Bei dem Mystery-Horror-Thriller „Altitude“ (2010) handelt es sich um die erste abendfüllende Regiearbeit des preisgekrönten „PSA“-, Videoclip- und Kurzfilmers Kaare Andrews, der sich im Vorfeld des Projekts (in entsprechenden Kreisen) allerdings maßgeblich als Autor und Zeichner diverser bekannter Comics (á la „the Incredible Hulk“ oder „Ultimate X-Men“) einen geachteten Namen erworben hatte. Inhaltlich wie stilistisch zahlreiche auf letzteres Tätigkeitsfeld zurückzuführende Einflüsse aufweisend, wird die Geschichte der frisch gebackenen Pilotin Sara (Jessica Lowndes) erzählt, welche im Kindesalter ihre Mutter bei einem Flugzeugabsturz verlor und aktuell nun unmittelbar davor steht, gemeinsam mit ihrem Freund Bruce (Landon Liboiron), Cousin Cory (Ryan Donowho), ihrer „BFF“ Mel (Julianna Guill) und deren Boyfriend Sal (Jake Weary) zu einem „Coldplay“-Konzert hin aufzubrechen – jedoch nicht in Form eines Road-Trips, wie sie es eigentlich ihrem Vater (Mike Dopud) berichtet hatte, sondern per gemietetem Kleinflieger. Unabhängig der Gegebenheit, dass die Stimmung an Bord nicht gerade ausgelassen anmutet, was u.a. daraus resultiert, dass die Gruppe keine unbedingt „eingeschworene Clique bzw. Einheit“ bildet, verlaufen die anfänglichen Minuten nach dem Start im Grunde aber völlig reibungslos – bis vor ihnen auf einmal eine düstere Schlechtwetterfront auftaucht und Sara diese (im Folgenden) zu überfliegen versucht, da sie noch keine Lizenz für die Durchführung eines Instrumentenflugs besitzt. Im Zuge dessen geschieht es allerdings, dass ein mechanischer Defekt das Höhenruder der Maschine blockiert, welche fortan stetig an Höhe gewinnt. Als zudem der Funkkontakt abreißt, die Anzeigen versagen und der Treibstoff in den Tanks nur noch für eine knappe Stunde reicht, wächst die (von ersten Hypoxie-Symptomen zusätzlich genährte) Anspannung unter den jungen Leuten kontinuierlich an: Kopfschmerzen, Wutausbrüche sowie Anflüge von Hysterie und Paranoia sind nur einige der zu verzeichnenden Auswirkungen. Je tiefer sie in den rätselhaften Sturm hinein dringen, desto deutlicher werden ihnen (zugleich) aber auch verschiedene „Merkwürdigkeiten“ der gesamten Situation bewusst – bis sie sich irgendwann schließlich (tatsächlich) eingestehen müssen, dass da draußen augenscheinlich „etwas Riesiges“ in der wolkigen Dunkelheit lauert, welches kreischende Laute von sich gibt, über zig Tentakel verfügt sowie ganz offensichtlich feindseliger Natur ist…
Die Eröffnung des Streifens vollzieht sich in Gestalt eines kurzen, in erster Linie den Tod von Sara´s Mom (Michelle Harrison) aufzeigenden Prologs, in welchem ein Kleinflugzeug (mit ihr am Steuer sowie einer anderen Familie als Passagiere) mitten in der Luft plötzlich mit einem entgegenkommenden Flieger kollidiert: Ein gelungener Einstieg, der aufmerksamen Zuschauern allerdings ein wenig zu klare Hinweise auf einen ausschlaggebenden Teil des Ausgangs der daran anknüpfenden Geschichte offeriert. Aber der Reihe nach: An einen geschmeidigen Übergang in die Gegenwart anschließend, werden dem Publikum erst einmal (aus dem Filmfluss heraus) die einzelnen Protagonisten „vorgestellt“ – womit die „Probleme am Gebotenen“ jedoch schon (relativ früh) beginnen, schlichtweg weil keiner einen durchgehend sympathischen Eindruck hervorruft, sich die Runde (erneut mal wieder) aus einer Ansammlung altbekannter Stereotypen zusammensetzt und man ihnen überdies jeweils noch ein bis zwei (jene „unvorteilhafte Impression“ nur noch kräftiger unterstreichende) Requisiten „mitgegeben“ hat. Corey zum Beispiel ist Bergsteiger und Musiker, weshalb er sowohl eine Gitarre als auch seine Kletterausrüstung bei sich führt – und außerdem (heimlich) auf Mel steht, die blond, sexy und