Der weit gereiste Prediger Cotton Marcus wird von Schuldgefühlen geplagt. Seine Teufelsaustreibungen sind reine Illusion, doch seine bibeltreuen Anhänger glauben an ihn und zahlen gut für seine Arbeit. Bei einem letzten Exorzismus will er den Schwindel durch ein Fernsehteam aufdecken lassen. Die Mission führt sie in den Süden der USA, wo die Farmerstochter Nell vom Teufel besessen zu sein scheint. Die Show beginnt, doch nicht wie Marcus geplant hatte. Eine dunkle Macht offenbart sich Marcus und ihm muss schnell etwas einfallen, um Nell, sein Team und sich selbst vor diesem Dämon zu retten.
Der in Hamburg geborene Regisseur Daniel Stamm hat mit diesem Film eine recht gelungene Kombination aus mehreren bekannten Werken des Horror-Genres kreiert, die sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird, aber auf jeden Fall sehr interessant anzusehen ist. Man nehme einige Anlehnungen an "Der Exorzist", eine Prise "Rosemary's Baby" und füge dann noch den dokumentarischen Drehstil von "[REC]" hinzu und schon ist man bei "der letzte Exorzismus angelangt. So entsteht beim Zuschauer von der ersten Minute an der Eindruck das man sich hier in einer Live-Reportage befindet, in der ein wenig gläubiger Reverend der Öffentlichkeit aufzeigen will, das es sich bei einem Exorzismus um nichts anderes als einen riesengroßen Betrug handelt. Meiner Meinung nach ist es der Geschichte hoch anzurechnen, das zu keiner Zeit das Gefühl entsteht, das es sich um einen Spielfilm handelt, denn so erscheint das gesamte Geschehen doch extrem glaubhaft und authentisch, wodurch man wirklich tief in die Ereignisse involviert wird und so jederzeit an eine gerade stattfindende Geschichte erinnert wird. Und so bekommt der Spruch "Mittendrin statt nur dabei" eine ganz neue Bewandnis, zieht einen das dargestellte Szenario doch phasenweise in eine Art Strudel, aus dem man nicht mehr entkommen kann.
Die von der Story ausgehende Authenzität ist ganz bestimmt auch in den gut agierenden Darstellern begründet, die allesamt einen wirklich überzeugenden Job abliefern. In erster Linie tritt hierbei der Haupt-Charakter des Reverend Cotton Marcus (Patrick Fabian) in den Vordergrund, denn obwohl der gute Mann ja selbst nicht an das glaubt was er seinen Schäfchen predigt, besitzt er eine so große charismatische Ausstrahlung, das man selbst als Zuschauer zum Gläubigen werden könnte. Fabian scheint diese Rolle wie auf den Leib geschneidert und so kann er auch äusserst schnel ziemlich viele Symphatiepunkte beim Betrachter sammeln, der den wortgewandten Hochstapler sehr schnell in sein Herz schließt. Doch auch die anderen Akteure wissen durch ihr Schauspiel durchaus zu überzeugen und tragen so nicht unwesentlich zum insgesamt sehr positiven Gesamteindruck bei, den dieser Film hinterlässt.
Nun sollte man sich allerdings nicht von der hohen Alterseinstufung beeinflussen oder irritieren lassen, denn das Geschehen beinhaltet eigentlich keinerlei explizite Gewaltdarstellungen, so das eine 16er Freigabe wohl vollkommen angemessen gewesen wäre. Sicherlich gibt es ein wenig Blut und einige Andeutungen von Härte zu beobachten, jedoch halten sich diese Passagen in einem sehr überschaubaren Rahmen. Insbesondere die erste Filmhälfte gestaltet sich dabei als härtefreie Zone, in der Hauptsache wird dem Zuschauer eine etwas intensivere Charakterzeichnung der Hauptfigur Marcus geboten, was aber keinesfalls uninteressant oder gar langweilig in Szene gesetzt wurde. Zudem wird man mit den Tricks konfrontiert die der Reverend bei seinem "Exorzismus" anwendet, um gläubige Menschen hinters Licht zu führen und dieser Einblick in die kirchliche Trickkiste ist dabei äusserst interessant. Man kann wirklich kaum glauben, mit welch banalen Methoden man eine so große Überzeugungskraft an den Tag legen kann, wie es in vorliegender Geschichte der Fall ist.
Ist die erste Hälfte dieses Werkes also noch als recht amusant anzusehen, so ändert sich das im zweiten Teil doch schlagartig, als der Plot eine nicht unbedingt vorherzusehende Wendung einschlägt und in erster Linie mit einem richtig bösem Finale aufwartet. Auf einmal wird aus der fast witzigen Grundstimmung eine äusserst dichte und sehr bedrohliche Atmosphäre, die sich mit zunehmender Laufzeit immer stärker verdichtet und dabei sehr unheilvolle Züge zum Vorschein bringt, die auch für so einige Gänsehaut-Momente sorgen. Die gegebene Situation hat schlagartig gar nichts Witziges mehr an sich und verwandelt sich zu einem wahren Horror-Szenario, dessen absoluten Höhepunkt das nicht vorhersehbare Finale darstellt, das einem sichtlich auf den Magen schlagen kann. Das hier bei den vorhandenen Erklärungsversuchen des Ganzen eventuell einige Logiklöcher vorhanden sind fällt dabei gar nicht einmal besonders schwer ins Gewicht, da ein äusserst straffer Spannungsbogen zum Tragen kommt, durch den einem die eventuellen Defizite im ersten Moment gar nicht einmal auffallen. Betrachtet man "Der letzte Exorzismus" als Gesamtpaket, dann handelt es sich um einen durchaus gelungenen Film der mit einigen kleinen Schwächen aufwartet aber in seiner Gesamtheit einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Insbesondere die beiden atmosphärisch vollkommen unterschiedlichen Filmhälften haben mir persönlich gut gefallen, denn der totale Umschwung aus einer zu Beginn eher beschwingten Stimmung zu einer wirklich bedrohlichen zweiten Hälfte ist ein sehr gelungener Kontrast, der für ein insgesamt gelungenes Filmerlebnis sorgt.
Fazit:
Auch wenn "Der letzte Exorzismus" ganz bestimmt nicht jeden Geschmack treffen wird, so dürften zumindest die Freunde dokumentarisch gedrehter Spielfilme voll auf ihre Kosten kommen. Ein immer interessanter werdender Story-Plot, gute Darsteller und ein vor allem in der zweiten Hälfte exzellenter Spannungsbogen reichen hierbei jederzeit aus, um eine klare Empfehlung für diesen Film auszusprechen.
7/10