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SKINNY TIGER & FATTY DRAGON

Wenn mit Samo Hung und Karl Maka zwei der größten Komiker des Hong Kong-Kinos aufeinander treffen, sollten fantastische Martial Arts-Kämpfe und ebenso unterhaltsame Slapstick-Kaspereien eigentlich für eine hohe Wertung garantieren! Doch leider tauchen unsere beiden Helden lediglich als Hauptdarsteller auf und scheinen bei der Planung und Umsetzung des Films einen Maulkorb verpasst bekommen zu haben…

Die beiden befreundeten Cops „Skinny Tiger“ (Karl Maka) und „Fatty Dragon“ (Samo Hung) haben die Jagd auf den Kokain-König von Hong Kong eröffnet. Eigentlich handelt es sich um zwei Kokain-Könige: Um „Dirty Harry“ (Lau Kar Wing) und seinen jüngeren Bruder „Deadly Eddy“ (Lung Ming Yan). Skinny und Fatty beginnen damit, Eddys Freundin Sally (Carrie Ng) zu beschatten und spielen sie später dann gegen ihren Freund aus. Dadurch gelingt ihnen zwar Eddys Verhaftung, doch da die beiden gleichzeitig die Hochzeitsfeier des Commissioners ruiniert haben, werden sie vom Dienst suspendiert und erst einmal in den Zwangsurlaub nach Macao geschickt. Dort lernen Skinny und Fatty zwei reiche Miezen kennen und planen mit ihnen bereits eine gemeinsame Zukunft, bis sie sich daran erinnern, dass Skinny immerhin noch seine Freundin „Lanky“ (Wanda Yung) in Hong Kong hat und Fatty seinen Vater (Ni Kuang) auch nicht einfach so zurücklassen möchte. Die beiden kehren nach Hong Kong zurück und müssen erfahren, dass Eddy bereits wieder auf freiem Fuß ist. Außerdem hat Harry bereits ein paar Killer auf Sally, Lanky und Fattys Vater angesetzt und da ist es doch eine Ehrensache, dass Skinny und Fatty noch einmal so richtig aufräumen…

Dass Samo Hung (Der Powerman) und Karl Maka (Mad Mission) gemeinsam vor der Kamera stehen, war eigentlich keine wirklich neue Sache mehr: Karl spielte u.a. kleine Nebenrollen als Polizist und Mönch in den Samo-Klassikern KNOCKABOUT (1979) und THE VICTIM (1980). Doch Seite an Seite in den Hauptrollen? Das war bei SKINNY TIGER & FATTY DRAGON (1990) tatsächlich neu und zudem noch ziemlich viel versprechend. Doch entweder hat Regisseur Lau Kar Wing das Potential seiner beiden Hauptdarsteller nicht erkannt, oder aber sich einfach zu sehr auf deren bloße Leinwandanwesenheit verlassen…

Anstatt die beiden Trümpfe Action und Comedy voll auszuspielen, reiht die platte Story lediglich wenig überzeugende Gags und Kampfszenen aneinander und spätestens in dem Moment, in dem Skinny und Fatty nach Macao reisen, bröckelt das Geschichtchen komplett auseinander: Man lernt zwei Miezen kennen, in dem man sie über den Haufen rennt und von einem Date wollen diese zunächst nichts wissen. Minuten später trifft man sie dann zufällig wieder und nach einem gemeinsamen Diskobesuch sitzt man auf deren Yacht, erfährt, dass sie stinkreich sind und die beiden Helden sogar noch finanziell dabei unterstützen wollen, eine eigene Bar in Macao zu eröffnen. Urplötzlich fallen Skinny und Fatty die Lieben daheim ein und ruckzuck sind sie zurück in Hong Kong. Ob sie jemals nach Macao zurückgekehrt sind? Das weiß wahrscheinlich nicht einmal der Drehbuchautor selbst…

