Review

3 Jahre hat man auf die Fortsetzung „Episode 2 – Angriff der Klonkrieger“ gewartet. Nachdem der erste Teil eher durchwachsen, bunt, kindisch und etwas albern war schafft es Lucas nun fast zu alter Stärke zurückzufinden und verzaubert uns mit neuen Charakteren, einer großen Liebe, kleinen Anspielungen und bombastischen Effekten.

Aus dem kleinen aufgeweckten Jungen Anakin ist nun junger Mann geworden, der immer noch dem Jedimeister Obi Wan Kenobi untersteht. Da die Republik auseinander zubrechen und ein Krieg droht, trennen sich die Wege der beiden jedoch schon früh.
Während Anakin die ehemalige Prinzessin und inzwischen zur Senatorin gewordene Padmé Amidala zurück nach Naboo bringt, um sie dort vor Attentätern zu schützen macht Obi-Wan Kenobi sich auf ihre Attentäter und Hintermänner aufzudecken. So wird der Zuschauer schon früh mit einer zweigeteilten, parallel laufenden Geschichte konfrontiert.

In „Episode 2“ wird nicht lange gefackelt. Schon gleich zu Anfang, nachdem die neue, politische Situation dem Zuschauer erklärt wurde, setzt der Film auf Action, die in so einer Pracht eindeutig so noch nie da gewesen ist. Nach dem ersten gescheiterten Attentat versucht man wenige Stunden später erneut auf Coruscant die Senatorin Amidala zu töten, die sich bezüglich der politischen Probleme für eine friedliche Lösung einsetzt, was die beiden Jediritter nur knapp verhindern können. Eine minutenlange Jagd nach dem Attentäter durch die Stadt folgt, in denen die Jediritter erst durch die Luft fliegen oder fallen, um ihn schließlich in einer schmierigen Bar zu stellen. Das Design der Stadt sieht übrigens klasse aus und erinnert an eine Mischung aus „Blade Runner“ und „Das 5.Element“, denn man findet hier genau die richtige Mischung zwischen utopischer, gefährlicher, dunkler und vielbevölkerter Stadt, von der man eigentlich gar nichts weiß.

Während Kenobi sich also auf die Suche nach den geheimnisvollen Kopfgeldjäger und Auftraggeber für das Attentat macht, kommen sich Anakin und Padmé näher. Diese Beziehung widmet Lucas mehr Zeit als mir lieb ist. Aber über Geschmack lässt sich ja streiten. Man darf die beiden beim romantische Essen, Knutschen und Herumtummeln auf den Wiesen beobachten und glaubt sich schon bald in einem unpassenden Heimatfilm wiederzufinden, da beide nun mal so ihre Vorstellungen, Aufgaben und Gelübde haben, durch die sie eigentlich nicht zusammenkommen können. Klar, diese Beziehung muss erläutert werden, da Luke und Leia später aus ihr entstehen, aber muss man es denn gleich so dick auftragen?

Weit aus interessanter wird es derweil bei Obi Wan. Bei seinen Nachforschungen trifft er auf einen, aus den Jediarchiven gelöschten, Planeten auf dem eine Klonarmee herangezüchtet wird. Dort angekommen wird er, nachdem er die Armee ausführlich begutachtet hat, auf Jango Fett und den jungen Boba Fett treffen (deren Identität hier endlich gelüftet wird) und auch gegen sie kämpfen. Einerseits natürlich sehr interessant, anderseits geht hier das geheimnisvolle Mysterium um den Kopfgeldjäger leider verloren.
Der folgende Raumschifffight in einem Asteroidenfeld ist dann aber tricktechnisch und vor allem von der Geräuschkulisse her neben dem Endkampf wohl das Prunkstück des Films. Irre wie sich Fett und Obi-Wan gegenseitig durch das Feld jagen und vor allem Fett immer wieder ganz nah dran ist den Jediritter auszuschalten, welcher nur dank einer List überleben kann.


