Einen Tag nach The Rite habe ich mir Der letzte Exorzismus angesehen. Unterschiedlicher könnte die Herangehensweise an dieses Genre kaum sein. Und trotzdem komme ich bei beiden Filmen zu einem ähnlichen Urteil - sie scheitern: Beiden fehlt die klare Eigenständigkeit. Versucht sich The Rite durchaus von The Exorcist abzusetzen, gelingt ihm dies kaum. Versucht Der letzte Exorzimus sich und dem Zuschauer eine neue Sicht auf das Thema aufzudrücken, gelingt ihm dies nicht.
Dabei ist der Ansatz in Der letzte Exorzismus cool. Hier steht nicht der Zweifler, sondern der Blender am Anfang der Geschichte um die Auseinandersetzung mit dem Teufel und natürlich mit Gott. Es hatte mich überrascht, wie selbstverständlich Reverend Marcus mit seiner Scheinheiligkeit prahlt und damit die Kirche auf die Schippe nimmt. So sarkastisch das Ganze sein mag, sympathisch wurde er mir dadurch nicht, auch wenn die Figur versucht, smart zu sein. Aber irgendwann beginnt auch Marcus zu zweifeln, nämlich dann, wenn er merkt, dass an dem religiösen Gehabe doch etwas Wahres dran sein mag. Auch dramaturgisch versucht das Drehbuch einige falsche Fährten zu legen und dies sorgt durchaus für Spannung. Aber wahre Suspense kommt leider nicht auf, und dies ist wesentlich für einen gelungenen Horrorfilm. Zu vorhersehbar ist die Inszenierung des Horrors, zu deplatziert ist der Score im dokumentarisch angelegten Film.
Zudem nervte mich die Blair-Witch-Projekt-Atmosphäre, die schon beim Original nur bedingt funktionierte - und für mich war deshalb auch ein Teil der Spannung bereits im ersten Teil verpufft. Als dann noch der Bruder des besessenen Mädchens auftaucht, habe ich mich irgendwie an Kinder des Zorns erinnert gefühlt, ähnlich wie am Ende von Der letzte Exorzismus. Zwischendrin wackelt die Kamera ununterbrochen, versucht Authentizität zu erzeugen und dokumentarisch zu wirken. Dass dies funktionieren kann, zeigte REC. Dass dies aber alleine mit einer zittrigen Hand nicht zu erreichen ist, sondern von Kamermann und Cutter viel Können verlangt, zeigt Der letzte Exorzismus, nach dem Motto: gewollt aber nicht gekonnt. Und so wirkte auf mich der gesamte Film. Hätte ein erfahrener oder kreativer Regisseur die Geschichte ümgesetzt, wäre Der letzte Exorzismus ein toller und spannender Film geworden. So aber geben einem die Kamera und das Drehbuch das Gefühl, zwischen genretypischen Elementen und innovativer Idee hin und her zu schlingern. Und das Ende ist typisch für diesen Film, denn auch hier wird ein durchaus interessanter Ansatz einfach für ein bisserl Spannung und nicht gezeigtes Gore verschleudert. Und die durchaus an ein Drama erinnernden Elemente - etwa die Alkoholsucht des Vaters - laufen dann endgültig ins Leere.
Fazit: Übrig bleibt bei mir das Gefühl, einer guten Idee beigewohnt zu haben, deren Würze mir aber vorenthalten wurde, weil ein schlechter Koch am Herd stand. Oder zwei Köche, die die Suppe versalzen haben. Eigentlich gehören die Macher des Films selbst auf den Herd gesetzt, bis sie die Suppe ausgelöffelt haben und erkennen, dass sie mit diesem Film nur ihr Talent bewiesen haben, Geld und die Chance auf einen interessanten Genrebeitrag zu verbraten. Wirklich sehr ärgerlich. Manchmal ist weniger eben doch mehr. 3/10