lebensfroh ist sowie später mal Regie führen möchte, weswegen sie jetzt bereits alles und jeden mit ihrem Camcorder filmt. Aktuell sind sie und Sal ein Paar: Jener sieht passabel aus und ist Sportler (erkennbar an seiner „Letterman“-Jacke), benimmt sich aber ständig wie „der letzte Arsch“ – was nicht allein auf seinen starken Alkoholkonsum zurückzuführen ist (jip, er hat Bier im Gepäck). Es dauerte keine 10 Minuten, da habe ich ihm bereits einen grausamen (und möglichst baldigen) Tod gewünscht. Cory indes ist ein in sich gekehrter sensibler junger Mann, der unter Flugangst leidet, Comics schätzt und Sara liebt: Nur wegen ihr nimmt er überhaupt an dem Trip teil – „klammert“ in der Beziehung, ist reserviert, unruhig und scheint etwas zu verbergen. Sie dagegen erwidert seine Gefühle in der Form bzw. Intensität nicht – will sich daher auch im Rahmen eines in Kürze angedachten Umzugs nach Montreal von ihm trennen. Der Verlust ihrer Mutter belastet sie bis heute noch schwer: Das betreffende Trauma will sie mit dem Fliegen nun aber endlich verarbeiten und sich dadurch (simultan) auch gegenüber ihrem Dad beweisen. Sara ist im Prinzip ein klassisches „Final Girl“ – aufgrund des „Verhältnis-Stands“ zwischen ihr und Cory allerdings nicht ganz so „stromlinienförmig“ wie sonst meist üblich…
Losgelöst davon, dass die Rollen weder allzu originell noch reichhaltig gezeichnet wurden, werden sie seitens der gecasteten Akteure dennoch (den Vorgaben des Skripts entsprechend) solide verkörpert: Ryan Donowho (TV´s „the O.C.“), Landon Liboiron („Zombie Punch“) und Jake Weary (TV´s „As the World turns“) agieren jeweils okay – ebenso wie die beiden Schönheiten Jessica Lowndes („Autopsy“) und Julianna Guill („Friday the 13th“). Generell sind die charakterlichen Entwicklungen unterschiedlicher Persönlichkeiten unter dem Druck einer potentiell tödlichen Extremsituation, welche in diesem Fall ja zusätzlich sogar noch von diversen emotionalen und zwischenmenschlichen Konflikten, der beengten Umgebung sowie einigen „mysteriösen Einwirkungen“ angereichert wird, stets interessant mitzuverfolgen – unglücklicherweise verhindert im Vorliegenden jedoch (u.a.) die grobe individuelle Beschaffenheit der Figuren das Entstehen einer „ergiebigen Verbindung“ zum Betrachter: Von Anfang an sind sie einem mehr oder minder egal, vermag die Qualität der „ihnen zugeteilten“ Dialoge nur bedingt zufrieden zu stellen und kommen ihre Gefühle und Verhaltensweisen (wer wirklich was für wen empfindet, wem der Stress am meisten zusetzt etc.) nicht gerade arm an Klischees und Vorhersehbarkeiten daher. Speziell in diesem Bereich hat Drehbuch-Autor Paul Birkett („the Keeper“) eine Menge Potential verschenkt. Mit zunehmender Laufzeit werden die Verfehlungen der Vorlage immer deutlicher – wobei Logikschwächen und uninspirierte Einfälle nur die Spitze des betreffenden „Eisbergs“ markieren. Die Blockade des Höhenruders wird noch schlüssig dargelegt sowie das von wachsender Angst und Verzweiflung geprägte Szenario ersprießlich aufgebaut: Während die Maschine unaufhörlich steigt und ihre Instrumente versagen, erhitzen sich die Gemüter und scheitern erste Versuche, eine Verbesserung der Lage herbeizuführen – wie etwa per Abwerfen überschüssigen Ballasts durch eine zuvor geöffnete Luke. Einige verbale wie auch physische Auseinandersetzungen später entscheidet sich Cory schließlich dazu, das Problem „direkt“ anzugehen – draußen am Heck, mitten im Flug, nur von einem Seil gesichert: Eine Sequenz, die den beabsichtigten Effekt jedoch verfehlt – denn statt Hochspannung ruft sie eher Kopfschütteln hervor und raubt dem Werk schlagartig einen großen Teil seiner verbliebenen „Glaubwürdigkeit“. Unmittelbar darauf wandelt sich der präsentierte Stil dann allerdings auch „offiziell“ von einem Survival-Thriller hin zu einem fast schon klassisch gearteten Monster-Movie, als ein Leidtragender plötzlich von einem riesigen Tentakel ergriffen sowie in die stürmische Dunkelheit hinfort gerissen wird…