Übrigens ein geschickter Schachzug Lucas in „Episode 2“ verstärkt auf die „alten“ und „kultigen“ Charaktere wie Fett, Obi-Wan oder Yoda zurückzugreifen und in den Mittelpunkt zu stellen, an statt uns mit neuen Figuren wie seinerzeit Jar Jar Binks auf die Nerven zu fallen. Letztere Person hat zwar immer noch ein paar kleine Auftritte, wirkt aber immer noch so überflüssig und nervig wie in „Episode 1“. Allein schon sein neuer Job ist mehr als unglaubwürdig.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Films ist die langsam, voranschreitende Wanderung Anakins zur dunklen Seite der Macht, die in den entsprechenden Situationen schon mit der leisen, bekannten, imperialen Musik begleitet wird. Durch das Schicksal seiner Mutter werden hier nun weitere, bekannte Charaktere (die Zieheltern Lukes) eingeführt, aber auch Anakins erster, großer Schritt in die falsche Richtung aufgezeigt. Als etwas zu naiv und blind empfinde ich in diesem Zusammenhang Yoda und Mace Windu, die in Anakin nur einen jungen, später mächtigen Jedi sehen, aber sein schlechtes Verhalten nicht zu erkennen scheinen. Wie kann man denn so blind sein? ;-)

Leider wird aber der eigentlich positive Gesamteindruck auch etwas getrübt. Zwar gibt es wieder viele politische Verstrickungen und Gruppierungen, aber will in „Episode 2“ die Saga nicht so richtig vorankommen. Man verbleibt nur bei diesem einen Krieg oder dem Problem mit den Separatisten, ohne die Geschichte fortführen zu wollen. Es wird sich hier eindeutig mehr auf Kampf und die einzelnen Figuren beschränkt und die Geschichte vernachlässigt. Einzig und allein durch Palpadine gibt es Fortschritte in der Geschichte.

Der beeindruckendste und neuste Bösewicht ist Count Dooku, ein ehemaliger Jedi und nun der Anführer der Separatisten. Leider kann Christopher Lee seiner Figur nicht die Bösartigkeit eines Darth Mauls verpassen, stellt aber eine reifen und überlegenden Gegner da, der es am Ende immerhin mit 3 Jedis aufnimmt. Während die ersten beiden Kämpfe mit Obi-Wan und Anakin aber gerade mal Durchschnitt sind, bildet der Endkampf mit Meister Yoda vielleicht den Höhepunkt des Films. Denn so ein Kampfstil hätte man dem kleinen, grünen, wuscheligen Gnom wohl nie zugetraut. Wirklich klasse, einfach mal überraschen lassen, auch wenn der Kampf für meinen Geschmack zu kurz geriet und in Bezug auf Spannung und Dramatik bei weiten nicht an das Duell mit Darth Maul in „Episode 1“ heranreichen kann.

Ein wenig kritisieren sollte man aber den klar nach oben geschraubten Humor. Während Obi-Wans Sprüche zu Anakin wie „Du wirst noch mal mein Tod sein“ hintergründig sind oder das Gebrauchen der Macht um Gedanken aufzuzwingen zum schmunzeln anregen, werden C3PO und R2D2 wohl eher als verhinderte, in meinen Augen überflüssige Komiker eingesetzt. Sie haben keinen wirklichen Bezug zum gesamten Film, sind aus Versehen bei der finalen Schlacht mit dabei und warten mit kindischen (vor allem C3PO) Humor auf, der zu erzwungen und stellenweise lächerlich rüberkommt. Ok, bei ersten Mal wird noch gelacht, aber dann entlockte der dusselige C3PO mir nur noch ein müdes Schmunzeln.

