3 Jahre Warten haben endlich ein Ende! Star Wars: Episode II ist da und alle sind gespannt. Das Medieninteresse war zwar nicht ganz so hoch als bei Episode I, der die meisten Fans enttäuschte, aber dennoch astronomisch. Dass man in keinem normalem Film im Kino sitzt merkt man gleich daran, dass viele SW-Freaks um einen herum sitzen, mit einer Darth-Vader-Maske oder einem schmucken Plastik-Lichtschwert gewappnet sind und vor dem Film viel diskutieren, was sie wohl erwarten wird. Doch spätestens, wenn der Schriftzug "Es war einmal vor langer, langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis..." erscheint ist es mucksmäuschenstill und Gänsehautstimmung macht sich im Saal breit.
Schon in den Anfangsminuten wird klar, dass die Effekte neue Maßstäbe setzen: Die Verfolgungsjagd auf Coruscant gehört visuell zum Schönsten, das ich jemals gesehen habe. Dennoch dauert mir die Jagd zu lange und auch hier möchte ich kritisieren, was anscheinend in modernen Filmen Mode zu werden scheint: Der schnelle Schnitt. Das mag ja vielleicht rasanter wirken, aber die notwendige Übersicht geht verloren und man findest sich kaum mehr zurecht.
Gut auch, das Nervensäge Jar-Jar Binks nach den ersten 20 Minuten kaum mehr auftaucht. Man sollte sich nicht davon abschrecken lassen, wenn man davon liest, dass er in Episode II eine wichtigere Rolle spielt. Er wird zwar Senator, hält aber größtenteils die Klappe und verzichtet vor allem auf seine albernen Slapstick Einlagen. Das macht Episode II auch für ältere Zuschauer leichter zugänglich.
Was mich wieder genervt hat, waren die ständigen politischen Diskussionen. Das mögen einige gut finden, weil die Story komplexer wird, doch bei den alten Star Wars Filmen war ständig klar, wer Gut und Böse ist. In den neuen Episoden gibt es Intrigen und Verschwörungen ohne Ende, sodass man leicht den Faden verliert. Ich würde mir für den nächsten und letzten Teil eine geradlinig erzählte Story wünschen.
Nun gut, bis dahin ist der Film also nicht so toll. Viel besser wird es, als Obi-Wan sich auf den im Jedi-Archiv nicht existierenden Planeten (Namen hab ich vergessen) begibt und dort den Attentäter sucht, der zuvor einen Anschlag auf Königin Amidala ausgeübt hat. Hier entdeckt er auch eine riesige Armee von Klonkriegern, über deren Herkunft und Aufgabe ich hier nicht spoilern will. Ab da wird der Film interessanter, auch weil einige Geheimnisse der alten Filme in dieser Sequenz gelüftet werden. Außerdem stimmt die Atmosphäre hier voll und ganz: Die Bauten auf dem Planeten sind von innen strahlend weiß, während außen ständig heftige Stürme toben und es regnet. Hier wird man endlich wieder an die alten Filme erinnert, in Episode 1 hätte es sowas nie gegeben. Genauso wie den ersten Laserschwert-Kampf des Films, der zwar etwas kurz, aber sehr spannend ist.
Parallel dazu läuft eine Liebesgeschichte: Anakin nähert sich Amidala und gesteht ihr seine Liebe nach und nach. Leider ziehen sich diese Szenen ewig hin. Herr Lucas, es war aus den Trailern klar, dass viel Augenmerk auf die Liebesgeschichte gerichtet wird, aber wieso musste das Ganze so unglaublich kitschig und unnötig lang werden? Die Story hätte man hier viel mehr kürzen können. Es reicht ja wohl, wenn Anakin seine Liebe einmal gesteht. Wie dem auch sei, obwohl diese Sequenzen zäh sind, entschädigen die postkartenmotivartigen (Wow, was für ein Wort!) Landschaftsbilder.
Als Anakin und Amidala sich unerlaubterweise nach Naboo gehen, wird klar, wie Anakin langsam von der dunklen Seite der Macht angezogen wird: Als seine Mutter von wilden Tieren getötet wird, dreht er durch und tötet willkürlich einen ganzen Stamm dieser Tiere. Die Szenen gehören vielleicht zu den eindringlichsten des Films.
