Vierter Einsatz von Jack Ryan
Die Romane von Tom Clancy zeichnen sich durch große Detailgenauigkeit und ebenfalls umfangreiches Hintergrundwissen des Autors aus, leider aber auch durch gewisse reaktionäre politische Tendenzen. In den drei bisherigen Filmen gelang es, den Pathos eher klein zu halten, und auch hier verzichtet man auf das Loblied des glorreichen Amerikas zugunsten einer spannenden Handlung, in der am Ende die Russen vernünftiger sind als ihre amerikanischen Gegenspieler. Nachdem Harrison Ford zu alt für die Rolle geworden ist, darf nun Ben Affleck ran, der bisher eher durch eindimensionale Mimik aufgefallen ist. Erstaunlicherweise macht er seine Sache nicht schlecht, was aber daran liegt, daß die Geschichte des Films nicht hauptsächlich um ihn kreist. Wir sehen ihn als Ryan in den Anfängen seiner Karriere, in der er als Historiker das CIA bei der Einschätzung russischer Politiker berät.
Dumm nur, wenn auch eine dritte Gruppe um die Weltherrschaft kämpft – hier ein Zusammenschluß reicher Europäer mit nationalsozialistischem Hintergrund. Diese schaffen es, eine von den Israelis verlorene Atombombe nach über dreißig Jahren wieder aufzufinden, mit Hilfe russischer Physiker scharfzumachen und bei einem Footballspiel in Baltimore zu zünden. Natürlich glauben die Amerikaner an einen russischen Erstschlag, und so beginnt die Spirale des atomaren Krieges sich unaufhaltsam zu drehen. Doch Ryan hat dank seiner Spürnase und seiner Menschenkenntnis in letzter Sekunde den entscheidenden Kontakt zum russischen Präsidenten, der erst vor kurzem den als friedliebend bekannten aber leider fettleibigen und kranken alten Herrscher beerbt hat. Dank Ryan steht die Welt nur vor dem Abgrund des Atomkrieges und geht nicht den einen, kleinen Schritt weiter…
Die Story des Buches gibt arabische Terroristen als Drahtzieher an, aber das war den Filmschaffenden angesichts von den Attentaten auf die Twin Towers wohl zu heikel. So geben nun die Nazis die Bösen, das kennen wir aus dem amerikanischen Kino ja bereits bestens. Letztlich ist es auch egal, wer hinter dem Anschlag steckt, denn dieser geschieht nach etwa einer Stunde Filmlaufzeit, während sich die zweite Stunde eher der Eskalation widmet. Hier werden die einzelnen, genau festgelegten Schritte für den Fall des Falles ordentlich umgesetzt, und man fragt sich, ob es tatsächlich niemanden gibt, der solche Eskalation verhindern kann, wenn sie denn einmal vor der Türe steht. Leider ist das ganze Treiben nur bedingt spannend, man verzichtet zwar auf plakative Darstellung des Atomschlags, zeigt uns aber auch kaum Auswirkungen und ergeht sich in diplomatischen Zusammenhängen. Das ist zwar interessant, aber nur bedingt spannend – wer Action erwartet, ist bei diesem Film wirklich ganz falsch. Es ist eher ein Politthriller als ein mit dramatischen Sequenzen vollgepackter Terroristenfilm, realitätsnah, sicher, aber in meinen Augen zu lang und zu geschwätzig. Einmal ansehen ist ganz nett, aber dann hat es sich auch schon mit der Unterhaltung – ein klein wenig mehr Action hätte dem Film tatsächlich gut getan…6/10.