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Berliner Schnauzen 

Wer "Wie sind die Nacht" mit "Twilight" vergleicht, der mischt sicher auch Wodka mit Tequila. Oder tanzt Walzer zu Scooter. Oder tankt E10 mit einem Lamborghini. Dennis Gansel's schick produzierter Vampiros Lesbos Berlinos hat mehr mit "Blade" gemein als mit der lächerlichen Vampirsaga um Bella und Edward. Schade, dass dieser Vampirella-Thriller mit lesbischen Untertönen in diese kaputte Schublade gesteckt wird und nicht mehr Erfolg hatte - denn wäre es ein Überhit geworden, hätte er den deutschen Genrefilm gehörig ankurbeln können. So gilt er in der hiesigen maroden bis nonexistenten Genrefilmlandschaft wohl eher als abschreckendes Beispiel, dass recht teure deutsche Genrefilme nicht wirklich funktionieren. Dabei macht "Wir sind die Nacht" Einiges richtig, ist nicht nur für Vampirfans & Grufties einen Blick wert. Etwas mehr Härte und Konsequenz für Erwachsene und das Ding würde jeden Genrefan wegblasen. 

Es geht um ein Trio Vampirladies, das sich in Berlin niedergelassen hat. Doch als die Anführerin sich in ein neues hübsches Frauengesicht verguckt, kommt die Liebe dem exzessiven und ungestörten Treiben der Blutsaugerinnen gleich mehrfach in die Quere... Im Grunde kreuzen sich hier der typisch deutsche Film und eine rotgetränkte Vampirballade - was erstaunlich gut funktioniert. Der finale Kampf wirkt zwar lächerlich, als wäre das Budget ausgegangen und das Liebesdreieck nimmt immer wieder kitschig Fahrt aus dem Geschehen, doch im Endeffekt vergeht die Laufzeit wie im Flug und der Film zeigt eindrucksvoll, dass Deutschland hochwertige Genrefilme produzieren könnte. Wenn es denn nur wollte. Und wenn genug Publikum da wäre.

Berlin als Setting passt zu blutgeilen Nachtschwärmerinnen, der rote Lebenssaft fließt erfreulich in Strömen und die berühmten deutschen Stars wie Nina Hoss oder Max Riemelt können nicht nur in Tatorten oder romantischen Komödien überzeugen, sondern auch in einem dunkleren Sujet. Mit "Who Am I" ist "Wir Sind Die Nacht" nun einer meiner Go-Tos, wenn ich gefragt werde, was gute deutsche Filme sind und in welche Richtung es gehen sollte. Ob das hervorragende Intro, rauschartige Partyszenen oder Themen wie Einsamkeit und Unglück trotz Unsterblichkeit - "Wir sind die Nacht" erfindet das Blutsaugen nicht neu, hätte jedoch eindeutig höhere Wellen schlagen müssen. Hierzulande vor allem. Oh man, Deutschland... :(

Fazit: unterschätzter deutscher Blutsauger, der dem Vampirella-Subgenre zwar nichts Neues abkauft, trotzdem gut unterhält, (meist) hochwertig aussieht und die internationale Konkurrenz nicht scheuen muss!

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