Review
von Leimbacher-Mario
Und es hat Klick gemacht!
Manchmal ist man für einen Film (oder ein Buch, oder ein Videospiel, oder ein Bild...) einfach noch nicht reif. Und, ohne dem Humor seine extreme Subjektivität absprechen zu wollen, würde ich fast wetten, dass die meisten „The Big Lebowski“-Nicht-Möger und -Niedrigbewerter ihn mit der Zeit und weiteren Sichtungen lieben lernen. Denn kaum ein Film reift mehr als dieses Coen-Meisterwerk! Ich kann mich nur wiederholen: gebt ihm noch ein Chance. Und noch eine. Und in paar Jahren vielleicht noch eine. Der Zeitpunkt, das Gefühl, die Stimmung muss passen. Ihr werdet sehen, was ich meine und dankbar sein. Geschmack und Filmverständnis (und sogar Humor!) verändern sich - und dieser quirlige Noir-Comedy-Trip durch den sich windenden, grummelnden, lachenden Unterbauch von Los Angeles wird es euch beweisen und reichlich entlohnen! Es gibt vielleicht keinen Film, der zitierbarer ist und mehr Wiederspielwert besitzt. Das ist keine Übertreibung, kein Hype, nicht allzu persönlich. Das werdet ihr merken und immer neue Facetten entdecken. Details die den Unterschied machen. Figuren, denen man super gerne zusieht. Ein Soundtrack der rockt. Und zwei Regiegiganten, die hiermit wohl endlich ihren Stil und ihre Markenzeichen gefunden hatten. Trotz ihres immensen Facettenreichtums. Die Coens bleiben die Coens. Unkopierbar!
Die Handlung ist komplex und zugleich kaum der Rede wert: der notorische Hänger und leidenschaftliche Bowler Jeffrey Lebowski wird in eine krude Entführungsstory gezogen - inklusive abgeschnittener kleiner Zehen, angepinkelter Teppiche und deutschen Techno-Nihilisten (!), nur um mir mal ein paar Highlights herauszupicken. „The Big Lebowski“ bietet aber viel zu viele Höhepunkte, um da Lieblingsstellen oder favorisierte Figuren in Stein zu meißeln. Ich wiederhole mich, aber: man findet halt jedes Mal neue Kleinigkeiten, Motive und Zusammenhänge, die man sofort ins Herz schließt und bei denen man sich wirklich fragt, warum man die zuvor nicht derart geschätzt hat. „The Big Lebowski“ ist ein absolutes Original und nicht nachzuahmen. Ein Versuch ist schon strafbar. Und nicht umsonst wurde der „Dude“ mittlerweile zur Religion erhoben. Diese chillige Hatz durch die Stadt der Engel, vorbei an schmierigen Pornoproduzenten und übereifrigen Feministinnen, ist etwas ganz, ganz, ganz Besonderes. Und ich könnte mir das abstruse Ding jeden Monat angucken, ohne dass es langweilig würde. Ganz im Gegenteil. Verspielt, lässig, die Coens voll in ihrem Element. Unberechenbar, ehrlich und eine gute Zeit mit Freunden. Denn genau das sind von Jesus bis Donny mittlerweile für mich. Und das schafft kaum ein anderer Film auf diesem Planeten. Danke dafür an die zwei Schlitzohren mit Namen Coen! Keine Liebe auf den ersten Blick. Dafür dann aber lebenslänglich und umso beständiger.
Fazit: liebt ihn oder hasst ihn - aber im Endeffekt, Leute, ist es nur eure Meinung... „The Big Lebowski“ ist Coen-Meisterwerk und Noir-Satire, wiederguckbarste Komödie überhaupt und Zitatfeuerwerk. Aber vor allem: man verbringt mit den Figuren einfach liebend gerne Zeit! Die Rolle des Lebens für Jeff Bridges. Macht die Welt ein Stück besser. Und das mit „Nichtstun“. Ehrenmann würde man heute wohl sagen... Legende!