Nachdem "SAW VI" zwar keinen finanziellen Flop darstellte, die Zuschauerzahlen aber im Vergleich zu allen vorherigen Teilen massiv eingebrochen waren, entschloss sich das produzierende Lions Gate Studio, mit einem letzten, alle offenen Fragen beantwortenden finalen Paukenschlag das erfolgreichste Horror-Franchise der Filmgeschichte mit dem Untertitel "Vollendung" und in 3 D abzuschliessen.
Von Beginn an war klar, dass das innovative Konzept des Ur-"SAW" spätestens mit dem dritten Teil erschöpft war. Der Unterhaltungswert der Reihe beschränkte sich - ähnlich wie bei der "Final Destination"-Reihe - auf den Reiz, Menschen auf möglichst blutige und bizarre Weise zu töten, wobei vor allem bei "SAW" der Einfallsreichtum der Drehbuchautoren unerschöpflich zu sein schien.
Zwar entbehrte manches Szenario jeglicher Logik, doch die teilweise antiken Folter-Instrumente sorgten für knackende Knochen, literweise Blut und Innereien. Das war es, was das Publikum sehen wollte, und solange die Zensur dem Treiben der Regisseure keinen Riegel vorschob, wurde der Splattergehalt in den einzelnen Teilen immer weiter angehoben.
Galt lange Teil III als der härteste der Reihe, so hat zumindest in dieser Hinsicht das Finale den ultimativen Höhepunkt erreicht.
Ein Lucio Fulci hätte sicherlich seine helle Freude daran gehabt, wenn seine "Holzsplitter"-Szene aus "Woodoo" bei "SAW VII" - leicht abgewandelt - seine Verwendung gefunden hätte. Und so bietet der letzte Teil dann auch reihenweise blutig inszenierte Hinrichtungen, bei denen eine Strangulation oder das primitive Durchschneiden diverser Kehlen noch zu den "uninteressantesten" Darstellungen graphischer Gewalt zählen. Davon abgesehen wird gevierteilt, zerquetscht und ausgeweidet wie in keinem anderen Teil zuvor.
"SAW" war noch ein Kammerspiel, der Hauptteil der Handlung spielte in einem dreckigen Toilettenraum, "SAW II" verlagerte die Handlung bereits auf ein komplettes Haus, ab "SAW III" galt es, die Hauptdarsteller innerhalb eines riesigen Parcours mit den Todesfallen zu konfrontieren und über Leben und Tod zu entscheiden.
Dieser Linie bleibt auch das Finale konsequent treu, wobei zumindest die Eröffnungssequenz hier dem Geschehen neue Impulse verleihen soll: erstmals wurde diese auf einem öffentlichen Platz ausgetragen, wobei hunderte Menschen Zuschauer von Jigsaws blutiger Leere über den Sinn des Lebens wurden.
Der Sinn dieses Schauplatzes wird allerdings nicht weiter erläutert, auch haben die ersten drei Jigsaw-Opfer dieses Teils nichts mehr mit dem Rest des Films zu tun.
Doch von da an verläuft der Rest der Handlung in gewohnten Bahnen und ein neuer Spielpartner durchläuft den gewohnten Parcours, muss Aufgaben lösen und Todesfallen bestehen. Nichts neues im Universum von Jigsaw, was der Zuschauer auch an den Todesfallen erkennt. Diese sind zwar zahlreich vertreten - teilweise werden Jigsaws Opfer im Minutentakt auseinander genommen - doch der Einfallsreichtum der Autoren Melton und Dunston war wohl doch nicht so unerschöpflich wie angenommen, denn die meisten Fallen sorgen nicht nur für zerquetschte Körper und ausgetretene Eingeweide, sondern auch für ein Deja-Vu - alles schon einmal dagewesen.
Dafür ist das ganze perverse Treiben im Vergleich zu den Vorgängern mit deutlich mehr Tempo voran getrieben worden. Leerlauf gibt es so gut wie kaum, nach 81 Minuten reiner Laufzeit ist Jigsaws Werk dann auch vollendet. Oder doch nicht? Windige Produzenten lassen sich immer ein Hintertürchen offen und somit werden zwar alte Fragen beantwortet, aber es gibt auch genug Raum für neue Fragen und Spekulationen und die wollen dorch irgendwann beantwortet werden, nicht wahr?
Mit "SAW VII" ist das Werk zwar vollendet, aber Jigsaw auch vollends entmystiphiziert. Sein Nachfolger - Costas Mandylor wunderbar böse als Detective Hoffman - hat nichts mehr mit der Aura John Kramers gemeinsam. Seine Spiele dienen der Befriedigung der eigenen Tötungslust und so schlitzt er sich durch das letzte Drittel, dass der Film schon teilweise zum gewöhnlichen Slasher verkommt.
Die Auflösung des (fast) kompletten Jigsaw-Puzzles und die des Schicksals von Dr. Gordon - jenem Opfer des ersten Teils - sind dann auch die Momente des Films, die an die Stärken des Ur-"SAW" erinnern. "Back The Roots" - Zurück zu den Anfängen - dieses Motto trifft in doppelter Hinsicht zu. Aber ein endgültiger Abschluss der Reihe sieht anders aus. Vielleicht lest Ihr nach einer kreativen Pause der Autoren in 3 Jahren mein Review zu "SAW VIII"?