Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger (2002)

Star Wars ist Kult. Star Wars ist das perpetum mobile zum Gelddrucken. Trotzdem mag ich die ersten drei (alten) Filme. Gehaltvoll waren die ersten drei Filme nur bedingt, vielleicht noch Episode 4. Aber sie waren und sind immer noch brilliante Unterhaltung und innovatives Popcorn-Kino.

Was ist nun mit den "neuen" Filmen? Episode I war enttäuschend, aber irgendwie konnte man sich den faux-pas von Lucas noch anschauen. Das es noch schlimmer wird, hätte ich nicht erwartet, aber Episode II ist einer der langweiligsten Filme, den ich lange gesehen habe.

Beginnt der Film schon nicht vielversprechend, so ist die Action wie die Verfolgungsjagd auf Coruscant wirklich schön gemacht. Aber man wird das Gefühl nicht los: Die Effekte sind so schön, so perfekt, aber sehen zu sehr nach BlueScreen und Computertechnik aus. Es kommt Langweile auf.

Etwas Erbärmlicheres als den Mittelteil habe ich aber noch nie erlebt. Eine Liebesgeschichte mit Dialogen, die selbst 12-Jährigen noch zu dumm sind. Wer schreibt bitte solche Drehbücher? Jede Telenovela auf ZDF oder den privaten Sendern hat nicht nur bessere Dialoge, sondern auch wesentlich bessere schauspielerische Leistungen. Es ist die pure Langweile, diesen Mittelteil anzuschauen. Am heimischen DVD-Player mag man das noch überspringen (man verpasst eh nichts), im Kino ist es reinste Folter. Die Dummheiten enden aber nicht, es folgt eine unglaublich konstruierte Story um Anakin, wie er die Mörder seiner Mutter abschlachtet. Oh, was für eine Charkterentwicklung, was für schauspielerische Leistungen. Jedes Schultheater könnte das besser machen.

Das Finale ist dann genau das, was ich vorher bereits erwähnt habe: Special effects, buntes Farbenwirrwarr, visueller Overkill. Einige der Rezension hier auf ofdb machen den Eindruck, als sei dies das Wichtige an einem Film: Special effects bis zum geht nicht mehr. Leider wirkt das Computer-Gefecht sehr künstlich und ist einfach nur eines: total langweilig. Man fragt sich: Wurden zuerst die Schlachten und Effekte erstellt, die Werbekampagne und überteuerten Merchandising-Objekte geplant, und dann die Dialoge von einem Lego-spielenden Kleinkind geschrieben?

Ich erwarte von einem Film wie Star Wars keine inhaltlichen Facetten, aber er sollte als Popcorn-Kino zumindest unterhalten. Das macht Episode II überhaupt nicht. Es ist ein cineastisches Desaster, eine Farce, eine Beleidigung für Star Wars-Fans und den zahlenden Kinobesucher. Leider überzeugt auch der Soundtrack von John Williams nicht. Natürlich hat dieser seinen Zenit überschritten, oft genug hat er sich in seinen Soundtrack bereits selbst zitiert. Aber warum muss derzeit eigentlich fast jeder Soundtrack eines Hollywood-Machwerks irgendwo Chöre haben? Reicht es nicht, wenn Episode II an sich schon reinster Kitsch ist?

Wenn in manchen Rezensionen von einer politischen Parabel gesprochen wird, so frage ich mich wirklich, ob manchen Menschen Literatur noch ein Begriff ist bzw. mal eine korrekte Definition von "Parabel" recherchiert werden soll. Was hat es mit einer Parabel zu tun, wenn man zeigt, wie einfach Demokratie sterben kann (im Übrigen ist das System in Star Wars keine Demokratie in der eigentlichen Definition, ich möchte hierbei nur erwähnen, dass es einen "Kanzler" gibt)? Natürlich ist eine Kritik subjektiv, aber zumindest sollte man sich an gewisse Regeln halten und nicht irgendwelche Floskel von sich geben und hier Episode II mit einer Parabel verknüpfen. Eigentlich sollte das jeder im Deutsch-Unterricht an der Schule mal durchgenommen haben.

Star Wars ist Kult. Ich mag Star Wars. Aber das, was Lucas mit seinen neuen Filmen aus dem sich ewig-wiederholenden Gen-Pool der Ideenlosigkeit Hollywoods heraussaugt, ist etwas für das Niveau der Handyklingelton-Generation. Wenn das so sein soll, dann ist das ja in Ordnung. Nur sollte er dann sowas nicht "Star Wars" nennen und am Denkmal einer der besten Popcorn-Kino-(ehemals)Triologien wackeln.

Wegen den netten Special-Effects und dem besten Mittel für Schlaflose im Mittelteil des Films vergebe ich nett gemeinte 2 von 10 Punkten.