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Liesse sich das Leben in einer Farbe charakterisieren, so würde die Antwort im Falle Seymour "Sy" Parrish (Robin Williams) mit "grau, einfach nur grau" beantwortet werden. Sy, ein Mann von fortgeschrittenem Alter, arbeitet Tag für Tag im Photobereich einer großen Supermarktkette. So farblos und steril wie sein Arbeitsplatz ist auch Sys Leben: Keine sozialen Kontakte, stets unauffällige Kleidung und doch immer zu allem und jedem freunlich.
Die Leere seinen Lebens kompensiert Sy mit den Fotos seiner Kunden, von denen er sich heimlich Abzüge erstellt. Als dies seinem Chef auffällt und dieser Sy die Kündigung ausspricht, bricht für diesen die Welt zusammen und in seiner Verzweifelung droht aus dem Biedermann ein Psychopath zu werden...

Regisseur Mark Romanek gelang mit "One Hour Foto" ein ruhiges aber nichtsdestotrotz enorm fesselndes Psychodrama mit Thrillerelementen, welches sich in erfrischender Weise vom sonst üblichen effektbeladenen Hollywood-Einheitsbrei absetzt. Neben einer sehr routinierten und intensiven Erzählweise ist das Gelingen von "One Hour Foto" primär Robin Williams zuzuschreiben, der hier eine wirklich beeindruckende, fast schon unheimlich realiotische Performance abliefert. WIlliams ist nicht nur Sy, er lebt ihn - beeindruckend! Konnte ich Williams bis dato eher wenig abgewinnen, so hat er sich mit "One Hour Photo" bei mir vollkommen rehabilitiert!
Doch auch die schauspielerischen Leistungen der übrigen Darsteller sind ansehlich ausgefallen, wenn gleich ihre Charaktere trotz klarer Verankerung im Filmkonzept mitunter etwas sehr klischeehaft ausgefallen sind und nicht wirklich wichtig für die Filmhandlung sind.

Tragisch, komisch und spannend zugleich, Sys groteskes Leben fasziniert: "One Hour Photo" ist ein absolut sehenswertes, technisch sauber umgesetztes und durchaus innovatives Klein-Od des modernen Kinos. Für Fans fetziger Effektunterhaltung jedoch ungeeignet...

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