Review

Eigenes Wohneigentum zu haben ist der Traum vieler Menschen. Gerade in einer urbanen Metropole wie Hongkong verspricht eine eigene Wohnung, ein Ort des Friedens und der Ruhe zu sein. Diesen Wunsch hegt auch die umtriebige Cheng Li-sheung, die sich nach langen finanziellen Entbehrungen endlich eine eigene Wohnung kaufen möchte. Eine unbeschwerte Zukunft scheint zum Greifen nahe. Als jedoch der Verkaufsdeal platzt, schwindet der Traum von Cheng Li-sheung und sie sieht nur noch eine Möglichkeit, um sich eine Zukunft in ihrer Traumwohnung zu sichern. Alle potenziellen Hindernisse müssen aus dem Weg geräumt werden und sei es unter Anwendung brutalster Gewalt.


Hart und absolut schockierend

Diesen Eindruck hinterlässt "Dream Home" allein schon in der um fast vier Minuten geschnittenen deutschen DVD, die trotz einiger offensichtlicher Schnitte einen sehr derben und brutalen Eindruck hinterlässt. Dabei erzählt Regisseur Ho-Cheung Pang seine Geschichte in einem größtenteils ruhigen Stil, der von kraftvollen und streckenweise extrem brutalen Bildern begleitet wird, die beim Zuschauer schon eine äusserst intensive und schockierende Wirkung hinterlassen. Angeblich auf einer wahren Begebenheit beruhend handelt es sich um die Story von der jungen Cheng Li-sheung, dessen größter Traum es schon im Kindesalter war, einmal eine eigene Wohnung zu besitzen. Dieser Traum wird einem dabei nicht nur in der Gegenwart präsentiert, es gibt auch immer wieder zeitliche Rückblenden in die Kindheit der jungen Frau, die einem auch die Entstehung dieses Traumes sehr nahe bringen. Hauptsächlich spielt sich das Geschehen allerdings in der Gegenwart ab und ziemlich schnell steht es auch für den Betrachter ausser Frage, das mittlerweile aus einem sehnlichen Wunsch eine Art Besessenheit geworden ist, die mit der Zeit vollkommen ausser Kontrolle gerät und dabei eine nicht für möglich gehaltene Gewaltspirale auslöst, die durch nichts mehr aufzuhalten ist.

Ho Cheung-Pang ist es ganz vortrefflich gelungen, eine extrem intensive Mixtur aus sozialkritischem Drama mit den Elementen des Slashers zu verbinden, was sein Werk auf eine Art und Weise ziemlich einzigartig macht. Die einerseits eher ruhige-und fast schon bedächtige Erzählweise der Geschichte hat in manchen Passagen eine schon fast einlullende Wirkung, die aber immer wieder von äusserst brutalen Momenten unterbrochen wird, die den Zuschauer mit einer ungeheuren Wucht mitten in die Innereien treffen. Cheng Li ist nämlich im wahrsten Sinne des Wortes jedes Mittel recht, um nach etlichen Entbehrungen und Problemen doch noch in den Besitz ihrer heissgeliebten Wohnung zu gelangen. Um dieses Ziel zu verwirklichen geht sie sogar über Leichen und diese stapeln sich zum Ende hin regelrecht, so das man fast schon den Überblick über die Anzahl aus den Augen verlieren kann. Ohne nun zuviel verraten zu wollen kann man aber immerhin behaupten, das die stattfindenden Tötungen äusserst hart und kompromisslos in Szene gesetzt wurden und somit nicht unbedingt für zartbesaitete Menschen geeignet sind. Dabei sollte man nie ausser acht lassen, das es sich hier lediglich um die stark gekürzte Version des Filmes handelt und wenn diese schon so brutal und hart daherkommt, kann man sich ein ungefähres Bild von der ungeschnittenen Version machen.

Am schockierendsten ist für den Zuschauer die absolute Kaltblütigkeit, mit der die junge Frau hier ihre Taten begeht und dabei keinerlei Mitgefühl für ihre Opfer entwickelt, da diese ihrem großen Ziel offensichtlich im Wege stehen. Warum es sich letztendlich gerade um diese menschen handelt, wird erst ganz am Ende der Geschichte aufgeklärt und die Lösung legt dabei eine erschreckende Logik frei, auf die man eigentlich schon viel früher hätte kommen können. Die Ereignisse sind allerdings so verstörend, das man während der Ansicht dieses Werkes kaum dazu in der Lage ist, einen wirklich klaren Gedanken zu fassen, steht man doch fast die gesamte Laufzeit über unter einem gewissen Schockzustand, da sich das eigene Gehirn verzweifelt weigern will, die blutigen Geschehnisse zu realisieren. Es fällt verdammt schwer sich vorzustellen, das ein einigermaßen normaler Mensch den Weg von Cheng Li beschreiten würde, nur um eine Immobilie zu erwerben. Besonders schockierend erscheint dabei der Aspekt, das selbst ein enges Familienmitglied auf der Strecke bleiben muss, damit die gesamte Kaufsumme aufgetrieben werden kann. Aus Sicht der Hauptfigur wird das ganze Szenario so dargestellt, als wenn es sich um das Normalste auf der Welt handeln würde, das ganze Verhalten der jungen Frau weist dabei noch nicht einmal Ansätze von Reue oder einem schlechten Gewissen auf, was insbesondere in den letzten Szenen dieses brutalen Filmes sehr stark zum Ausdruck kommt, in denen man ein Telefongespräch zwischen Cheng Li und einem Makler mitvervolgen kann.

"Dream Home" ist ein wirklich ganz aussergewöhnlicher Film, zu dem einem auch kein vergleichbares Beispiel einfallen würde. Mit erstklassigen Darstellern besetzt ist Regisseur Ho-Cheung Pang hier ein grandioser Genre-Spagat gelungen, den man in vorliegender Form wohl noch nicht gesehen hat. Selbst in der mir vorliegenden gekürzten Fassung entfaltet das geschehen einen immens hohen Härtegrad, den man selbst gesehen haben muss, um die davon ausgehende Wirkung richtig einschätzen zu können. Ich freue mich schon jetzt auf eine hoffentlich erscheinende Uncut-Version dieses beeindruckenden Werkes, vielleicht besteht dabei sogar die Chance, das Splendid den Film ungeschnitten in der Black Edition veröffentlichen kann. Wenn man sich allerdings den Schnittbericht mit den geschnittenen Passagen anschaut, ist wohl eher Skepsis angesagt und man muss auf eine deutschsprachige Veröffentlichung unserer nachbarn aus Österreich oder der Schweiz hoffen, um diese schockierende Geschichte in ihrer vollen Pracht genießen zu können.

Fazit:

Aussergewöhnlich, brutal und schockiernd, das sind wohl die zutreffendsten Begriffe, um diese asiatische Produktion am besten zu beschreiben. Auch wenn man die verstörenden Taten der Hauptfigur keinesfalls verstehen und gutheissen kann, ergeben sie zum Ende der Geschichte eine so kalte und berechnende Logik, das man noch einmal mit einem zusätzlichen Tiefschlag aus dem Szenario entlassen wird. Dabei fällt es einem sichtlich schwer, die dabei anscheinend wohlgeplanten Taten sacken zu lassen, die von der Hauptdarstellerin begangen werden, um ihr Ziel letztendlich zu erreichen. Der nachhaltige Eindruck des Gesehenen beschäftigt den Zuschauer noch eine ganze Weile und man fragt sich dabei immer wieder, was in einem Menschen vorgehen muss, das er für eine Wohnung mehrere Menschenleben auf kaltbütige Art und Weise auslöscht.

8,5/10

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