Review

Von ungefähr Mitte der 00er bis Anfang der 10er - Jahre gab es eine Welle harter und blutiger Horrorfilme, die vor allem von den USA und Frankreich ausging, aber auch vor Asien nicht Halt machte. So kam es zu einem Revival der berüchtigten Cat 3 - Filme, die in den 1990er Jahren ihren Höhepunkt hatten. Filme wie GrotesqueMeat Grinder und Dream Home kamen auf den Markt und erlangten internationale Aufmerksamkeit. 

Thematischer Aufhänger von Dream Home sind die steigenden Immobilienpreise in Hongkong um das Jahr 2007 herum. Und es ist eben dies - ein Aufhänger, nicht mehr und nicht weniger. Tiefgründige politische Kritik am Wirtschaftssystem oder ähnliches braucht man hier nicht zu erwarten, auch wenn zwischendurch mal ein Plakat zu sehen ist, auf dem "Die Regierung arbeitet mit den Triaden zusammen" geschrieben steht. 
Der Regisseur selbst bezeichnet seinen Film als Satire. Es ist in jedem Fall genauso wenig eine sozialkritische Studie, wie es auf einer wahren Begebenheit beruht, was eine Texteinblendung im Intro suggeriert. 
Pang Ho-Cheung gab auf Nachfrage zu, dass die einzige wahre Begebenheit dieses Films die Immobilienkrise ist. 

Kernstück der Handlung sind die Ereignisse der Nacht vom 30.10.2007 in einem Wohnkomplex am Victoria Bay. Dort schleicht sich ein Killer ein, der mehrere Mieter und deren Gäste umbringt. 
Gleich zu Beginn wird der Sicherheitsmann des Gebäudes getötet, um an die Aufnahmen der Überwachungskameras zu gelangen. Die ausgewalzte Brutalität dieser Szene stimmt uns sofort auf das ein, was im Laufe der Geschichte noch folgen wird. Die Morde sind drastisch und einfallsreich inszeniert. Einige Gewaltakte mögen übertrieben bis unrealistisch dargestellt sein, doch sie wirken trotzdem glaubhaft, vor allem wegen der großteils gelungenen Effekte, und weil der Killer selbst nicht unbesiegbar erscheint. Auch machen die Darsteller einen anständigen Job. 
Der Wechsel der Hauptfigur zwischen vermeintlicher Harmlosigkeit und eiskalter Grausamkeit wird von Josie Ho gekonnt umgesetzt. Besonders deutlich zeigen sich diese Charakterzüge in dem Moment, als direkt zwischen zwei Morden noch ein lockeres Telefonat geführt wird. In der ersten Hälfte des Films herrscht pure Eiseskälte, in der zweiten Hälfte werden die Gewalttaten mit humoristischen Spitzen etwas aufgelockert. 

Wer der Täter ist, wird bereits nach 20 Minuten enthüllt, was sich aufgrund des Aufbaus der Geschichte kaum vermeiden ließ. Die Geschehnisse der Mordnacht werden regelmäßig durch Rückblenden unterbrochen, welche die Vorgeschichte und Motivation des Killers sukzessive beleuchten. Das ist eine gewöhnungsbedürftige Erzählstruktur, denn obwohl der Plot recht dünn ist, wirken die vielen Zeitsprünge chaotisch und verwirrend. Es gibt Rückblenden innerhalb der Rückblenden, die zeitliche Abfolge switcht hin und her, mal mit und mal ohne Jahresangabe. Andererseits wird durch den daraus resultierenden Tempowechsel eine Übersättigung mit den Gewaltszenen verhindert. Der Spannungsbogen beruht also nicht auf dem Whodunnit - Prinzip, sondern auf Why-did-it-happen, was allerdings nur mäßig gelingt, da man relativ schnell dahinterkommt, welches Motiv die Verbrechen haben.      
           
Im Grunde haben wir es hier mit einem kompromisslosen Slasherfilm zu tun, wenngleich es sich nicht um einen reinen Gewaltporno handelt, da die kontextualisierenden Passagen wie ein herkömmliches Drama inszeniert sind. Dieser Stilbruch ist eine asiatische Spezialität: der Stilbruch wird zum Stilmittel, um durch den daraus entstehenden Kontrast von Normalität und Extremität die innere Ambivalenz der Hauptfigur darzustellen. Der Gegensatz von gesellschaftlichem Schein und Wirklichkeit kulminiert im Ausbruch niederer Instinkte.    

Insgesamt gehört Dream Home zu den besseren Vertretern der zweiten Welle von Cat 3 - Filmen, den man Horrorfans empfehlen kann, die Lust auf einen harten und etwas anderen Slasherstreifen haben. 

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