Das Review enthält Spoiler.
Schon von klein auf hat Cheng Lai-Sheung (Josie Ho) den Traum später einmal in einem luxurösen Appartement in einen bestimmten Nobelviertel Hong Kongs zu wohnen. Dafür schuftet sie Tag für Tag an zwei Arbeitsplätzen und spart jeden Cent um ihrem Traum näher zu kommen. Als sie trotz aller Bemühungen die Wohnung nicht bekommt, dezimiert sie mit aller Brutalität die Mieterschaft, einen nach dem anderen.
Zu Beginn des Films wird der Zuschauer über die Wohnungssituation in Hong Kong durch Texttafeln informiert. Ein 54qm Wohnung kostet etwa 7 Mill. HK$ (rund 650.000 Euro). Eine Wohnung mit Blick auf den Hafen und das Meer kostet bis zu 25.500 Euro pro m².
Schon gleich zu Beginn wird dem Zuschauer vor Augen geführt welche Grausamkeiten einem in den folgenden 90 Minuten erwarten. Der Todeskampf eines Wachmannes während des Erstickens und sein Versuch den Kabelbinder um seine Kehle mit einem Messer zu zerschneiden, wird detailliert von der Kamera beobachtet. Sein Befreiungsversuch scheitert als er sich die Halsschlagader durchtrennt. Nichts wird beschönigt und keine brutale Einzelheit weggelassen.
Auch der Erstickungsmord an einer schwangeren Frau, in der mir vorliegenden Version zwar geschnitten (CAT III Hong Kong DVD von Edko Films Ltd.; auf den "Deleted Scenes" wieder zu sehen ), war starker Tobak und lässt einen mit Magenschmerzen zurück. Ihrer Freundin wird zuvor mit einem Stich durch den Hinterkopf das Auge ausgestochen.
So geht es weiter und weiter. Herausfallende Gedärme, eine Entmannung und eine orale Pfählung sind Beispiele für die insgesamt 11 Morde. Diese werden immer wieder durch Rückblenden unterbrochen.
Während Sheungs Kindheit wird gezeigt, wie die Menschen aus ihren Wohnung durch Wandalismus und Gewalt vertrieben werden, damit große Immobilienfirmen unter dem Schutz der Regierung luxuriöse Appartementhochhäuser bauen können. Vor allem wird aber erzählt, wie die erwachsene Sheung jeden Cent ihres schwerverdienten Geldes spart um sich ihre Traumwohnung mit Blick auf das Meer kaufen zu können. Doch immer wieder muss sie Rückschläge einstecken. Ihr Vater wird schwer krank und die Versicherung übernimmt die Behandlung nicht. Als dann die Verkäufer ihre Meinung ändern und Sheung doch nicht die Wohnung verkaufen, greift sie zur drastischsten aller Maßnahmen. Hier schließt sich der Kreis mit dem Beginn des Amoklaufs durch den ersten Mord an dem Wachmann. Zumindest beim ersten Ansehen rate ich bezüglich der Zeitsprünge zu hoher Aufmerksamkeit.
Dem Film gelingt wirklich gekonnt der Spagat zwischen anspruchsvollem sozialkritischen Drama und kompromisslosen Slasher. In ruhigen Bildern begleitet der Zuschauer Sheung durch ihr einfaches Leben, dessen Sinn für sie in der Erfüllung ihres Wohnungstraumes liegt. Blitzschnell schaltet der Film dann zu den Sheungs Blutrausch um, der an Realismus kaum zu überbieten ist.
8/10