Wieso man Samo Hung nicht an der Choreographie der Kampfszenen beteiligt hat, bleibt ein weiteres Rätsel. Wenn Samo es mit einer Gruppe von Bankräubern mit Ernie-, Bert-, Krümelmonster- und Turtles-Masken aufnimmt, erinnert diese Szene noch am ehesten an den typischen Kampfstil des sympathischen Dickerchens. Obwohl die Gegner schon lustig aussehen, kennt Samo keine Gnade und schaltet einen nach dem anderen mit Schüssen und harten Kampftechniken aus. Während des restlichen Films wird zwar in ausgiebigem Umfang weitergefightet, doch waren die Kämpfe meiner Meinung nach nicht mehr als mittelmäßig und ließen die brillante Choreographie eines Samo Hung eindeutig vermissen.
Auffällig ist hingegen, dass auch die Damen eine Menge einstecken müssen. Schläge und Tritte in den Magen? Als Denkanstoß? Und dann auch noch in Zeitlupe? Bei Fattys Kampf gegen die zwei Killerweiber mag das ja noch in Ordnung gehen, doch Skinny hat schon eine merkwürdige Art, mit dem weiblichen Geschlecht umzugehen, was auch in seinem Verhalten Lanky gegenüber deutlich wird. Lobend erwähnen kann ich allerdings noch Samos bereits aus DER KLEINE DICKE MIT DEM SUPERSCHLAG (1978) bekannte Parodien auf Gestiken und Kampfstil des legendären Bruce Lee und den gelegentlichen Einsatz von Waffen, wenn Samo z.B. zu Nunchakos oder Metallsticks greift, um seine Gegner auf Distanz zu halten…

Leider geriet auch der Humor ziemlich schwachbrüstig und beschränkt sich Lau Kar Leung-typisch weitgehend auf sexuelle Anspielungen und pubertäre Witzchen. Da wird Carrie Ng für eine Transe gehalten und beim Griff in ihren Ausschnitt erlebt man eine mehr oder weniger große Überraschung. Skinny ist als „sexsüchtigster Polizist des gesamten Reviers“ bekannt und bekommt auffällig oft einen in die Eier, während Fatty eher tollpatschig ist und beim Tanzen schon mal versehentlich seine Tanzpartnerin durch die Disko schleudert. Auf die nicht ganz unüblichen AIDS- und Schwulenwitze hat man dieses Mal komplett verzichtet und auf eine zum Schreien komische deutsche Synchro ebenfalls. Wirklich lustig fand ich eigentlich nur die Szene, in der Skinny und Fatty den Mercedes von Eddy klauen und ihn - unter wüsten Beschimpfungen von Eddy - mehr und mehr zerschrotten, in dem sie den Lack zerkratzen, an Wänden entlangschrammen und abschließend eine Treppe herunterpoltern…

Für kostengünstige zwei bis drei Euro sollte man die ungeschnittene FSK 16-DVD bei eBay ergattern können. Entgegen dem deutschen VHS-Titel SKINNY TIGER sollte man jedoch nach dem internationalen Titel NUTTY KICKBOX COPS suchen. Ähnlich wie das ebenfalls von Lau Kar Leung inszenierte Cynthia Rothrock-Vehikel FIGHT TO WIN (1989) kann man sich auch diesen Film tatsächlich ein- oder zweimal anschauen! Einfach so! Ohne allzu große Erwartungen! Als unverbindlichen Eastern-Zeitvertreib für Zwischendurch!
Die Chancen darauf, dass SKINNY TIGER & FATTY DRAGON hätte richtig unterhaltsam werden können, sind jedoch rein theoretisch geblieben! Einige nette Fights, andere weniger nett und unspektakulär! Einige gute Gags, andere eher billig und platt! Eine Story zwischen zweckmäßig und belanglos! Dass ich die Durchschnittswertung springen lasse, hat der Film in erster Linie seinen sympathischen Hauptdarstellern zu verdanken!

5/10 Punkten, diBu!

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