Freddie Frankham (Craig Fairbrass) und seine Londoner Old-School-Gangster treffen auf rumänische Vampir-Gangster um deren Anführer Dante Livenko (Billy Murray) und liefern sich einen Kampf um den Nachtclub „Inferno“.
Dies ist die Story des britischen Streifens „Dead Cert“ von Regisseur Steven Lawson. Zugegeben etwas knapp zusammengefasst, aber sehr viel mehr wird hier handlungstechnisch auch nicht geboten. Betrachtet man das DVD-Cover mit der zähnefletschenden Vampirin dürfte sowieso jedem klar sein, dass Finessen von Seiten der Story nicht zu erwarten sind.
Was jedoch erwartet wird ist Horror, Blut, Action, Spannung und Sex. Mit genau diesen Erwartungen gab ich mir also gerade eben ca. 90 Minuten „Dead Cert“.
Bereits zu Anfang stellte sich der Streifen als ziemliche Probe meiner Geduld und Nerven heraus. Der Film plätschert die ersten 35 Minuten weitestgehend ohne die oben genannten, erwarteten Zutaten vor sich hin. Dafür bekommt man einen ordentlichen Haufen an mehr oder weniger bekannten Gesichtern in Form der Darsteller Jason Flemyng, Steven Berkoff, Craig Fairbrass und Danny Dyer serviert, die sich in ihrem teilweise kaum verständlichen Slang (habe die UK-Originalfassung gesehen!) durch eine Handlung brabbeln, die kein Schwein interessiert.
Das Problem ist hier, dass das DVD-Cover eine klare Ansage in Sachen Vampir-Action ist. Der Zuschauer weiß also was ihn erwartet, daher ist klar, dass die Rumänen Vampire sind. Bis Frankhams Gangster aber auf demselben Wissensstand sind ist man als Zuschauer aber bereits kurz vor dem Abschalten. Regie und Drehbuch basteln hier zusammen an einem Spannungsbogen, der keiner ist und unter den genannten Voraussetzungen auch nie einer werden konnte.
Leider haben das weder Lawson noch sein Drehbuchautor Ben Shillito geschnallt und so servieren sie dem Zuschauer ein elend langweiliges und höhepunktarmes erstes Film-Drittel, dass dem Cast gleich noch die Gelegenheit bietet sich mal wieder so richtig zu blamieren. Sei es durch hölzerne Auftritte wie den von Fairbrass, Berkoffs warnendem Klischee-Spinner, Dyers und Flemyngs unnötige und wenig bedeutsame Kurzauftritte oder die unzähligen anderen tumben No-Name Akteure, die durch den Film tapsen. Klar ist, dieser Cast ist auch für niederschwellige Schauspielkunst absolut ungeeignet und kann bestenfalls durch körperbetontes Spiel überzeugen.
In dieser Hinsicht wird die Sache erst interessant, als Frankhams Boxer und Schwager den Kampf verliert, dabei ums Leben kommt und der Nachtclub an Livenko geht. Nach gut 45 Minuten war der kurze Kampf ein erstes Lebenszeichen in Sachen meiner Erwartungen an den Streifen. Leider traten dann wieder die Herren Shillito und Lawson auf den Plan und packten für den geneigten Zuschauer noch ein kleines Päckchen unnötiger, unglaubwürdiger, schlecht gespielter und inszenierter Trauer-Zeit bevor der Film dann endlich wirklich beginnt.
Mit dem Beginn meine ich den Zeitpunkt als Frankham und seine Leute den Club stürmen und es zum offenen Kampf mit den Vampiren kommt. Nach gut einer Stunde sind wir damit an dem Punkt angekommen, weswegen man sich einen solchen Film überhaupt anschaut und eigentlich sollte dies dann auch der Höhepunkt sein, auf den der ganze Film bisher hingearbeitet hat.
In der Tat wird es ab hier deutlich unterhaltsamer, da es endlich blutige Action und ein paar leichtgeschürzte weibliche Vampire zu sehen und killen gibt. Das letzte Filmdrittel hätte für vieles was ich bisher geschildert habe entschädigen können, denn der drehbuchbedingte Ballast war hier fürs Erste über Bord gegangen und hatte endlich Platz für mehr handfeste Unterhaltung gemacht.
Nachdem sich bisher so ziemlich alle Beteiligten in der einen oder anderen Form oder Funktion eine künstlerische und kreative Auszeit genommen hatten, war es nun aber an der Zeit, dass auch Kameramann, Cutter und der Choreograph der Action (sofern es den überhaupt gab) ihren Teil zum Gesamteindruck beisteuern konnten.
Da die Action-Szenen wenig dynamisch oder auch spektakulär inszeniert wurden, versuchte man diese mittels ein paar billiger optischer Effekte und etwas Schnittechnik aufzupeppen. Blöderweise ging der Schuss aber nach hinten los, denn diese Maßnahmen unterstreichen die lahme und phantasielose Action mehr als das sie diese kaschieren. Dem Zuschauer dürfte dies zu diesem Zeitpunkt aber recht egal sein, denn immerhin passiert endlich mal was und es gibt sogar noch ein paar blutige Vampir-Killings zu sehen.
Den auch hier ziemlich unsinnigen weiteren Storyverlauf nimmt man vielleicht noch wahr oder auch nicht....
Fazit: „Dead Cert“ wirkt wie eine in jeder Hinsicht unausgegorene Londoner Neuauflage von „From Dusk Till Dawn“, die auch für ausgehungerte und recht anspruchslose Horror-Filmfans wenig reizvoll sein dürfte. Hier mangelt es an fast allem, vor allem am Talent fast aller Beteiligter.