Hexen. Sowohl weibliche als auch männliche Vertreter dieser Zunft. Was tun sie? Wie tun sie es? Wo tun sie es? Und warum tun sie es?
Malcolm Leighs im Sommer/Herbst 1969 gedrehter Legend of the Witches gewährt uns einen Einblick in die bizarre Welt der Hexerei. Ich muß vorausschicken, daß ich mit Witchcraft so überhaupt nichts am Hut habe, daß mich diese Welt einfach nicht interessiert. Und doch übte dieser in Schwarzweiß gedrehte Dokumentarfilm eine eigentümliche Faszination auf mich aus. Dies ist vermutlich auf die sensationell dichte, düstere Stimmung zurückzuführen, die aufgrund der starken, eindringlichen Bilder entsteht. Während die Kamera praktizierende Hexen/Hexer, symbolträchtige Figuren/Artefakte oder sonstige Dinge einfängt, die mit schwarzer Magie in Verbindung stehen, versorgt uns ein Erzähler stets mit Informationen. So dürfen wir merkwürdigen Ritualen und seltsamen Zeremonien beiwohnen, lernen die Bedeutung von bestimmten Riten und Gegenständen kennen und erhalten Auskunft über die Ursprünge der Hexerei (Anbetung des Mondes) sowie über deren Auswirkungen auf das Christentum und das moderne Leben an sich. Die Sequenzen, die Personen beinhalten, sind natürlich nachgestellt, zeichnen sich jedoch durch ein angenehm authentisches Flair aus.
Obwohl sich die Thematik für sensationsheischende Exploitation geradezu anbietet, ist Legend of the Witches sehr zurückhaltend und erstaunlich geschmackvoll inszeniert. Zwar wird mit nackter Haut keineswegs gegeizt, aber vieles wird doch auch der Phantasie überlassen bzw. nur vom Sprecher erwähnt. Nüchtern, dokumentarisch und unaufgeregt (Leigh bleibt neutral, ergreift weder Partei für noch gegen Hexerei) werden uns hier die so zahlreichen wie unterschiedlichen Facetten der Teufelskunst nahegebracht. Robert D. Webbs erstklassige Kameraarbeit verstärkt die unheimliche Wirkung des Gezeigten ebenso wie die mit Bedacht eingesetzte Filmmusik. Somit hat Legend of the Witches weit mehr zu bieten als nackte Frauen oder Männer, die nachts um ein Feuer laufen oder in dunklen Gewölben komische Rituale über sich ergehen lassen. Denn abgesehen von den Informationen, die uns Malcolm Leigh vermittelt, fasziniert Legend of the Witches auch als düsterer, visuell eindrucksvoll umgesetzter und authentisch anmutender Okkult-Film, der vor allem durch seinen eigenwilligen Stil und seiner dichten, kraftvollen Stimmung überzeugt.