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Viel Positives hat man ja nicht gerade über diesen Film gehört. Als "widerlicher Skandal", als "perverse Möchtegern-Kunst" und als "geschmackloses Gemetzel" musste sich dieser Film bezeichnen lassen. Haben die Kritiker den richtigen Film gesehen? "Wir sind was wir sind" ist mit Sicherheit ein super brutaler Film, der mal wieder das Thema Kannibalen auffasst. Aber SO brutal, wie er von manchen Leuten beschrieben wird, ist er am Ende dann auch nicht. Wenn ich an Anthony Hopkins Glanzperformance in "Hannibal" denke, dann wirkt "Wir sind was wir sind" dagegen schon deutlich harmloser. Allerdings wirkt dieser wunderbare Arthouse Film erstaunlich realistisch und das ist wohl der große Unterschied zu anderen Kannibalen Filmen. Wir bekommen eine mexikanische Familie zu sehen, deren Vater überraschend verstirbt. Die Familie lebt in armen Verhältnissen und ist über den Tod sehr erschüttert. Alles wirkt anfangs eigentlich relativ, wenn auch deprimierend, normal. Doch diese Familie, bestehend aus einer Mutter, 2 Söhnen und einer Tochter, hat ein grausames Geheimnis. Hin und wieder fangen sie unschuldige Menschen und schleppen sie mit nach Hause. Dort werden sie Opfer eines brutalen Rituals und anschließen sogar von den Familienmitgliedern verspeist. Wie ich schon beschrieben habe, ist dieser Film Arthouse vom Feinsten. Wer hier einen Mainstream Film mit viel Tohuwabohu und Action erwartet, wird hier auf ganzer Linie enttäuscht werden. Wirklich "schlimm" wird dieser Film eigentlich erst gegen Ende, wo alles seinen konsequenten und folgerichtigen Lauf nimmt. Doch der Film hat permanent eine extrem bedrohliche und auch unheimliche Atmosphäre, da man die ganze Zeit weiß, was diese Familie macht, es aber die meiste Zeit nicht zu sehen bekommt. Dadurch wirkt das Ganze erstaunlich authentisch, was natürlich auch an den hervorragenden Darstellern liegt, die man hier zu Lande natürlich gar nicht kennt. Allerdings hat der Film ein paar kleine Längen, insbesondere der Gang in den Club und wieder zurück wurde meiner Meinung nach viel zu weit raus gestreckt, obwohl der Film insgesamt eine relativ kurze Lauflänge hat. Ansonsten war ich schon irgendwie begeistert von dem Film, da er nicht (nur) auf totales Kannibalen-Gemetzel Wert legt (weswegen er wahrscheinlich nicht allzu gut bei der Masse ankam), sondern uns einen Einblick auf eine Familie gibt, die es so oder so ähnlich durchaus wirklich geben KÖNNTE.
Wie gesagt, für Mainstream-Fanatiker ist dieser Film auf keinen Fall etwas. Wer aber eine Vorliebe für Independend Filme hat und gerne einen Arthouse-Film nach dem Anderen verschlingt, wird bei diesem ungewöhnlichen Kannibalenfilm eine extravagante Erfahrung machen. Der Film wird zwar nie die breite Masse erreichen und auch viele Nörgler zum Vorschein bringen, aber bei welchem Film mit künstlerischen Aspekten ist das nicht der Fall?


Fazit : "Es ist wie es ist" lautet die Devise bei "Wir sind was wir sind". Schockierender, erschreckend glaubwürdiger und mitreißender Kannibalenfilm aus Mexiko. Gute Nerven und einen stabilen Magen sollte man aber dennoch dabei haben! 8/10

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