Was würde ein in der Gesellschaft als „normal“ angesehener Mensch mit jemandem anstellen, der ihm seine bis dahin glückliche Beziehung vermasselt, für den Verlust des hart erkämpften Arbeitsplatzes sorgt, quasi ohne Unterbrechung zusammenhangloses Gesabbel von sich gibt und alles menschenmögliche unternimmt, jede sich bietende Situation noch peinlicher zu gestalten als sie ohnehin schon ist? Willkommen in der Welt des Yuppies Tim (Paul Rudd), der sich für seine Karriere zunächst einmal nicht zu fein ist, ein solches Exemplar höchstselbst auf die Hörner (sprich: Motorhaube) zu nehmen, um selbiges später vor versammelter High-Society-Mannschaft als Beispiel außergewöhnlicher Idiotie vorzuführen.
Bis es aber zum titelgebenen Dinner kommt, darf sich der geneigte Zuschauer auf eine Reihe von Szenen freuen, die man im besten Fall einfach als grausam unkomisch oder uninspiriert langweilig wahrnimmt, während man im schlechten vor Fremdscham im Boden versinken möchte. Letzteres trifft auf nahezu alle Szenen mit Steve Carrell zu, der hier mit penetrantem künstlichen Überbiss eine Performance zum Besten gibt, deren Nervfaktor einen lange nicht mehr da gewesenen Wert auf der Jar-Jar-Binks-Skala liefert. But I'm not the only one: Nebendarsteller wie Zach Galifianakis als mental begabter Steuerbeamter und Lucy Punch als hysterische Blondine liefern ihre eigenen, nicht unwesentlichen Beiträge zu einem flachen Komödienstadl ab, die in Gestalt von Jemaine Clement als exzentrischer Künstler nur in wenigen Momenten einen Hauch von Klasse aufblitzen lässt, wenn die Jagd nach dem nächsten Schenkelklopfer kurz pausiert und eine Figur ausnahmsweise mal für sich sprechen darf.
Die Gegenparts kommen indes auch nicht besser weg: Paul Rudds Figur ist über weite Strecken das farblose Abziehbild eines karriereorientierten Arschkriechers, bei dessen Langweilerattitüde es kaum verwundert, dass seine attraktive Freundin, die passenderweise im Künstlermilieu tätig ist, seine Heiratsanträge zunächst gern überdenken möchte. Sein Chef (Bruce Greenwood) wie auch seine Kollegen bilden dann den zweckmäßigen Part der arroganten Schnösel, die hier allzu gewollt als solche vorgeführt werden sollen, im Grunde aber auf einer charakterlichen Entwicklungsstufe mit ihren skurrilen Gästen stehen. Soll man nun über die Spinner ansich lachen oder lieber die Leute verteufeln, die sich systematisch über jene mokieren? Angesichts des vorherrschenden Humorvakuums fällt beides ziemlich schwer.
Einziger Lichtblick im Dickicht der belanglosen Kalauer sind die von Carrells Figur geschaffenen künstlerischen Objekte, die für die wenigen, zumindest in visueller Hinsicht, originellen Szenen sorgen: Dioramen, in denen ausgestopfte Mäuse historische Figuren darstellen. Diese werden in Carrells einziger guter Szene als fantasievolle Präsentation vorgeführt – nur um wenige Augenblicke später wieder in das altbekannte, grobe Erzählmuster zurückzufallen.
Jay Roach hat sich in der Vergangenheit als anerkannter Experte für brachialhumorige, aber sympathische Mainstreamkomödien (Austin Powers, Meine Braut, ihr Vater und ich) bewiesen. Sein neuerlicher Ausflug auf den Regiestuhl schafft diesen Spagat leider nicht: Dinner für Spinner ist ein gänzlich misslungener Versuch, die hibbelig-überdrehte Art des französischen Slapstickhumors in ein amerikanisches Korsett zu zwängen. Die mit der Nagelkeule geführten Humorattacken versanden in einem zeitweise unerträglichen Potpourri des Fremdschämens, ausgefeilter Dialogwitz ist so gut wie keiner vorhanden und die Figuren selbst haben entweder den Charme einer Schüssel aufgeweichter Cornflakes (Paul Rudd) oder chargieren derart enthemmt (Steve Carrell), dass man die unter der Oberfläche verborgene Emotionalität kaum wahrnimmt, geschweige denn in Erinnerung behält. In dieser bleibt eher die Frage, warum dieser Beitrag zum Genre der mäßigen Hollywoodremakes europäischer Erfolgsformate auf fast zwei Stunden aufgeblasen werden musste.