Die Effekte aus dem Hause Lucas sind natürlich wieder tadellos, was aber ein anderes Problem mit sich bringt. Kein Schauspieler will so Recht aus in dem Film herausragen oder eine klare Identifikationsfigur bilden. Charismatische Figuren wie Han Solo, Prinzessin Leia oder Luke Skywalker fehlen hier somit leider. Selbst ein erfahrener Schauspieler wie Samuel L. Jackson (im Deutschen unpassende Synchrostimme) bleibt hier recht blass, während Amidala zwar etwas für das Auge ist, aber ansonsten zu kühl agiert. Einzig Ewan McGregor kann aus der Figur des Obi-Wan etwas mehr holen und ist für mich der eindeutige Gewinner der zweiten Episode, da sein junger Padawan, unabhängig von seiner bekannten Zukunft, zu dickköpfig und vorlaut agiert. Fraglich nur, ob man ihm da einen Vorwurf machen kann oder ob das so gewollt war und man erst gar keine Sympathien für den späteren Bösewicht aufkommen lassen wollte.
Zugegeben, es wird aber auch nicht ganz leicht sein, vor einer blauen Wand zu spielen, während der Film um einen herum nur im Computer entsteht. Zumindest hat man das Umfeld düsterer und nicht mehr so quietschbunt wie im Vorgänger kreiert.

Nachdem „Blade 2“ erst kürzlich mit rasanten, teils zu unübersichtlichen Schnitten aufwartete, schreckt auch „Episode 2“ nicht vor irren Schnitttechniken zurück, welche aber in der Androidenfabrik übertrieben wurden, so dass sich ein Overkill einstellt. Während Anakin dort mit den heimischen Wesen kämpft und Amidala um ihr Leben rennt, weiß man bald nicht mehr wo oben oder unten ist und verliert schon mal die Orientierung. Weniger wäre hier mehr gewesen, auch wenn die rasante Effektschlacht zwischen den Maschinen und Fließbändern schon beeindruckend ist und an den Kinosessel fesselt.

Erwähnen möchte ich hier auch noch mal das Ende, bei dem in einer riesigen Arena, zig Jediritter gegen Androiden kämpfen, schon am Rand einer Niederlage stehen, bevor die Klonkriegerarmee der Republik ihnen zu Hilfe kommt und auf dem Planeten ein Krieg, wie in den allerbesten Videospielen (durch aus positiv gemeint) ausbricht. Stellenweise fühlt man sich an „Starship Troopers“ und „Das Imperium schlägt zurück“ erinnert, wenn riesige klongesteuerte Roboter gegen Horden von Androiden ankämpfen und mittendrin die Jedis ihr Laserschwerter schwingen. Das es dabei Verluste gibt sollte klar sein, ist aber dramatisch wie traurig. Eigentlich spannungsgeladene Kämpfe, wie zum Beispiel der zwischen Mace Windu und Jango Fett verkommen angesichts dieser bombastischen Schlacht schon fast zur Nebensache.
Der vor der Schlacht in der Arena stattfindende Kampf zwischen Anakin, Obi-Wan, Amidala (übrigens heißes Outfit) und ein paar scheußlichen Kreaturen erinnert übrigens an ein wenig an „Gladiator“, ohne dass ich Lucas hier Diebstahl unterstellen möchte. Aber man entdeckt halt gewisse Parallelen...

Abschließend bereitet der Film dem eigentlich meist zufriedenen Zuschauer noch mal eine Gänsehaut, in dem er mit lautstarker, imperialer Musik, die von John Williams wieder meisterlich komponiert wurde, in dem er die Klonarmeen zum Abflug vorbereitet und Yoda pessimistisch in die Zukunft orakeln lässt.

Fazit:
Mit der zweiten Episode steigert sich die „neue“ Trilogie. Sie ist düsterer, actiongeladener und einfach reifer. So nähert sie sich der „alten“ Teile. Lucas tat gut daran liebgewonnene und bekannte Charaktere in den Mittelpunkt zu rücken und verstärkt auf Kämpfe zu setzen. Das der Einsatz von humoristischen Ideen ab und zu fehlschlägt sei ihm da verziehen. Die Liebesgeschichte zwischen Amidala und Anakin hätte aber nicht so gestreckt werden müssen, denn spätestens nach Anakins zweitem Liebesbekenntnis sollte der Zuschauer wissen, was Sache ist. Ein wenig untergegangen ist hierbei zwar die Weitererzählung der Saga, doch bin ich mir sicher, dass Lucas bei der dritten Episode einen zufriedenstellendes Ende finden wird.
Gutes Popcornkino, dass zeitweise den Glanz alter Star Wars Teile besitzt, aber nicht ganz an diese Klassiker heranreicht.

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