Review

 Wir sind was wir sind
(Alamode Film)

Das Leben in einer mexikanischen Großstadt ist nicht leicht. Darum ist es ein Schock, als der Familienvater plötzlich in einer Einkaufspassage stirbt, und nun die verbleibende Mutter, ihre Tochter und die zwei Söhne sich um den Familienunterhalt zu kümmern haben.Das alleine wäre unter den gegeben tristen Lebensumständen schon schwierig genug, aber da es sich hier um eine Kannibalen Familie handelt, die menschliches Fleisch zum Überleben benötigen, erschwert die Situation ungemein. Keines der Familienmitglieder möchte die Verantwortung und Position des Vaters übernehmen, dazu kommen die Vorbehalte und moralischen Bedenken der dominanten Mutter, dass es kein Fleisch von Prostituierten zu sein habe. Das Los fällt auf den ältesten Sohn, der sein Glück nun bei Straßenkindern und letztendlich doch den Prostituierten sucht. Die Lage spitzt sich immer weiter zu, zumal im Magen des toten Vaters bei der Obduktion ein unverdauter Finger gefunden wurde, der nun die örtlichen Ermittler auf den Plan ruft.

Wir sind was wir sind, das Regiedebüt von Jorge Michael Grau, wirkt bei oberflächlicher Betrachtung wie ein weiterer künstlerischer, trist gehaltener, visuell aber verspielter Arthouse-Vertreter, welcher das Leben in der sozialen und finanziellen Unterschicht filmisch thematisiert. Zu Beginn nur bruchstückhaft, später dann jedoch vermehrt, fließen immer mehr Elemente des Horrorgenres ein, ohne jedoch auch nur Ansatzweise den Film damit in das entsprechende Genre zu drängen. Wir sind was wir sind ist und bleibt immer eher dem Sozialdrama zugehörig als dem klassischen Horrorfilm. Hier ähnelt er ansatzweise dem thematisch zwar völlig anders gehaltenen, stilistisch aber ähnlichen So finster die Nacht.

Für einen Debüt Film gelingt es dem Regisseur auf beachtliche Weise, seine doch eher krude, stellenweise deprimierende Geschichte zu bebildern. Hervorragende und charismatische Darsteller spielen ihre Rollen dabei eindrucksvoll, so dass der Film aus dieser Sicht voll überzeugen kann. Das Manko liegt dann auch eher im Drehbuch, welches seine Story zwar stimmungsvoll und stringent aufbaut, aber einen durchgehenden Spannungsbogen vermissen lässt. Auf Humor wurde in der Geschichte bis auf einige kleine Ausreißer komplett verzichtet, der vorhandene ist jedoch einer der schwärzesten Art, und somit auch nur von Zuschauern bemerkbar, die dieser Form frönen.

Die Veröffentlichung aus dem Hause Alamode Film ist als überaus gelungen zu betrachten. Bild und Ton sind auf der Blu ray sehr klar, im Bonussektor findet der geneigte Fan dann noch einen 9 Minuten langen Kurzfilm im Original mit deutschen Untertiteln, einen TV-Bericht/Behind the scenes und ein knapp halbstündiges Making of. Dazu gesellen sich dann die obligatorischen Trailer.

Wir sind was wir sind ist trotz der kruden Geschichte ein poetisch erzählter, aber sehr düsterer Film, der teils distanziert und gefühlskalt auf die Erlebnisse seiner Protagonisten schaut. Trotzdem, oder gerade deswegen, bleibt er lange in Erinnerung!

CFS

Details
Ähnliche Filme