Obwohl er als ungebrochener Klassiker des SF-Genres gilt, ist „Der Tag, an dem die Erde still stand“ heute bei uns so gut wie vergessen. In US-Firmen wird er jedoch immer noch oft zititert und wenn auch die Zeiten des kalten Krieges vorbei sind, so prägt dieses Beispiel des leicht hoffnungsvollen Paranoiakinos noch heute bleibende Eindrücke, wenn man die politischen Zustände auf unserem Erdball bedenkt.
Endlich einmal waren in Wise‘ Film die außerirdischen Besucher nicht als Feinde, sondern mit einer mahnenden Botschaft gekommen, die aufkeimenden Agressionen, die durch die Existenz der Atomkraft entstanden, schnellstmöglichst unter Kontrolle zu bekommen, da sich die stellaren Nachbarn sonst bedroht fühlen würden.
Das noble Ansinnen scheitert an politischen Differenzen und Kleinigkeiten, die Bedeutung der Ankunft wird kleinkrämerischen Konflikten untergeordnet, so daß der Besucher in die Anonymität eines echten Menschen flieht, denen er ja gleicht. Hier sitzt er bald an der Quelle, doch seine Fremdheit bleibt nicht lange unentdeckt und die Angst vor dem Fremden führt in die Katastrophe einer offenen Treibjagd.
Es ist ein hübsches Sinnbild für den McCarthyismus, der Kommunistenhatz, wenn die Regierung die Suche nach dem Fremden der Bevölkerung zur Aufgabe macht, aber kein Bild mitliefert (und auch keine Beschreibung!), so daß Angst und Unsicherheit allerorten herrscht. Die Medien putschen sinnfrei die Paranoia noch zusätzlich auf, der Verlobte der Heldin läßt trotz ihrer Drohung, sie damit zu verlieren, zugunsten des Entdeckerruhms und der Belohnung die Behörden auf den harmlosen Besucher, der alsbald waffenlos auf der Straße niedergeschossen wird.
Natürlich ist immer Hoffnung, und da Klaatu, der Besucher, den Michael Rennie mit Bedacht sehr akzentuiert und hintergründig spielt, eindeutig Christuszüge trägt (er wird erschossen und wieder zum Leben erweckt; der Name, den er annimmt, ist Carpenter (=Zimmermann) reist schlußendlich wieder zu den Sternen.
Die Schlußrede des Films gibt dem Werk einen neuen Drive, der Parallelen zur Menschheit setzt, wenn Klaatu angibt, seine eigene Rasse sei so aggressiv gewesen, daß sie die Roboter zur Kontrolle erschaffen hätten, welche sämtliche Konflikte im Keim ersticken und die Menschheit notfalls vernichten würden.
Ansonsten ist Wise Film relativ unspektakulär, außer der Landung und den Energiestrahlen des Roboters gibt es wenig FX zu sehen und auch das titelgebende „Stillstehen“ bedeutet nicht die Einstellung der Erdrotation, sondern die unerklärliche Abschaltung jeglicher Energie (abgesehen von lebenserhaltenden Geräten und Flugzeugen) auf dem ganzen Planeten. Aber Botschaft geht hier über Tricks und insofern wirkt der Film trotz seiner Dialoglastigkeit immer noch aktuell. (8/10)