kurz angerissen*
Im Aufbau der Parabel auf die vom großen Apparat nicht zur Notiz genommene Armut stimmt eigentlich alles: Die Gesellschaft eine anonyme, graue Masse, die einfach nur funktioniert. Die im Fokus stehende Familie ohne das Oberhaupt völlig auf sich allein gestellt. Die aus dieser Situation entstehende Eskalation forciert eine brütende, beklemmende Atmosphäre voller Schmutz, Dreck und einem Gefühl von „das ist so nicht richtig“.
Alleine: Die Metapher funktioniert nicht, weil sie im Wesentlichen keine ist. Nicht, dass man sich noch mehr Vampire herbeisehnen würde, aber der Kannibalismus, den sich Regisseur Jorge Michel Grau zum großen Sinnbild für das Selbstauffressen auserkoren hat, ist zu nah an der Realität, um einen Film wie ein Bildnis zu inszenieren – gerade in dem düsteren Szenario, das er entwirft, und bei dem bitteren Ernst, der den Ton gestaltet. Und dann wird auch noch Homosexualität gestreift, ohne dass es wirklich gelänge, Parallelen zwischen dem Themenkomplexen zu ziehen.
„Wir sind was wir sind“ liegt zwar richtig, wenn er Grausamkeiten in den Schatten verbannt, anstatt sie offen zu zeigen und kann in der Folge durchaus ein paar starke Momente liefern, leidet aber doch sehr unter seiner offensichtlichen Konzipiertheit, was ihn eine wesentlich höhere Intensität kostet.
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