Review

The Tree Of Life

Terrence Malick geht es wohl nie um einfache, irdische oder menschliche Belange, sondern eher stets um deren Einbettung in einen größeren, existenzialistischen Kontext, der erst die Wahrhaftigkeit der Dinge in ihrer emotionalen Größe offenbart, was wohl sonst im ignoranten Alltag eines jeden nur im Verborgenen bliebe. So auch in "The Tree Of Life", in dem er den Menschen und all sein Handeln, Denken und Fühlen, sowie seine Existenz an sich, zu jeder Zeit als Teil von etwas Größerem verortet: Der Schöpfung allen Lebens, der göttlichen Gnade und der unbändigen Kraft der Natur; alles Dinge, die ihre Spuren auch in der Seele des Menschen hinterlassen haben. Zwischen frühzeitlicher Erdgeschichte und der Erkenntnis des großen Ganzen inszeniert Malick das Leben einer amerikanischen Familie in den 50ern, in deren Mittelpunkt das Verhältnis des ältesten Sohnes zu seinen Eltern steht. Eigentlich eine fast schon traditionell anmutende Angelegenheit, mit einem strengen Vater, einer liebevollen Mutter und einem (von insgesamt Dreien) Sohn, der genau in diesem gegensätzlichen Spannungsfeld zu stehen scheint. Doch durch Malicks ausgedehnte himmlische Kontextualisierung, auch durch poetische Kommentare seiner Figuren im Voice-Over, wird das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt nahezu zum bersten mit Bedeutung und Symbolik für den Zuschauer aufgeladen, so dass es unmöglich scheint, dieses als banal hinzunehmen; dem Regisseur sei Dank ändert sich die Wahrnehmung all jener alltäglichen Kleinigkeiten und jeder Blick, jede Geste, jedes unausgesprochene Wort und jede noch so flüchtige Berührung erhält den für ihn richtigen Platz, denn stets hat man nun selbst das Große, das Universale im Hinterkopf und auf einmal wirkt auch die Figurendynamik wie ein Mikrokosmos aus Schöpfer, Schöpfung und der Weitergabe entgegengesetzter und doch komplementär zueinander stehender Kräfte; von Gott zum Menschen und anschließend von Mensch zu Mensch. Und so wie sie am Ende einer Figur die Augen öffnet, so erscheint letztendlich auch "The Tree Of Life" wie eine filmische Epiphanie, die den Zuschauer mit jenem konfrontiert, was er für selbstverständlich hält und nicht mehr zu ehren weiß: Dem Leben und der Herrlichkeit der irdischen Existenz an sich. Als monumental bildgewaltiger Gottesdienst.

9/10

Details
Ähnliche Filme