FX-Spektakel lächerlich gewirkt hätte.
Anstatt nun also ein zartblühende Romanze zu stricken, präsentiert uns Lucas einen hormonüberlaufenden Anakin, dem der Sabber von der ersten Szene an aus dem Schritt sickert. Wenn er denn mal nicht Nathalie Portman hinterherhechelt (obwohl er da im Kinosaal sicher nicht der einzige war), pampt er pubertätsgemäß auf den fiesen Jedis rum, die ihn einfach nicht für voll nehmen und ihm immer Regeln auferlegen. Eine richtige Rebellenbratze, dieses Jüngelchen. Richtig wehtun wird dann die folgend schmerzhafte Liebeserklärung, bei dem man der Regie das gesamte Script-Department fleißig um die Ohren prügeln möchte, weil kein Meg-Ryan-Film schlimmer sein kann.
Zum Glück wechselt der Plot immer wieder auf einen überraschend zahmen und trotzdem gut aufgelegten Obi-Wan, der die Geschichte im Tritt hält, ergänzt duch Yoda und Windu, die das ihrige zur Gekessel beitragen.
Werfen wir aber trotzdem einen Blick auf die Schauspieler.
McGregor gibt sich die größte Mühe, Hauptdarsteller und Sympathiefigur zu sein, doch sein Jedi muß zu gut und zahm sein, um uns richtig mitzureißen. Das gilt auch für die lieben Jedi-Kollegen, wobei die ja eh nur Nebenrollen haben. Portman arbeitet in bester Carrie-Fisher-Tradition und leistet gute Arbeit selbst bei den schmerzhaftesten Sätzen.
Nur der neue, junge, böse Anakin, der ist leider voll in der Hose gelandet. Mag auch Hayden Christensen demnächst für feuchte Mädchenträume sorgen, ein besonders guter Schauspieler ist er nicht. Je länger der Film dauert, desto mehr hat man das Gefühl, daß er wegen seines bösen Aussehens gecastet wurde. Stets hängt eine mißmutige Wolke um den Krieger-Teenager, weil Regie-Schorse uns ja mit der Panzerfaust verklickern muß, daß aus dem mal Lord Helmchen wird. Dabei wäre ein anderer, leiser, ja schleichender Übergang zur dunklen Seite viel reizvoller gewesen, ein aufblühende Liebe, halb geheim, die langsam aber sicher zerbricht, woraufhin man sich den Bösen, den Verführerischen zuwendet. Christensen muß sich so laut und widerwillig gebärden, daß es ein Wunder ist, daß ihn die Jedi nicht längst ausgeschlossen haben, so wie weilend den hier wunderbar leise spielenden Christopher Lee, der unendlich viel Erfahrung in die Waagschale zu werfen hat.
Abgesehen von der personellen Staffage (nichts anderes ist es meistens) gibt es aber reichlich zu erfahren und diesmal hat Lucas nicht ganz so offensichtlich geklaut und geht auch vorsichtiger mit seinem eigenen Mythos um. Sowohl das Team Jango/Boba Fett ist ein beachtlicher Einfall und der geschickte Einbau von Jar Jar Binks fällt auch nicht negativ ins Gewicht. Die Arena-Sequenz erinnert an "Gladiator", weiß jedoch auf seine Art zu punkten. Zu bemerken ist aber, daß die Lebensrettung in der Fabrik verdammt an die Müllkavernen im ersten Film erinnert. Ansonsten wird mit Owen Lars und Konsorten, sowie der beginnenden Freundschaft der Droiden schon mal das spätere Terrain gut vorbereitet.
Allerdings übertreibt es der Film bei all seinen visuellen Möglichkeiten jedoch in punkto Filmlogik (wir sprechen hier nicht von echter Logik, sondern von der filmisch erweiterbaren Variante). Besonders wenn es ums Reaktions- und Aufnahmevermögen geht, überschreitet man hier vor allem bei der Attentäterjagd auf Coruscant am Anfang und bei der Asteroidenverfolgung die Grenze zum nahezu Unmöglichen. Dafür geht es aber sonst beachtlich erwachsen zur Sache, besonders der Schlußkampf der Jedi ist eine schön bittere Sache, die einen planetenweiten Krieg zwischen Droiden und Klonen gar nicht mehr nötig gehabt hätten.
Wirklich aus dem Sessel reißt dann nur noch das Schlußgefecht (und wieder geht ein Arm flöten, wie phantasielos, aber immerhin muß hier auch mal ein Kopf stiften gehen), wenn man denn Yoda mal so richtig als rasende Wildsau erlebt. Hier klappt der Sprung vom Gag zum Sense of Wonder mal.
Es ist also wieder etwas los im Jedi-Kosmos, eine Menge sogar und diesmal macht der Film sogar Appetit auf den dritten Teil. Die Illusion, daß wir es hier jedoch endlich mal nicht mit einer reinen Kommerzmaschine zu tun haben, kann "Episode 2" aber nicht erwecken. Kalkulation spricht trotz allem aus fast jedem Detail und das wirkt sich auf die Figuren aus, die uns nicht halb so viel berühren, wie sie müßten, damit wir den Film nicht nur erleben, sondern ins Herz schließen. Aber das wird mit dieser Trilogie auch nicht mehr passieren, denn das hier ist weder neu noch Kult, es ist einfach nur toller aufgemacht.
Aus dieser Sicht ist der Film allerdings sein Geld wert und kann empfohlen werden. (7,5/10)