Review

Der Teufel leistet Überzeugungsarbeit

Diesen Horror-Oktober gab es bei mir so viele Exorzismus-Filme, da musste irgendwann "Der letzte Exorzismus" her. Ein Found Footage-Grusler, der weitaus weniger nach Formel E wie Exorzismus arbeitet, als man meinen könnte. Seine kurze Laufzeit nutzt er ohne Längen & erzählt geschickt von einem Prediger, der mehr Showman als Mann Gottes ist & mit seiner TV-Crew nun endgültig beweisen will, wie leichtgläubig die angeblich besessenen Familien sind & das Dämonen oder Satan persönlich eher selten bis nie in die armen Opfer fahren. So ist die komplette erste Hälfte recht realistisch, lustig & mit einem gehörigen Augenzwinkern auf das Subgenre aus Sicht von uns zweifelnden Zuschauern geschildert... bis die Grenzen zwischen Show & Unerklärlichem verschwimmen und die überhebliche Crew doch schneller ihren Schöpfer finden (sollte), als ihnen lieb ist.

Bei der langen Einführung ohne wirkliche Dämonen, bei den unbekannten Darstellern oder dem schon tausendfach erlebten Thema, könnte man meinen, dass der Film anstrengend oder zäh wirken kann. Doch das war bei mir überhaupt nicht der Fall. Der Mix aus Grusel & Humor, Show & Wahrheit, Unschuld & Härte, Wissenschaft & Glaube, ist überraschend kurzweilig & effizient. Es wurden schon viele Faker eines Besseren belehrt, doch selten machte es so Spaß dabei zuzusehen. Selbst wenn das Finale in Teilen vorhersehbar ist & arg abhakt wirkt, ist der Schock & seine Unausweichlichkeit trotzdem befriedigend genug für einen kleinen Fast-Indie-Grusler. Das Gezeigte hat einen Kern, den man sich durchaus vorstellen kann & dadurch schaukelt sich die Atmosphäre gut hoch. 

Bemerkenswert ist außerdem das Schauspiel des besessenen Mädchens, welches im Zusammenspiel mit ein paar wenigen starken Effekten, einen gerne genommenen Schauer über den Rücken jagen kann. Die leichtgläubige, empfängliche Südstaaten-Atmosphäre & die realistische Herangehensweise bzw. unser, lange Zeit durchgezogener Standpunkt, liefern den Rest. Wer sich also nicht vom eigentlich schon längst ausgetriebenen Thema oder der oft nervigen Wackelkamera verscheuchen lässt, der darf dieser abwechslungsreichen Sitzung gerne beiwohnen. Einen Wiederguckwert suche ich jedoch vergebens - doch als einmaliger Halloween-Snack, der ausgewogen Süßes & Saures mixt, taugt er hervorragend!

Fazit: netter Twist auf das Exorzismus-Subgenre & einer der besseren Filme mit Wackelkamera - kurzweilig, wenn auch schnell vergessen & erst zu spät aufdrehend.

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