Vor dem Gefängnis...12.03.2011
Wesley Snipes gehört ja auch zu den alten Helden meiner Jugend, kampfsportgestählt, mimisch doch recht begabt, mit einer wunderbaren Filmhistorie. Aber auch Snipes konnte mit seinem Ruhm nicht umgehen, weniger indes noch mit Geld, und daher ist dieser Film nun vorerst der letzte mit ihm, denn Snipes sitzt wegen Steuerhinterziehung im Knast. Schade, daß man ihm keine Geschichte wie Lock Up spendiert hat, das wäre eine gewisse, wenig subtile Ironie gewesen. Zuletzt sahen wir Snipes noch in einer Nebenrolle bei Brooklyn's Finest, und man hatte sich schon auf ein häufigeres Wiedersehen gefreut, aber daraus wird jetzt erst einmal nichts werden. Leider ist es aber auch so, daß der hier besprochene aktuelle Film an Snipes' finanziellen Problemen nicht viel ändern wird, denn ich bezweifle sehr, daß sich ein breites Publikum von der hier huschhusch abgedrehten Standardware begeistern lassen wird.
Snipes gibt den CIA - Spezialagenten Marcus, der sich undercover bei einem Waffengroßhändler einschleust und eine zeitlang als dessen Bodyguard fungiert. Kurz bevor es zum finalen Zugriff durch die CIA-Kollegen kommen soll, erleidet der Gangster einen Herzinfarkt. Dumm gelaufen, viel dümmer aber noch, daß die Agenten ein ganz eigenes Süppchen kochen, mit dem Ziel, den Gangster und seinen Kontaktmann aus der Finanzwelt um viel Geld zu erleichtern. Man ahnte es bereits, aber die CIA zahlt offensichtlich seine Angestellten nicht sehr gut...Marcus stellt sich nun seinen Kollegen in den Weg, denn er ist loyal gegenüber seiner Agentur und schafft es im Alleingang, nach Manier von Stirb langsam, die Pläne der Kollegen zu vereiteln - endgültig. Dabei beschränkt sich das Geschehen auf zwei Schauplätze - Krankenhaus und Firmengebäude, da sieht man das geringe Budget, trotz Drehort Detroit.
Und die fehlenden Moneten merkt man auch beim Personal, denn die Gegnerschar ist überschaubar klein. Das stört in Verbindung mit den wenigen Drehorten, denn so kommt selten Spannung auf. Die Action beschränkt sich auf Mann-gegen-Mann Gefechte, schön einer nach dem anderen. Dabei freut den Betrachter die Übersichtlichkeit der Keilerei, wenngleich Snipes mit seinen Gedanken wohl manchmal schon im Gefängnis weilt, denn anders kann man sich seinen gelangweilten, stoischen Gesichtsausdruck kaum erklären. Der Härtegrad ist stets recht ordentlich, die Lücken im Drehbuch aber leider recht groß, und irgendwie wird man das Gefühl, einer Dutzendware beizuwohnen, nicht los...zumal die ersten Minuten in einer Kirche den Film als Rückblende darstellen und so jegliche Spannung ad hoc nehmen. Da Durchschnitt mich selten begeistert, kann ich auch Snipes' letztem Gefecht nichts anderes geben als 6/10.