Schließlich trifft auch Obi-Wan auf Naboo ein und schließlich finden sich er, Amidala und Anakin in einer riesigen Arena wieder, wo sie von Bestien hingerichtet werden sollen. Hier beginnt dann das Effektspektakel schlechthin, das alles bisher dagewesene in den Schatten stellt. Sehr zur Freude der männlichen Zuschauer trägt Natalie Portman hier ein ultrascharfes, weißes Outfit und darf in Lara Croft Manier ballern und kämpfen, was das Zeug hält. Etwas unrealistisch für eine Königin vielleicht, aber mir hat’s gefallen ;-)
Insgesamt betrachtet bietet der Film anfangs herzlich wenig, wird dann besser und endet in einem Finale Grande, dass man anschließend am liebsten gleich nochmal anschauen würde. Die Massenkampfszenen sind die besten aller Zeiten, aber es ist unmöglich, alle Details zu erfassen. Ich freu mich jetzt schon auf die DVD.
Bei den Schauspielern war ich positiv überrascht:
Ewan McGregor wirkt schon viel charismatischer als in Episode I und ist schon fast ein großer Lehrmeister.
Natalie Portman ist schier unglaublich. Von Szene zu Szene scheint sie schöner zu werden und ist so eine wahre Königin. Endlich darf man auch mal ihr Gesicht sehen, das im Vorgänger noch fürchterlich zugeschminkt war. Allein sie macht die Liebesgeschichte halbwegs erträglich. Ihr weißes Outfit beim Endkampf ist zudem rattenscharf, das läßt die Herzen der männlichen Zuschauer höher schlagen.
Bei Hayden Christensen hab ich zwiespältige Gefühle. Auf mich wirkte er total arrogant, was aber vielleicht auch so sein soll, schließlich wird er ja mal Darth Vader. Dennoch bleibt seine Mimik ständig gleich, wenn er weint wirkt das eher unfreiwillig komisch. Sein Gesicht würde eher in eine Boygroup passen, finde ich.
Samuel L. Jackson hat wie immer unter seiner Synchonstimme zu leiden, darf aber hier immerhin auch mal das Laserschwert schwingen und Sätze von sich geben, die Arnie schon vor Jahren über die Lippen gingen ("Diese Party ist vorbei!")
Die wahren Stars des Films aber sind computeranimiert:
R2-D2 und C3PO sind wieder mit von der Partie und sorgen für eine gehörige Portion Humor. Das ist wirklich witzig, kein billiger Slapstick ala Jar-Jar Binks. Die Sequenz in der Metallfabrik wird fast zu einer One-Man-Show C3PO’s, was die Zuschauer bei Laune hielt. Unvergesslich für mich jetzt schon sein Satz: "Ach du Großer Gott! Schalt mich ab!"
Und nun zu Yoda: Der kleine grüne Mann war schon immer ein Liebling von mir, und hier hat er endlich seinen ganz großen Auftritt: Er darf ans Lichtschwert! Was hat das Kino gejubelt, als er wie ein Fliege um Christopher Lee herumwirbelte. Oder sein Satz "Begonnen der Angriff der Klonkrieger hat!", den der Saal lautstark mitsprach. Leider wurde seine Synchronstimme total verkorkst.
Erwähnenswert auch wieder der Score von John Williams, der wieder mal eine außergewöhnliche Leistung vollbrachte. Sein Anfangsthema ist natürlich längst Kult, genauso der Imperial March, der in der letzten Massenszene eine richtige Gänsehaut erzeugt.
Fazit:
Das ist Star Wars, wie wir es aus den alten Filmen gewohnt sind: Düster, bedrohlich und humorvoll.
Eben ein Märchen für Erwachsene, das außerdem neue Maßstäbe in Sachen Computereffekte setzt. Lediglich die langweilige Liebesgeschichte und die verworrene Story muss ich Lucas ankreiden, ansonsten 140 Minuten bildgewaltiges Kino mit Szenen, die das Zeug zum Kult haben.