Wenn ein Horrorfilm den Zuschauer in Tiefschlaf versetzt, dann her er irgendwie seine Wirkung verfehlt. Genau das ist aber bei "Wir sind die Nacht" passiert - vollmundig übrigens als erster deutscher Vampirstreifen seit F.W. Murnau´s "Nosferatu" angekündigt (lässt man das Werner Herzog-Remake, "Lady Dracula" mit Roberto Blanco oder diverse Jess Franco-Ergüsse mal außer Acht, so mag dies wohl sogar stimmen...)
Dabei ist der Auftakt gar nicht mal schlecht: drei fesche Girlies sitzen nachts im Flieger und haben die gesamte Belegschaft als Blutbank konsumiert. Leider geht der Film nach diesen zwei Minuten straight bergab und man muss sich fragen, ob diese einzige gelungene Sequenz tatsächlich aus der Feder von Regisseur Dennis Gansel stammt...
Statt dessen liefert uns der Filmemacher eine hauchdünne wie völlig vorhersehbare Story ab, die selbst ein absoluter Volldepp im Schlaf vorhersagen kann: Berliner Ghetto-Göre wird Liebling einer adretten Vampirdame, die mit ihrer Clique nicht nur die Clubs der Hauptstadt unsicher macht, sondern auch so manchen männlichen Hals beknabbert. Bald wird aus dem schmuddeligen Crashkid nicht nur optisch ein echter Vamp, dessen neu gewonnenes Glück auf eine harte Probe gestellt wird, als sich ein Polizist in sie verliebt...
Erotische Vampirlady hat uns Altmeister Jean Rollin schon in den Siebzigern beschert, Blutsauger in stylischen Szeneclubs hat man vor über zwölf Jahren schon in "Blade" gesehen. Was Regisseur Gansel mit "Wir sind die Nacht" fabriziert hat, ist eine leider allzu durchwachsene Mélange aus schwerfälligem Selbstfindungsdrama, einpaar "Sex and the City"-Anleihen und einer altbackenen Polizeistory. Für deutsche Verhältnisse sind einzelne Szene sogar recht heftig und blutig ausgefallen; auf die typisch teutonische Pseudo-Melodramatik und den ganzen ach so tiefgreifenden wie obligatorischen Seelenkummer und Herzschmerz konnte man leider auch hier nicht verzichten.
So ist der Film letztendlich nichts anderes als ein öder Trip durch das Nachtleben der Deutschen Hauptstadt, eingefangen in schicken gestylten Bildern, der absolute Pluspunkt dieses Werkes sind. Hingegen nerven die völlig nichtsagenden, ausdruckslosen Dialoge ohne Ende, keiner der Protagonisten bekommt mehr wie zehn Zeilen Text über die Lippen. Auch darstellerisch hat man alles schon mal besser gesehen: Jennifer Ulrich macht immerzu einen auf launisch und betreten während Anna Fischer als ständig aufgedreht-flippige Techno-Hupfdohle dem Zuschauer bereits nach wenigen Minuten gnadenlos auf den Senkel geht. Lediglich Nina Hoss hat genügend Charisma, um alleine schon mit ihrer Präsenz für einpaar gute Auftritt zu sorgen. Der Rest der Darstellerriege sind Fußnoten.
Natürlich sei es den Deutschen an dieser Stelle hoch angerechnet, dass man auch mal was anderes als die immergleichen Beziehungskomödien, Proll-Klamotten und tiefenpsychologischen Weltschmerzdramen in die Kinos bringt. Und einige Ansätze von "Wir sind die Nacht" sind ja gar nicht mal so übel... Was letztendlich leider bleibt, ist eine stylishe geschönte Schlaftablette, der Optik leider weitaus besser ist als der Inhalt des Filmes.