Jeder, der bestimmte Artikel zum Film gelesen, sich das Poster angeschaut oder den (an sich eh ungünstig viele Details preisgebenden) Trailer gesehen hat, weiß ja bereits, was dort in den Wolken lauert – nämlich ein schwebendes bzw. fliegendes „Kraken-Monster“, welches einen unweigerlich an H.P. Lovecraft´s „Cthulhu-Mythos“ erinnert und mit Hilfe anständiger F/X zudem auch relativ cool umgesetzt wurde. Nach einigen seltsamen Lauten und visuellen Andeutungen in der zweiten Hälfte bekommt man die Kreatur erst im Schlussakt „in voller Pracht“ zu Gesicht – worauf sich der Film von einem fast Kammerspiel-artigen Psycho-Thriller (á la „Frozen“ oder „Open Water“, gepaart mit ein wenig „Final Destination“) hin zu einem annähernd traditionellen Sci-Fi-Creature-Feature wandelt, das einem (in gewisser Weise) u.a. die beiden Stephen King Adaptionen „the Langoliers“ und „the Mist“ in den Sinn ruft. Die Erklärung, welche das Publikum zu guter Letzt für die ganze übernatürliche, geradezu „unwirklich“ anmutende Situation geboten erhält – sind sie nun abgestürzt und gestorben, befinden sie sich in einer Art Zwischenwelt, oder handelt es sich eventuell gar um ein geheimes Militär-Experiment? – bringt zwar alles „relativ sauber“ unter Dach&Fach, enttäuscht aber trotzdem, schlichtweg weil sie weder sonderlich kreativer noch unvorhersehbarer Natur ist. Der komplette Streifen erzeugt den Eindruck einer ausgedehnten „Tales from the Crypt“- oder „Twilight Zone“-Episode – was ja wiederum mit dem „Comic-Background“ des Regisseurs harmoniert, der früher auch mal Kurzgeschichten geschrieben hat. Das Problem ist nur, dass eine 90-minütige Laufzeit einfach zu lang für die erzählte Story ist – und sie obendrein ein klares Augenzwinkern vermissen lässt, was bei einer solchen Materie im Grunde aber absolut notwendig gewesen wäre. Immerhin weiß die Inszenierung zu überzeugen: Die Kamera-Arbeit Norm Lis („Beyond the Black Rainbow“), mit all ihren geschmeidigen Bewegung durch die Kabine sowie um die Maschine herum, ist gleichermaßen schick wie die gesamte Bildersprache an sich – einschließlich der gewählten Lichteffekte, Farben und Perspektiven. Stimmig werden die Geschehnisse von der Soundkulisse und dem Score Jeff Tymoschuks („Below Zero“) unterstrichen, das Tempo ist straff und einige Set-Pieces kommen „ordentlich dramatisch“ daher. Darüber hinaus ist es Andrews prima geglückt, sowohl ein Gefühl von Isolation in den Weiten des Himmels als auch (parallel dazu) eins klaustrophobischer Enge im Innern des Flugzeugs zu erzeugen. Gerade unter Berücksichtigung dieser Punkte vermag der Film – verschiedenen evidenten Schwächen zum Trotz – dem geneigten Zuschauer „dennoch“ eine halbwegs brauchbare Form von Unterhaltung zu offerieren…
Fazit: „Altitude“ ist eine ambitionierte kleine Genre-Produktion, die ebenso handwerklich kompetent wie optisch ansprechend umgesetzt wurde und über ein wirklich verheißungsvolles Konzept verfügt, das aber besser als Kurzfilm oder Episode einer Anthology (á la „Masters of Horror“) realisiert worden wäre – u.a. da man auf jenem Wege (z.B.) die Zahl der Streitereien zwischen den überwiegend schlichten und unsympathischen Figuren (einträglich und leicht) zugunsten einer Konzentration auf die „wesentlichen Kernaspekte der Handlung“ (wie die Auswirkungen etlicher psychologischer Belastungen auf die Protagonisten oder ihr verzweifelter Kampf ums Überleben im Angesicht einer geradezu unfassbaren Bedrohung) hätte reduzieren können...
„5 von 10“