Review

Die junge Charlotte trifft auf ihrem Weg durch die verschneite Einöde auf Max, einen Anhalter. Sie machen an einem heruntergekommenen Gasthaus Halt. Als Max nach einiger Zeit nicht mehr von der Toilette zurückkommt, macht sich Charlotte langsam Sorgen. Auf der vergeblichen Suche nach ihm wird sie von der Wirtin niedergeschlagen und erwacht in einem Käfig. Gefangen wie ein Tier wird Charlotte von ihr gemästet - aber für wen? Als dann plötzlich Max an der Seite ihrer Peinigerin wieder auftaucht eröffnet sich der jungen Frau die ganze schreckliche Wahrheit.


Harter französischer Horror der Marke "High Tension" - (Frankfurter Rundschau)


Seit nunmehr schon einigen Jahren erscheinen immer wieder ziemlich harte Horrorfilme aus unserem Nachbarland Frankreich, mit "Die Meute" liegt nun der nächste Vertreter dieser Art vor, der gleichzeitig auch den Regie-Erstling von Franck Richard darstellt. Nun geht man als Fan des Genres gerade bei diesen Filmen immer mit ziemlich hohen Erwartungen an die Sache ran, denn durch Filme wie "High Tension", "Inside" oder auch "Martyrs" ist man doch einen äusserst hohen Standard gewöhnt, was insbesondere den visuellen Härtegrad dieser Werke betrifft. Darum sollte sich der Zuschauer auch nicht zu sehr von dem oben genannten Zitat aus der Frankfurter Rundschau beeinflussen lassen, denn "Die Meute" kann in diesem Punkt keinesfalls mit den genannten Filmen mithalten. Das wird sicherlich viele Leute erst einmal etwas enttäuschen, doch sollte man die Dinge immer im richtigen Verhältnis zueinander betrachten. Wir haben es hier mit einem Film zu tun, der in der mir vorliegenden ungeschnittenen Version einen durchaus angemessenen und hohen Härtegrad beinhaltet, der lediglich nicht ganz an die extrem hohe Messlatte der genannten Werke heranreichen kann, das ist auch schon alles.

Dennoch werden auch die Freunde der härteren Gangart auf ihre Kosten kommen, allerdings dauert es eine ganze Weile, bis die wirklich brutalen Passagen Einzug in diese Geschichte halten. In den ersten gut 50 Minuten lebt die Story nämlich in erster Linie von ihrer herrlich dreckigen Grundstimmung und einem dramaturgisch sehr gelungenem Spannungsbogen, der sich mit zunehmender Laufzeit auch immer mehr verdichtet und so die Aufmerksamkeit des Zuschauers immer aufrecht erhält. Blut und Härte sind in diesem Teil des Filmes eher selten, was aber gar nicht einmal so schlimm ist, da man mit gesteigertem Interesse die Abläufe verfolgt, die sich einem hier offenbaren. In der zweiten Filmhälfte wird dann nicht nur das Erzähltempo der Story merklich angezogen, denn bis dahin ist der Plot doch eher etwas ruhiger verlaufen, es gibt nun auch einige wirklich derbe Momente, die das Geschehen nun vor allem auch für die Gorehounds äusserst interessant erscheinen lassen dürften. Ich bin persönlich der Meinung, das Franck Richard hier eine sehr gute Mischung gelungen ist, denn er hat nicht nur auf explizite Gewaltdarstellungen Wert gelegt, sondern seiner Geschichte vor allem eine hervorragende Atmosphäre verliehen und die Geschehnisse zudem noch sehr spannend in Szene gesetzt. Dennoch wird es ganz bestimmt wieder genügend Leute geben, die dieses Werk lediglich auf den Härteanteil reduzieren und deshalb eine kleine Enttäuschung verspüren werden.

Dabei ist "Die Meute" in seiner Gesamtheit ein wirklich fieser und sehr gelungener Horrorfilm, der einen Teil der vorhandenen Härte auch aus der gegebenen Situation der Opfer bezieht, was sich auch unauslöschlich im Kopf des Betrachters festbrennt, denn scheint die Lage der Opfer doch ziemlich aussichtslos. Dabei lässt die Story fast die gesamte Laufzeit über äusserst bedrohliche Züge erkennen, so das man sich größtenteils in der eigenen Haut nicht sonderlich wohlfühlt. Es entsteht eine gewisse Anspannung, die man auch bis zum Ende nicht ablegen kann. Auch wenn man zu Beginn noch einigermaßen entspannt die Ereignisse verfolgt, so ändert sich dieser Zustand doch schlagartig und je näher man der absoluten Wahrheit kommt, desto intensiver gestaltet sich das gesamte Geschehen, das auch eine durchaus nachhaltige Wirkung beim Zuschauer hinterlässt. Die düstere und dreckige Optik des Filmes ist als absoluter Pluspunkt anzusehen und kann auch für so manche Gänsehaut verantwortlich sein, die einen fast unwillkürlich überzieht. Irgendwie entsteht dabei der Eindruck das man ganzzeitig unter Strom steht, wird der eigene Körper doch weitesgehend mit einem Kribbeln überzogen. Man fiebert förmlich dem unausweichlichen Finale entgegen, das dann allerdings etwas anders geartet ist, als man es sich eventuell vorgestellt hat.

Insgesamt gesehen ist "Die Meute" ein wirklich sehenswerter und sehr guter Genre-Vertreter aus Frankreich, der zwar vielleicht nicht an die absoluten Größen des Genres heranreichen kann, aber immer noch überdurchschnittlich gute Horrorkost bietet. Mir persönlich hat der Film sogar ausgesprochen gut gefallen, wobei es noch nicht einmal störend ist, das dieses Werk eventuell nicht ganz so hart ist, wie man es vorher vermutet hätte. Für ein Erstlingswerk hat Franck Richard auf jeden fall eine tolle und sehr interessante Geschichte abgeliefert, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte. Ein spannender Plot, eine richtig gelungene Atmosphäre, gut agierende Darsteller und ein angemessener Härtegrad lassen in vorliegendem Fall einen Gesamteindruck entstehen, den man als uneingeschränkt gut bezeichnen kann.


Fazit:


Das Problem bei den neuen französischen Horrorfilmen liegt ganz einfach darin begründet, das man fast schon zwangsweise Werke wie "High Tension" oder "Inside" zum Vergleich heranzieht und deshalb bei anderen sehr guten Vertretern eher enttäuscht ist, wenn diese nicht den gleichen Härteanteil beinhalten. Man sollte also besser vollkommen unbefangen an diesen Film herangehen, handelt es sich doch um ein in allen Belangen überzeugendes Gesamtpaket, das jederzeit eine wenigstens einigermaßen objektive Bewertung verdient hat.

7,5/10

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